Biographie

Gündisch, Gustav

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Historiker
* 15. September 1907 in Heltau/Siebenbürgen
† 19. September 1996

Gustav Gündisch, der Sohn von Wollweber Michael Gündisch (1875-1932) und Katharina Gündisch, geb. Billes (1882-1972), besuchte 1914 bis 1919 die Volksschule Heltau. Anschließend besuchte er bis zum Abitur 1926 das Hermannstädter Bruken­thal-Gymnasium. Um Lehrer zu werden, studierte er zwei Semester an der Universität Bukarest Geschichte und Geographie. Es folgten zwei Semester an der Universität Berlin, wo er zusätzlich noch evangelische Theologie studierte. Dort trat er dem Verein Deutscher Studenten bei. Zum WS 1928/29 wechselte er nach Wien. Aus gesundheitlichen Gründen musste er das Studium unterbrechen. Er ließ sich daraufhin am Institut für österreichische Geschichtsforschung an der Universität Wien zum Archivar ausbilden. Einen Teil seiner Ausbildung absolvierte er am Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Nach dreijähriger Ausbildung legte er am 17. Dezember 1931 seine Staatsprüfung ab. Nach einem Praktikum im Wiener Münzkabinett promovierte er über die Münzstätte Neustadt am 3. November 1932. Nach seinem einjährigen Militärdienst bei Artillerie-Regimentern in Karlsburg und Klausenburg fand er im April 1934 eine Anstellung als Kustosadjunkt im Baron Brukenthal-Museum in Hermannstadt. Er heiratete Dr. Herta Bittner (1907-1987). Aus der Ehe gingen fünf Söhne – zu ihnen zählt Prof. Konrad Gündisch (* 1948) – sowie eine Tochter hervor. Ab September 1937 war Gustav Gündisch bis Ende 1944 Direktor des Archivs der Stadt Hermannstadt und der sächsischen Nation. Im Zweiten Weltkrieg diente er bis Ende April 1943 an der Ostfront in der rumänischen Armee. Ab 1945 arbeitete er als Bibliothekar, bischöflicher Sekretär und Kulturreferent für die Evangelische Landeskirche in Rumänien. Ab Juni 1950 kam er infolge einer Denunziation seiner Kritik am rumänisch-marxi­s­tischen Geschichtsbild 14 Monate lang in Haft. In dieser muss­te er Zwangsarbeit am Donau-Schwarzmeer-Kanal leisten. Die Ernährung seiner Familie stellten die Angestellten des Landeskonsistoriums sicher, die auf einen Teil ihres Gehalts verzichteten. Ab Februar 1952 war er auch Konservator im Fachausschuss des Landeskonsistoriums für kultische Kunst. 1954 übernahm er die administrative Leitung der von der Direktion für Bau- und Kunstdenkmäler geförderten Restaurierung siebenbürgisch-sächsischer Baudenkmäler. Ab 1971 hatte er einen Lehrauftrag für Paläographie an der historischen Fakultät der Universität Hermannstadt inne. Zum 31. Dezember 1977 wurde er pensioniert.

Zahlreiche Artikel und Bücher mach­­ten ihn zum Nestor der siebenbürgisch-sächsischen Geschichtswissenschaft. 1977 ehrte ihn die Akademie für Sozialpolitische Wissenschaften Rumäniens mit dem Nicolae Balcescu-Preis. 1983 trat er der Südostdeutschen Historischen Kommission bei. 1984 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 1987 erhielt er den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis und wurde Ehrenmitglied des Arbeitskreises für siebenbürgische Landeskunde. 1989 erhielt er die Georg-Dehio-Ehrengabe der Esslinger Künstlergilde. Am 20. Mai 1994 erhielt er den Ehrendoktor der Universität Hermannstadt.

Werke: Deutsches Volkwerden in Siebenbürgen, 1141-1849. Entwicklungsgeschichtliche Durchblicke, Hermannstadt 1944 (Schriftenreihe der Deutschen Volksgruppe in Rumänien). – Studien zur siebenbürgischen Kunstgeschichte, Köln u. a. 1976 (Siebenbürgisches Archiv, Bd. 13). – Aus Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen. Ausgewählte Aufsätze und Berichte. Anläßlich des 80. Geburtstags, hrsg. vom Vorstand des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V., Köln 1987 (Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens, Ergänzungsreihe zum Siebenbürgischen Archiv, Bd. 14). – mit Heinz Heltmann u. a., Wege landeskundlicher Forschung. 25 Jahre Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde 1962-1987, Köln und Wien 1988 (Siebenbürgisches Archiv 21). – (Hrsg.), Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Bd. 5-7, Köln 1975-1991.

Lit.: Harald Krasser, Zum 70. Geburtstag von Dr. Gustav Gündisch, in:Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 3/1977, S. 225-227. – Gustav Gündisch 70, in: Akademische Blätter (Ak. Bl.), 80. Jg. 1978, S. 58. – Harald Zimmermann, Gustav Gündisch, in: Südostdeutsches Archiv, Jg. 38/39, 1995/96, S. 157-159. – Erwin Kasper, Gustav Gündisch, in: Ak. Bl., 99. Jg. 1997, S. 54. – Gustav Gündisch, in: Hermann A. Hienz, Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Bio-Bib­lio­graphisches Handbuch für Wissenschaft, Dichtung und Publizistik, Köln 1998, Bd. 6, S. 301-304.

Bild: Wikipedia.

Marc Zirlewagen, 2017