Der am 6. April 1656 (bzw. am 29. März 1657) in Napratten (Ermland) geborene Otto Friedrich von der Groeben war Sohn des kurbrandenburgischen Generalmajors Georg Heinrich von der Groeben und der Dorothea von Gattenhofen. Die Jugendzeit verbrachte er in der zum Bistum Ermland gehörenden Stadt Rössel, wo er, obwohl dem protestantischen Bekenntnis zugehörig, in den Jahren 1666-1673 das dortige Jesuitenkolleg besuchte. Dank dieser Schule, die in der damaligen Zeit einen hervorragenden Ruf hatte, empfing der junge Otto Friedrich von der Groeben umfassende Kenntnisse im Bereich der klassischen Bildung, die ihm in seiner späteren Tätigkeit als Schriftsteller vom großen Nutzen waren. Bereits im Alter von 17 Jahren erwachten in ihm Abenteuer- und Reiselust – in Begleitung des polnischen Obersten Christoph Meglin brach er zu einer Reise nach Italien und der Insel Malta auf. Auf Malta schloß er sich einer Kaperfahrt gegen die Türken an, im deren Verlauf er verwundet wurde. Es folgten: eine Pilgerfahrt ins Heilige Land, die Reisen nach Zypern und Ägypten sowie die für viele Angehörige des europäischen Adels im 16. und 17. Jahrhundert typische Kavaliersfahrt durch Spanien, Frankreich und England. In dieser Zeit war er auch ein Jahr lang Soldat in Diensten des spanischen Königs. Nach acht Jahren Aufenthalt im Ausland kehrte Otto Friedrich von der Groeben nach Preußen zurück. Er begab sich nach Berlin, wo er zwei Jahre lang am Hof des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm diente, der ihn 1681 zum Kammerjunker ernannte. Ein Jahr später wurde er vom Kurfürsten aufgrund seiner Erfahrung als Seefahrer mit der Führung der brandenburgischen Seeexpedition nach Guinea betraut. Der Große Kurfürst war nämlich stark am überseeischen Handel und am Erwerb von Kolonien interessiert, weil er darin eine der Quellen für den Reichtum eines Staates erblickte. Mit Hilfe des niederländischen Kaufmanns und Schiffsreeders Benjamin Raule, der seine Schiffe dem Kurfürsten zur Verfügung gestellt hatte, wurde von 1676 an die brandenburgische Kriegsflotte aufgebaut. Im Jahre 1680 zählte sie bereits über 28 Schiffe, die über die Feuerkraft von insgesamt 502 Geschützen verfügten. Die Kriegsflotte wurde während des Krieges gegen Schweden 1675-1678 in der Ostsee eingesetzt, danach sollte sie als ein Instrument der kolonialpolitischen Ambitionen des Großen Kurfürsten dienen. Dessen Ansicht nach waren „Seefahrt und Handlung (…) die fürnehmsten Säulen eines Estats, wodurch die Unterthanen beides zu Wasser, als auch durch die Manufakturen zu Lande ihre Nahrung und Unterhalt erlangen.“ Bereits im September 1680 entsandte Friedrich Wilhelm zwei Fregatten, die im Januar 1681 die westafrikanische Küste erreichten; die nachfolgende Expedition wurde im Juli 1682 gestartet. Otto Friedrich von der Groeben erhielt den Oberbefehl über die Fregatten „Churprinz“ und „Morian“ und gründete an der westafrikanischen Küste, auf dem Gebiet des heutigen Ghana, das Fort Großfriedrichsburg, wo er am 1. Januar 1683 die brandenburgische Fahne hißte. Aufgrund einer schweren Fiebererkrankung mußte er jedoch vorzeitig die Rückreise auf der „Morian“ antreten, während das zweite Schiff, die „Churprinz“ mit den zum Verkauf bestimmten afrikanischen Sklaven nach West-Indien segelte. Nach seiner Rückkehr nach Preußen wurde er vom Kurfürsten zum Amtshauptmann von Marienwerder und Riesenburg ernannt. Es waren Ämter, die zuvor seit 1662 von seinem Vater ausgeübt wurden. Mit Genehmigung des Kurfürsten, der ihm dafür die Verpflichtung auferlegte, Berichte zu erstatten, unternahm er 1686 eine Reise nach Venedig. Dort schloß sich Otto Friedrich von der Groeben einer Expedition der venezianischen Truppen gegen die Türken an, deren Ziel es war, Morea (bis zum 20. Jahrhundert übliche Bezeichnung für die Halbinsel Peloponnes) zu erobern. Zurück in Preußen wurde von der Groeben zum Generalmajor befördert und erhielt den Orden Pour la Générosité. Von da an widmete er sich seinen Pflichten als Amtshauptmann und begann, wie er selbst ausdrückte, von der „süßen Seuche der Schreyberey“ gepackt, seine schriftstellerische Tätigkeit. Im Jahre 1694 erschien in Marienwerder in der eigens dafür eingerichteten Druckerei des aus Elbing stammenden Simon Reiniger seine „Orientalische Reise-Beschreibung Des Brandenburgischen Adelichen Pilgers Otto Friedrich von der Gröben nebst der Brandenburgischen Schiffahrt nach Guinea und der Verrichtung zu Morea“, in der er über seine Reisen berichtete, außerdem im Jahre 1700 das ebenfalls von Reiniger – diesmal in Danzig – gedruckte allegorische Epos „Des edlen Bergone und seiner tugendhaften Areteen denckwürdige Lebens- und Liebesgeschichte“. Otto Friedrich von der Groeben war dreimal verheiratet und hatte 20 Kinder. Seine erste Frau, Barbara von Schlieben († 1703) heiratete er im Jahre 1687 nicht zuletzt deshalb, weil er „ein Remoram und Abhaltungsmittel wider das Reisen“ finden wollte. Die beiden anderen Frauen waren Marie Gräfin zu Waldburg († 1710) und Luise von Kanitz († 1790). Otto Friedrich von der Groeben starb am 30. Januar 1728 in Marienwerder und wurde in der eigens für ihn 1705 errichteten und an der Nordseite des Marienwerderer Doms gelegenen Kapelle beigesetzt.
Das Ereignis, mit der die Nachwelt seinen Namen in Verbindung bringt – die Gründung der befestigten brandenburgischen Niederlassung Großfriedrichsburg an der westafrikanischen Küste im Januar 1683 – besaß für die unmittelbar nachfolgenden Generationen nur untergeordnete Bedeutung. Entgegen der Erwartung des Großen Kurfürsten erwies sich das Engagement in Afrika als ein finanzielles Fiasko. Deshalb wurden im Jahre 1717 sämtliche afrikanische Besitzungen von dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. an die Niederländisch-Westindische Kompanie für den Preis von 6 000 Dukaten verkauft. Erst in der Zeit nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 und im Zuge der seit 1884 erfolgenden Erwerbung von Kolonien im Übersee trafen die Person von der Groebens und das von ihm gegründete Fort Großfriedrichsburg auf ein lebhaftes Interesse seitens der deutschen Öffentlichkeit. Symbolische Bedeutung erhielt in dem Zusammenhang die Expedition des deutschen Kreuzers „Sophie“ nach Afrika, dessen Besatzung 1886 mit der Aufgabe betraut wurde, die alten Kanonen in den Trümmern des inzwischen verfallenen Forts zu bergen und nach Deutschland zu bringen. Weitere Geschütze aus Großfriedrichsburg brachte man 1912 zurück; sie wurden überwiegend im Berliner Zeughaus gelagert und ausgestellt. Keines von ihnen erhielt sich bis in unsere Zeit – während des Zweiten Weltkrieges wurden sie vermutlich eingeschmolzen. Ein anderes Schicksal hingegen erfuhr das Fort Großfriedrichsburg, das in den 1960er Jahren die damalige ghanaische Regierung als Touristenattraktion rekonstruieren ließ und das heute noch ein lohnendes Besichtigungsziel ist.
Lit.: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 9, S. 706-707. – Peter von der Groeben: Die Grafen und Herren von der Groeben, Bremerhaven und Münster 1978. – Ulrich van der Heyden: Rote Adler an Afrikas Küste. Die brandenburgisch-preußische Kolonie Großfriedrichsburg in Westafrika, Berlin ²2001.
Bild: Franckesche Stiftungen, Halle/Saale
Peter Dryla