Biographie

Hardt, Ernst

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Herkunft: Banat
Beruf: Schriftsteller
* 9. Mai 1876 in Graudenz/Westpr.
† 3. Januar 1947 in Ichenhausen/Augsburg

Der als Dichter hervorgetretene Sohn eines in Graudenz in Garnison stehenden Hauptmanns hieß eigentlich Ernst Stöckhardt. Seine letzte Schulzeit absolvierte er in der Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde bei Berlin. Danach unternahm er von 1893 bis 1897 Reisen nach Griechenland, Spanien und Portugal. Seit 1898 war er Redakteur der Dresdner Zeitung, zeichnender Mitarbeiter der Blätter für die Kunstund freier Schriftsteller in Berlin. 1907 zog er nach Weimar, wo er von 1919 bis 1924 Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters war. Er wechselte 1925 als Intendant zur Kölner Schauspielbühne und übernahm dort 1926 die Leitung des Westdeutschen Rundfunks. 1933 wurde er seines Amtes enthoben und für einige Zeit in Haft genommen. Bis zu seinem Tode lebte er zurückgezogen in Schwaben. Er war dreimal verheiratet. Ein Sohn und eine Tochter stammen aus der ersten Ehe.

Einen Namen machte sich Hardt als Lyriker, Erzähler und Dramatiker, der in einer gepflegt stilisierten Sprache schrieb. Seine Stoffe nahm er vor allem aus Sage und Geschichte. Er besaß eine Vorliebe für eine nervös verfeinerte Psychologie. Außerdem betätigte er sich als Übersetzer aus dem Französischen. Anfangs stand er unter dem Einfluß der Kunst Stefan Georges, neigte aber später zunehmend der Neuromantik und dem französischen Symbolismus zu. Aus bescheidenen lyrischen und erzählenden Anfängen erwuchs eine beachtete dichterische Kunst. Zu seinen Anfangswerken zählen die Novellen Priester des Todes (1898), Bunt ist das Leben (1902), An den Toren des Lebens (1904) und sein GedichtsbandAus den Tagen des Knaben (1904). Seine Gesammelten Erzählungen erschienen 1909.

Zu einem großen Bühnenerfolg gelangte sein Versdrama Tantris der Narr (1907), für das er 1908 den Staats- und Volksschillerpreis erhielt. Weitere bekannte Bühnenstücke sind das TrauerspielGudrun (1911), das Lustspiel Schirin und Gertraude (1913) und das Drama König Salomo (1915). Vorher schuf er die Dramen Tote Zeit (1898), Der Kampf ums Rosenrote (1903) undDon Lenclos (1905). Nach 1945 befaßte er sich realistisch-schwermütig mit Zeitproblemen. 1947 erschien seine Erzählung Don Hjalmar. Sein Nachlaß wird im Deutschen Literatur-Archiv in Marbach verwahrt.

Lit.: D. Hardt: E.H. Ein Gedenkblatt. In: Deutsche Rundschau. VII. 47. – NDB. – Kosch: Literatur-Lexikon. – Soergel-Hohoff: Dichtung und Dichter der Zeit. 1964. – H. Spiero: E.H. In: Berliner Hefte. 1947. – Götz von Selle: Ostdeutsche Biographie. 1955. Nr. 153. – Joseph Nadler: Lit. Gesch. d. dt. Stämme. Bd. 4, 1928. – Altpreußische Biographie S. 941. – Günther Dietel (Hrsg.): Reiseführer für Literaturfreunde II. 1972. – Helmut Motekat: Ostpreußische Literatur-Geschichte mit Danzig und Westpreußen. 1977, S. 348. – Gero von Wilpert: Deutsches Dichterlexikon.31988. – Ernst-Edmund Keil (Bearb.): Ostdeutsches Lesebuch II. 1984 S. 313.

Bild: Westpreußisches Landesmuseum, Münster-Wolbeck

 

  Hugo Rasmus