Biographie

Halbe, Max

Herkunft: Danzig
Beruf: Schriftsteller, Dichter
* 4. Oktober 1865 in Güttland/Danzig
† 30. November 1944 in Burg bei Neuötting/Oberbayern

Sein berühmtestes Theaterstück Jugend (1893), mit dem sein Name in die deutsche Literaturgeschichte eingeschrieben wurde, konnte nur unter Schwierigkeiten uraufgeführt werden. Das Drama, das auf einem authentischen Vorfall im Leben des Autors beruhte, wurde ein Jahr lang bei verschiedenen Bühnen in Deutschland eingereicht, bis es vom Berliner Residenztheater angenommen und am 23. April 1893 uraufgeführt wurde. Diese auf offener Bühne vorgetragene Kritik an den bürgerlichen Konventionen des Kaiserreichs erregte einen Sturm der Entrüstung und machte den Autor über Nacht berühmt.

Max Halbe wurde als Sohn des Gutsbesitzers Rudolf Halbe im Dorf Güttland, das im Danziger Werder lag, geboren. Von 1883 an studierte er Rechtswissenschaft in Heidelberg, wechselte aber schon 1984 nach München, wo er Geschichte studierte und 1888, nach Zwischensemestern an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, mit einer Arbeit über die Beziehungen zwischen Friedrich II. und dem Päpstlichen Stuhl promoviert wurde. Danach ließ er sich als freier Schriftsteller in Berlin nieder und schrieb sein erstes Theaterstück Der Emporkömmling (1889), dem 14 weitere folgen sollten. Neben dem Schlesier Gerhart Hauptmann (1862-1946), der vier Jahre zuvor mit seinem Drama Vor Sonnenaufgang (1889) auch einen Theaterskandal in Berlin ausgelöst hatte, war Max Halbe der wichtigste Vertreter des Naturalismus in Deutschland, auch mit den vorangegangenen Stücken Freie Liebe (1890) und Eisgang (1892).

Zwei Jahre nach dem Bühnenerfolg übersiedelte er 1895 nach München und gründete dort das „Intime Theater für dramatische Experimente“, später wurde er Mitbegründer der „Münch­ner Volksbühne“, wo er den bayerischen Schriftsteller Ludwig Thoma (1864-1921) kennenlernte. Auch mit dem aus Hannover stammenden Schriftsteller und Dramatiker Frank Wedekind (1864-1918) war er befreundet und hielt die Trauerrede auf dem Münchner Waldfriedhof. Zum 100. Geburtstag des norwegischen Dramatikers Henrich Ibsen (1828-1906), des Ahnherrn des deutschen Naturalismus, hielt Max Halbe die Rede am 20. März 1928 in Oslo.

Gegen die Jahrhundertwende wandte sich Max Halbe vom Naturalismus ab und schrieb neuromantische Stücke, die freilich wenig Erfolg hatten. Noch während des Ersten Weltkriegs begann er, Erzählungen und Romane zu schreiben und zuletzt seine zweibändige Autobiografie Scholle und Schicksal. Geschichte meines Lebens (1933) und Jahrhundertwende. Geschichte meines Lebens 1893-1914 (1935).

Nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers (1889-1945) am 30. Januar 1933 ging Max Halbe nicht in die Emigration, und übte, darin Gerhart Hauptmann ähnlich, auch keine Kritik an der Politik der Nationalsozialisten, sondern hielt sich in der bayrischen Provinzstadt Neuötting politikfern. Das freilich hinderte ihn nicht, das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ für den „Führer“ Adolf Hitler abzulegen, das am 26. Oktober 1933 in der Vossischen Zeitung abgedruckt wurde. Unter den 88 Unterzeichnern waren auch Gottfried Benn, Oskar Loerke, Agnes Miegel, Ina Seidel. In den elf folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1944 lebte er zurückgezogen in Oberbayern.

Lit.: Friedrich Zillmannn Max Halbe. Wesen und Werk, Würzburg 1959. – Stadtbibliothek München (Hrsg.), Max Halbe zum 100. Geburtstag, München 1965. – Ulrich Erdmann, Vom Naturalismus zum Nationalsozialismus? Zeitgeschichtlich-biographische Studien zu Max Halbe, Gerhart Hauptmann, Johannes Schlaf, und Hermann Stehr, Frankfurt/Main 1997.

Bild: Sport und Salon, 22. März 1900, S. 6.

Jörg Bernhard Bilke, 2017