Biographie

Goetz, Hermann (Gustav)

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Komponist
* 7. Dezember 1840 in Königsberg i.Pr.
† 3. Dezember 1876 in Zürich

Hermann Gustav Goetz, der Sohn einer Königsberger Kaufmannsfamilie, erhielt ziemlich spät Klavier- und Kompositionsunterricht in Königsberg von Louis Köhler. Er studierte zunächst an der Universität seiner Heimatstadt Mathematik und Physik, ging dann aber in Berlin zum Studium der Musik am Sternschen Konservatorium über. Dort unterrichtete ihn in Komposition der aus Schlesien stammende Hugo Ulrich, Hans von Bülow im Klavierspiel und Stern im Dirigieren. 1863 übernahm er an der Winterthurer Stadtpfarrkirche die Organistenstelle. Eine früh auftauchende Lungentuberkulose zwang ihn zu dauerndem Aufenthalt in der Schweiz, unterbrochen durch gelegentliche Reisen, auch nach seiner Heimatstadt Königsberg. 1869 heiratete er in Winterthur Laura Wirth. 1870 zog er nach Zürich um; noch nicht 36 Jahre alt, starb er in Hottingen bei Zürich an Schwindsucht und damit an der gleichen Krankheit wie die beiden anderen großen Königsberger seiner Zeit, Otto Nicolai und Adolf Jensen.

Im Gegensatz zu den Spätromantikern hielt sich Goetz als Komponist an die Gepflogenheiten der Wiener Klassiker und schrieb Werke in allen musikalischen Gattungen: in der Vokalmusik Lieder, Chor, Kantaten und Opern; in der Instrumentalmusik Konzerte, Symphonien und eine Ouvertüre, Kammermusikkompositionen für verschiedene Besetzungen und eine große Anzahl von Klaviermusik. Außerdem war er in Zürich als Musikkritiker tätig. Mit den großen Komponisten im deutschen Sprachraum pflegte er persönliche Beziehungen oder stand mit ihnen im Briefwechsel. Erfolgreich, aber nicht populär, wurde Goetz mit seiner am 11. August 1847 von Ernst Frank in Mannheim uraufgeführten Oper „Der Widerspenstigen Zähmung“. Sie wurde rasch in vielen europäischen Großstädten nachgespielt. Goetz als Komponist ist heute weitgehend als Schöpfer dieser komischen Oper bekannt. Er bereichert damit die ohnehin nicht sehr üppig bedachte romantisch deutsche komische Oper. Seine Klavier- und Kammermusik erfreute sich einiger Beliebtheit, während er mit seinen Sinfonien keinen all zu großen Anklang fand.

Die Schweizer schätzen Goetz hoch und zählen ihn zu den namhaften Komponisten ihres Landes. Goetz schrieb unter anderem drei Kinderlieder in Schweizer Mundart. Goetz zählt zu den interessanten und wichtigen Gestalten der Musik der deutschen Romantik.

Lexika: Kahl, Willi: [Artikel] Goetz, Hermann Gustav, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5 Kassel und Basel 1956, Sp. 470-473. Schuh, Willi; Hans Ehringer, Pièrre Meylan und Hans Peter Schanzlin: Schweizer Musiker-Lexikon 1964, Zürich 1964, S. 144 f. Münster, Robert: [Artikel] Goetz, Hermann (Gustav), in: The New Grove Dictionary of Music and Musicians, London 1980, 7. Bd., S. 493-494.

Lit.: Kreuzhage, Eduard: Hermann Goetz. Sein Leben und seine Werke, Leipzig 1916. Loewenberg, Alfred: Annals of Opera 1597-1940, Societas bibliographica Geneve, 21955. Münster, Robert: die erste Symphonie e-moll von Hermann Goetz, in: die Musikforschung 22. Jg., 1969, S. 162-175. Puchelt, Gerhard: Hermann Goetz (1840-1876), in: Schweizerische Musikzeitung 116. Jg. 1976, S. 438-445.