Biographie

Gerstner, Hans

Beruf: Volkstumspolitiker
* 9. März 1898 in Laibach/Krain

Geboren 1898 in Laibach, damals Hauptstadt des Herzogtums Krain, als Sohn des Musikdirektors der deutschen Laibacher „Philharmonischen Gesellschaft“, besuchte Gerstner die Volksschule des Laibacher Schulkuratoriums (des Vereins zur Förderung deutschen Schulwesens in Krain) und das deutsche Staatsgymnasium in Laibach.1915 zum Militärdienst einberufen, stand er als Leutnant in Galizien, im Grappa-Gebiet und vor Verdun, wo er verwundet wurde.

Als nach dem Umsturz 1918 seine Familie schwerer Verfolgung seitens des neuen SHS-Staates ausgesetzt war, ließ Gerstner Krain und ließ sich in Wien nieder. Hier studierte er auf der Universität, an der er 1922 zum Dr. jur. promovierte.

Nach dem Studium trat er in die Dienste der Breviller Urban AG, Wien, ein, in der er bis zum Eintritt in den Ruhestand verblieb. Im Auftrag der Breviller Urban war er in Argentinien Mitbegründer der BURCO SA, der größten Schraubenfabrik Südamerikas. Im Zweiten Weltkrieg diente Gerstner als Major der Deutschen Wehrmacht an der Westfront, auf dem Balkan, in Rußland und Italien.

Seit seiner Jugend widmete er sich den Aufgaben der Volkstumsarbeit in den von Österreich an Jugoslawien abgetretenen Gebieten: Krain und Südsteiermark. Ab 1925 war er Berichterstatter beim „Deutschen Schulverein Südmark“, später, bis 1938, in der Hauptleitung des Vereins, der als einziger die Interessen des Deutschtums in den genannten Gebieten verteidigte. Gerstner unterhielt ausgezeichnete Beziehungen mit dem in Krain bodenständigen Deutschtum und wurde so aus erster Quelle über die Zwangsslowenisierung dieser Territorien unterrichtet. Mit Aufsätzen und Vorträgen wies er wiederholt auf den Bruch der durch den Völkerbund gesicherten Minderheitenrechte hin.

Während der deutschen Besetzung des Landes im Zweiten Weltkrieg hatte Gerstner keinen Einfluß auf das Vorgehen der damaligen Verwaltung und wurde auch nicht zu Rate gezogen.

Nach der totalen Entdeutschung Krains im Jahre 1945 machte sich Gerstner zum Sprecher der Deutschkrainer, die grausam dezimiert und in alle Winde verstreut wurden. Durch Reisen und eine sehr rege Korrespondenz unterhält er ein wertvolles Verbindungsnetz, so mit vollem Einsatz bemüht, das Untergehen dieser Volksgruppe zu verhindern.

Gerstner schrieb auch weiter Aufsätze und sammelte Material über das Vorgehen gegen die Deutsch-Krainer. Auch als Altmitglied des Akademischen Vereins „Carniola“, der die aus Krain stammende akademische Jugend und deren Nachkommen vereinigt, bemüht sich Gerstner, alte Krainer Tradition an die Jugend weiter zu vermitteln. So leistet Hans Gerstner ohne öffentliche Unterstützung und ohne Amtswürde seit dem Umsturz 1918 eine leise mühevolle Kleinarbeit zum Wohl des Volkstums, dem er mit ganzer Liebe ergeben ist, trotz des schon 60 Jahre andauernden Heimatverlustes eines über 1100 Jahre politisch, wirtschaftlich und kulturell zur deutschen Welt gehörenden Landes. Er lebt in Wien.

Lit.: Das Deutschtum in Krain, Eckartschrift 71, Wien 1979: Die Partisanen in Krain, Donauraum-Almanach 1982, Wien; Manfred Straka: Untersteiermark, Unvergessene Heimat, Eckartschrift 76, Wien 1980.