Biographie

Hanak, Anton

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Bildhauer
* 22. März 1875 in Brünn/Mähren
† 7. Januar 1934 in Wien

Die Lexika bezeichnen Hanak als einen Plastiker der expressionistischen Richtung. Doch erweist sich eine solche Schematisierung auch als unzulänglich. Das Werk dieses Bildhauers zeigt sich weitaus vielfältiger; es reicht von Bildwerken voll ruhiger Anmut, besonders der weiblichen Motive, bis hin zu ausdrucksstarken, leidenschaftlichen Gestalten. Anton Hanak war der Sohn einfacher Leute und durchwanderte nach der Schreinerlehre die Länder der österreichischen Monarchie fünf Jahre lang. In Wien erprobte er seine Begabung zunächst als Holzschnitzer, besuchte dann von 1898 bis 1906 die Bildhauerklasse der Wiener Akademie, zuletzt als Meisterschüler von Edmund Hellmer. Zwei Jahre Italienaufenthalt schlossen sich an. Seit 1911 war Hanak als freischaffender Bildhauer in Wien tätig. Er wurde Lehrer erst an der Kunstgewerbeschule, später zum Professor der Wiener Akademie ernannt. Seit 1911 gehörte er der Wiener Secession an; mehrere Ausstellungen wurden ihm gewidmet.

Künstlerisch am stärksten beeindruckt wurde Anton Hanak von Auguste Rodin – wie die meisten Plastiker der Zeit. Das ganze Spektrum menschlicher Schicksale und Ausdrucksformen gewann in seinem Werk eine überzeugende Form. Frauengestalten mit Ausstrahlung von Ruhe und Gelassenheit, mädchenhafter Anmut oder weiblicher Fülle stehen den expressiven männlichen Körpern gegenüber, in denen sich heroisches Schicksal spiegelt. Die eine Seite ist die Atmosphäre seiner mährischen Heimat mit Liebreiz und Behäbigkeit, auch ein Hauch wienerischer Musikalität; die andere Seite ist jene schicksalsschwangere Stimmung, welche die österreichische Monarchie vor dem Ersten Weltkrieg beherrschte. Zwischen diesen Polen spannt sich das Œuvre des Plastikers Hanak. Die Skulpturen Hanaks lassen erkennen, wie sehr er für das Statuarische des Denkmals begabt war. Von ihm stammt das Nationaldenkmal in Ankara. Die Titel einiger Werke sagen viel aus über Thema und Absicht des Künstlers: Der Gigant – Der Fanatiker – Der letzte Mensch – Der brennende Mensch. – In der an großen Namen reichen deutschen Plastik nimmt Anton Hanak einen bedeutenden Platz ein.

Lit.: M. Eisler, „Anton Hanak“ (1921); W. Hofmann „Plastik des 20. Jahrhunderts“ (1958); Richard W. Eichler ,„Künstler und Werke“ (1962); H. Steiner, „Anton Hanak. Werk, Mensch und Leben“ (1969).