Biographie

Gottschalk, Hanns

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Schriftsteller
* 21. Juli 1909 in Lenschütz bei Cosel/Oberschlesien
† 28. Dezember 2001 in Linz/Donau

In einer dem „Gedanken und Gedichten“ vorangestellten Würdigungdieses „Meisters der Sprache“ führt Wolfgang Schwarz u.a. aus: „Ein solcher Dichter, der in diesem Buch noch die Zeile von der ‚Entzauberung unserer Welt‘ den Menschen vors Gesicht hält, darf getrost ‚Guten Morgen, ABENDLAND‘ sagen. Er hat die Magie in seiner Poesie, das alte Abendland in einen neuen Morgen zu fahren“. Gottschalk hat beizeiten erkannt, wie Worte die Welt verändern, wie unser Sprachleben weitgehend unsere geistige Situation bestimmt: mit anderen Worten, was in der Sprache nicht vorkommt, kommt auch im Bewusstsein der Menschen nicht vor. Das Redenmüssen, wo man wirklich etwas zu sagen hat, und das Schweigenkönnen, wo nur das noch weiterhilft. So wird eine gestörte oder eine zerstörte Sprache zwangsweise auf ihre Handlungsweise zurückwirken, in den Zeilen des Gedichtes „WORTE, Aber der Stummheit/ entrissen und langsam/ gewachsen in Sagen,/ lehren sie dich/ die Weisheit des Schweigens.“

Hanns Gottschalk wurde am 21. Juli 1909 in Lenschütz bei Cosel in Oberschlesien geboren. Nach seiner Schulzeit nahm er in Wien und Breslau das Studium der Germanistik auf, promovierte zum Doktor der Philosophie. Die Ernennung zum Ehrenprofessor erfolgte 1960. Schon bald hatte er sich entschlossen, das Leben eines freien Schriftstellers zu führen. Nach der Vertreibung siedelte er sich in Linz a.d. Donau an. Im Jahr 1946 ist sein Roman eines Bildschnitzers, Meister Dominus, erschienen und 1947 Fährmann Gottes. Mit der Novelle Die Reifeprüfung kam Gottschalk 1949 heraus.

Mit seinem Nachdenken über Sein und Zeit, in seinem Ringen um Gültigkeit des Geschriebenen, ist er unverkennbar ein berufener Nachfahre der Schlesier Martin Opitz, Andreas Gryphius, Angelus Silesius, Joseph von Eiehendorff, Gerhart Hauptmann und Hermann Stehr, um nur diese zu nennen.

Über sein Schreiben hinaus widmete er sich Gemeinschaftsaufgaben, gab für die „vergessenen Schriftsteller“ eine Schriftenreihe heraus und Anthologien wie Erbe und Auftrag und Ziel und Bleibe. Der Andreas-Gryphius-Preis wurde von ihm begründet. Er war Initiator von Veranstaltungen der KÜNSTLERGILDE, so auch der Poetischen Seminare.

Der Roman Es rauscht ein Strom erschien 1952 und erreichte inzwischen vier Auflagen. Es folgten 1953 Dichtungen in Prosa mit den Bad Haller Impessionen und Gedichte unter dem Titel Am Herzen der Schöpfung im Jahre 1955, welche 1964 eine Neuauflage erfuhren. In dichter Folge erschienen Novellen wie Der Sohn 1954, Die Weiche 1956, Der Weg nach Petropowka 1959 und Urlaub in die Ewigkeit 1961.

Immer wieder trat Hanns Gottschalk mit Gedichtbänden hervor wie 1960 mitHorizonte, Dein Zauber und Glanz dieser Welt 1965, Zeit für einen Vers 1972, Bildwechsel 1978, Kontrapunkte 1980, Unser das Wort 1984, Guten Morgen – Abendland 1989 und Die Jahrhundertfeder 1993.

Mit dem Schauspiel Einer muß bleiben stellte sich der Dichter 1964 vor und Zeit ohne Zifferblatt sowie mit dem Hörspiel Holüber 1969. Seine Gesammelten Novellen erschienen 1970 unter dem Titel Welt der Windlaterne und unter Eulen vor dem Spiegel kam eine Reihe heiterer Erzählungen 1973 heraus.

Über den Lyriker Hanns Gottschalk äußerte sich Adalbert Schmidt einmal so: „Gottschalks Gedichtbände zeigen einen Dichter, der zwischen Tradition und Neuerung Maß und Mitte zu halten weiß … Landschaften der Natur und der Seele offenbaren das östliche Schicksalserbe mit den Furchen der Felder und den Stimmen des Stroms, mit der Mentalität jener Menschen, die, wie es Hermann Stehr einmal ausgedrückt hat, an den Grundwassern des Lebens wohnen. Da spürt man die Sehnsucht nach einer Heimstatt jenseits von Hier und Heute, nach einer Einkehr bei Menschen und Menschlichkeit … Dort und weit darüber hinaus versteht man seine Stimme und lässt sie dankbar in sich nachklingen: ‚Was aber bleibt,/ ist das runde,/ lebendige Wort/ und nicht/ das an die Tafeln/ des Tages/ Geschriebene.‘“

Nicht unerwähnt sollten die Herausgaben weiterer Anthologien bleiben, wie Und die Welt hebt an zu singen, eine Sammlung schlesischer Lyrik, und Das schlesische Balladenbuch von Strachwitz bis zur Gegenwart, Hanns Gottschalk hat 25 Jahre als Herausgeber des VOLKSKALENDER FÜR SCHLESIER im Aufstieg-Verlag gewirkt.

Sein unermüdliches und erfolgreiches Schaffen wurde außer mit dem bereits erwähnten Andreas-Gryphius-Preis schon vordem mit dem Ostdeutschen Erzählerpreis, dem Dramatikerpreis 1961, dem Funkerzählerpreis 1973, dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1976, der Pro-Arte-Medaille der Künstlergilde und dem Österreichischen Ehrenkreuz, dem höchsten Orden Österreichs, entsprechend gewürdigt.

Im 93. Jahr seines Lebens verstarb nach längerem Leiden am 28. Dezember 2001 der schlesische Schriftsteller Prof. h.c. Dr. Hanns Gottschalk in Linz a.d. Donau, wo er nach der Vertreibung mit seiner Gattin Dr. med. Eva Gottschalk wie vordem in Schlesien als freier Schriftsteller lebte. Die Verabschiedung fand am Montag, den 7. Januar 2002, um 11.30 Uhr im Urnenhain Linz-Urfahr statt.

Lit.:Vansca, Hanns Gottschalk (Monatshefte der Weltliteratur. – Gilbert Socard, Hanns Gottschalk (Dokumente 4, 1956). – A. Fischer Colbrie, Hanns Gottschalk (Zeitgenössische Schriftst.). – Arno Lubos: Linien und Deutungen, München 1963. – Hanns Gottschalk in Persönlichkeiten Europas, Luzern 1975.

Bild: Archiv des Autors.