Biographie

Giemsa, Gustav

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Apotheker, Tropen- und Schiffsmediziner
* 20. November 1867 in Blechhammer, Kr. Cosel/Oberschlesien
† 10. Juni 1948 in Biberwier/Tirol

Jeder in der histologischen Diagnose tätige Arzt und die dortigen medizinischen Assistentinnen kennen heutzutage die GIEMSA-Färbung, eine der immer noch häufig angewandten Nachweise. Ursprünglich von Romanowski für den Nachweis von Parasiten und Blutzellen gedacht, hat die Version von Giemsa mit Azur, Eosin, Methylenblau in Methanol/Wasser sich zu einer zuverlässigen Methode entwickelt, beispielsweise für Blut, Knochenmark oder Gewebeschnitte. Die Zellkerne erscheinen rotviolett, das Zellplasma blau, die Erythrozyten blaßrot, Protozoen und Parasiten leuchtend rot, eosinophile Granula färben sich rötlich-braun, basophile blau, neutrophile rotviolett.

Der Schlesier Giemsa studierte von 1892 bis 1894 in Leipzig Pharmazie und im Anschluß daran Bakteriologie, Chemie und Mineralogie. Von 1895 bis 1898 war er im damaligen Deutsch-Ostafrikanischen Schutzgebiet als Gouvernementsapotheker tätig, ohne seine Tätigkeit als Chemiker zu vernachlässigen. In Berlin studierte Giemsa anschließend organische und physiologische Chemie. 1900 ging er an das neu gegründete Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten nach Hamburg, wo er bis 1933 die chemische Abteilung unter sich hatte. Noch 1939 veröffentlichte er gemeinsam mit Ernst Georg Nauck in BuchformEine Studienreise nach Espirito Santo: Volksbiologische Untersuchungen einer deutschstämmigen Bevölkerung in Mittelbrasilien als Beitrag zum Akklimatisationsproblem.

In der Schiffsmedizin galt sein Interesse unter anderem der Tilgung von Ratten. Eines seiner Hauptinteressensgebiete war dieSeuchenbekämpfung. Weniger bekannt geworden sind seinechemotherapeutischen Arbeiten, beispielsweise zur Wirkung von Chininabkömmlingen sowie über Arsen- und Wismutverbindungen.Immerhin haben die zusammen mit Manfred Öesterlin und zum Teil mit Bruno Pützer durchgeführtenChemotherapeutischen Studien auf dem Gebiet der Chinaalkaloide, so der Titel einer Arbeit, bei denen versucht wurde, durch chemische Veränderungen an der Ursprungssubstanz die Wirkung gegen Malariaparasiten zu steigern, neben den üblichen Fehlschlägen sogar zu einem US-amerikanischen Patent (Nr. 1 972 988 von 1934) für die Winthrop Chemical Company geführt,und zwar für die 8-Chinolylazo-Verbindungen der Chininserie.

Giemsa wird als hilfsbereiter und geselliger Mensch geschildert. Sein Lebensabend in Tirol war allerdings zeitweise von wirtschaftlicher Not geprägt.

Lit.: H. Vogel: Gustav Giemsa 1867-1948, Z. Tropenmedizin-Parasitologie 1967, 18(4), S. 386. – Gustav Giemsa (1867-1948), Triangle 1967; 8(1), S. 1. Die erste im Text genannte Arbeit erschien 1939 im Verlag de Gruyter, 75 S.; die Studien über die Chinaalkaloide im „Archiv für Schiff- und Tropenhygiene“, Bd. 37, Beiheft 4, 32 S., (1933).

 

  Otto Löw