Biographie

Guderian, Heinz Wilhelm

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Generaloberst
* 17. Juni 1888 in Kulm/Westpr.
† 14. Mai 1954 in Schwangau bei Füssen

Die Ahnen Heinz Guderians lebten seit dem 18. Jahrhundert als Gutsbesitzer und meistens Juristen westlich von Bromberg. Durch die Großmutter, Enkelin und Urenkelin preußischer Generale, kam das militärische Element in die Familie. Der Vater war Soldat, zuletzt Generalleutnant. Die Mutter war die Tochter Kirchhoffs, Besitzer eines Rittergutes im Kreise Kulm.

Heinz wuchs mit seinem Bruder in harmonischer, kultivierter Atmosphäre auf. Er bestand das Abitur an der Kadettenanstalt in Berlin. Als Leutnant heiratete er 1913 Margarete, Tochter des späteren Generalarztes Dr. Goerne. Sie schenkte ihm zwei Söhne und Glück bis zum Tod. Noch 1913 bezog er als jüngster Teilnehmer die Kriegsakademie (in die nur etwa ein Fünftel der sich Meldenden aufgenommen wurde). Diese Generalstabsausbildung konnte erst im Weltkrieg abgeschlossen werden; Guderian erlebte ihn als Funkoffizier, ab 1915 als Nachrichten-, dann als Generalstabsoffizier in verschiedenen Stäben. Nach dem Krieg entschloß er sich, Soldat zu bleiben, hauptsächlich, um den deutschen Osten zu schützen. Die Monate im Grenzschutz-Oberkommando, die Kontakte mit der meuternden Eisernen Division im Baltikum prägten sich dem 30jährigen ein, unauslöschlich.

Während der weiteren Lehrjahre (Truppentransportaufgaben in Berlin, 2. Division in Stettin) studierte Guderian bewegliche Kriegsführung, in seinen Augen einzige Erfolgsmöglichkeit eines kleinen Heeres. Dann, als Chef der Inspektion der Verkehrstruppen, planten er und sein Stab selbständige Panzer-Großverbände. Und 1935 wurden die ersten drei Panzerdivisionen geschaffen, gegen die französisch geprägte Ansicht des Generalstabes (Panzer nur Hilfswaffe der Infanterie), mit Unterstützung Hitlers, der hier eine Möglichkeit sah, die Abhängigkeit von den alten Siegermächten loszuwerden.

1936-38 führte Guderian die 2. Panzerdivision, dann das XVI. Armeekorps. Er schrieb das grundlegende Buch „Achtung – Panzer!“ Guderian war an den Einmärschen in Österreich und im Sudetenland beteiligt. „Überall wurde unseren Soldaten der gleiche ergreifende Empfang bereitet“, schreibt er. Seine steile Laufbahn setzte sich im Zweiten Weltkrieg fort. Jetzt zeigte sich, wie richtig er die Panzertruppen aufgebaut hatte und wie sehr ihm ihre Führung lag. Er gab seinen Unterführern „Fahrkarten bis zur Endstation“, mischte sich also grundsätzlich nicht ein in die Durchführung. Aber er war ständig bei der Truppe, riß mit, scheute keine Gefahr, erkannte rasch, wo geholfen werden mußte, führte mit Einsatz aller modernen Hilfsmittel und äußerster Energie. Es ist unmöglich, im Rahmen dieser Skizze näher auf seine Führungsleistungen einzugehen, den Durchbruch bei Sedan, den Raid an die Kanalküste und die Einkesselung der Maginot-Verteidigung 1940, die gewaltigen Operationen des Generalobersten in Rußland 1941. Weil er im Dezember 1941 vernünftig und menschlich, aber gegen Befehl handelte, wurde er entlassen. Man brauchte ihn wieder im Februar 1943. Als Generalinspekteur der Panzertruppen gab er diesen wieder Mittel und Mut zu kämpfen. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 44 übernahm er zusätzlich die „Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs des Generalstabes des Heeres“, der für die Ostfront verantwortlich war. Er schreibt: „Ich wäre in meinen eigenen Augen ein Schuft und Feigling geworden, wenn ich nicht den Versuch unternommen hätte, das Ostheer und die Heimat Ostdeutschland zu retten.“ Es ist nicht gelungen. Aber wenn nicht Guderian allen unsinnigen Befehlen Hitlers zum Trotz geschickt und hartnäckig gehandelt hätte, würde wohl die Grenze zwischen den beiden Deutschland weiter westlich verlaufen.

In der Kriegsgefangenschaft (bis 1948) und während der wenigen Jahre, die ihm nachher verblieben, war er ein sehr aktiver Militärschriftsteller, schrieb auch sein zweites Hauptwerk, „Erinnerungen eines Soldaten“. Sicher war er ein begnadeter Soldat, aber auch ein verantwortungsbewußter Staatsbürger. Er riskierte sein Leben, indem er z.B. ein früheres Ende des Krieges herbeizuführen suchte, nach dem Attentat mehrere Offiziere vor der Exekution rettete und rückhaltlos seine Überzeugung vor dem Diktator vertrat und deshalb im März 1945 als Generalstabschef vorzeitig entlassen wurde.

Lit.: Bradley, Dermot: Generaloberst Heinz Guderian und die Entstehungsgeschichte des modernen Blitzkrieges, Oldenburg 1978; Walde Karl J.: Guderian, Frankfurt/ M. – Berlin –Wien 1976.