Biographie

Grazie, Marie Eugenie delle

Herkunft: Banat
Beruf: Dichterin und Dramatikerin
* 14. August 1864 in Bela Crkva/ Banat
† 19. Februar 1931 in Wien

Der Vater der Dichterin aus dem damals südungarischen Banat stammte aus einer venezianischen Adelsfamilie und war zunächst Oberinspektor der Ersten Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, später Bergwerksdirektor in Drenkowa, die Mutter war eine Deutsche aus dem Banat. Nach dem Tode ihres Vaters ging Marie Eugenie an die Lehrerinnenbildungsanstalt nach Wien, wo sie von dem Theologen Professor Laurenz Müller unterstützt wurde, und als Anerkennung ihrer frühen schriftstellerischen Arbeit ein Stipendium erhielt. Sie konnte als freie Autorin in Wien leben und zählte an der Wende vom 19. bis 20. Jahrhundert neben Maria von Ebner-Eschenbach zu den bekanntesten Autorinnen der zeitgenössischen österreichischen Literatur. Im Gegensatz zu Maria von Ebner-Eschenbach (eine geborene Gräfin Dubska) starb Marie Eugenie Delle Grazie unverheiratet im Alter von 66 Jahren in Wien.

Für ihr erstes Werk Saul erhielt sie das Stipendium der Schwestern-Fröhlich-Stiftung. Die Literaturgeschichte lobt das Reifen ihrer Werke, die in epischer und lyrischer Form erschienen. Manche ihrer Arbeiten sind Populärliteratur, aber sie schrieb auch gesellschaftkritisch und trat als Protagonistin des Realismus für Menschenwürde und Freiheit ein. Mit Autoren wie Richard Kralik und Johann Ferchner von Steinwand und Kolleginnen wie Auguste Hyrtl und Emilie Mataja gehörte sie bis 1904 zur Vereinigung Iduna, einer Gruppe konservativer katholischer Autoren, die auch die Zeitschrift Iduna – Zeitschrift für Dichtung und Kritik herausgab. 1901 wurde sie mit dem Bauernfeld-Preis, 1906 mit dem Volkstheaterpreis und 1916 mit dem Ebner-Eschenbach-Preis ausgezeichnet.

Ihr lyrisches Schaffen umfasste Ausgaben wie Gedichte (1882, neue Ausgabe 1885) und Italienische Vignetten (1892), Dramen und Tragödien wie Saul. Schlagende Wetter, Robespierre, Der Schatten oder Ver Sacrum, Erzählungen und Novellen wie Die Zigeunerin. Eine Erzählung aus dem ungarischen Haidelande, Die weißen Schmetterling von Clairvan oder Liebe, dazu Romane wie Heilige und Menschen, Vor dem Sturm oder Der Liebe und des Ruhmes Kränze, ein Roman auf die violaʼ dʼamour in zwei Bänden. Ihre autobiographischen Romane wie Donaukind und Eines Lebens Sterne gelten als ihre reifsten Schöpfungen einer „heute zu Unrecht Vergessenen wie einer einst übertrieben Gefeierten“.

Bild: www.anthrowiki.at.

Rudolf Grulich