Biographie

Harrach, Ernst Adalbert von

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Erzbischof von Prag, Fürsterzbischof von Trient
* 4. November 1598 in Wien
† 25. Oktober 1667 in Wien

Ernst Adalbert wurde 1598 als Freiherr von Harrach in Wien geboren. Sein Vater Karl Bernhard Freiherr von Harrach wurde 1627 vom Kaiser als Staatsminister in den Stand eines Reichsgrafen erhoben. Die Mutter Maria Elisabeth war eine Freiin von Schrattenbach, die Großtante des späteren Olmützer Bischofs Kardinal Wolfgang Hannibal Graf von Schrattenbach. Ein Großneffe von Ernst Adalbert von Harrach war der Salzburger Erzbischof Franz Anton von Harrach. Der Generalissimus Albrecht von Waldstein (Wallenstein) war sein Onkel.

Nach Schulbildung in Krumau und Neuhaus studierte Ernst Adalbert am römischen Germanicum, wo er zum Priester geweiht wurde und die Würde eines päpstlichen Kämmerers erhielt. Bereits mit 24 Jahren wurde er am 9. November 1622 vom Prager Domkapitel zum Prager Erzbischof gewählt, nachdem er bereits Kanonikerpfründen in Salzburg, Olmütz und Trient sowie die Würde eines Probstes in Freising innehatte. 1627 erhielt er außerdem die Stelle eines Kanonikers in Passau. Die Wahl des Prager Domkapitels zum Erzbischof wurde vom Kaiser gebilligt und von Papst Urban VIII. bestätigt, so dass die Bischofsweihe 1623 erfolgte. Harrach war Nachfolger von Erzbischof Johannes Lohelius, der als Stallknecht im Stift Tepl begann, im Orden eine Bildung bekam und zum Priester ausgebildet worden war. Harrach wurde auf Wunsch des Kaisers auch Großmeister des Ordens der Kreuzherren mit dem roten Stern.

Seine Zeit als Erzbischof war vom Dreißigjährigen Krieg und der Gegenreformation geprägt, deren Richtlinien zur Rückkehr Böhmens in die katholische Kirche er seit 1626 für eine Kommission erarbeitete, die im Jahr darauf ihre Arbeit aufnahm. Vertriebene Ordensgemeinschaften konnten nach Böhmen zurückkehren, die Dekanate wurden neu eingeteilt und Klöster der Piaristen, Hyberner, Paulaner und der Barmherzigen Brüder gegründet. Um eine effektivere Seelsorge zu gewährleisten, wurden in Böhmen 1655 das Bistum Leitmeritz und 1664 das Bistum Königgrätz gegründet. Als Entschädigung für die Abtretung der beiden neuen Bistümer vom Gebiet der Erzdiözese Prag erhielt Harrach 1665 das Reichs-Fürst­bistum Trient.

Im Gegensatz zum Kaiser war Harrach gegen die Vertreibung der Nichtkatholiken aus Böhmen und für die friedlichen Wiedergewinnung und Umschulung der Protestanten. Deshalb richtete er 1631 ein erzbischöfliches Seminar ein, doch war er in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges einige Male auch gezwungen, die weltliche Macht anzurufen. Er selbst wurde noch 1648 bei Kriegsende von den Schweden gefangengenommen und erst gegen Zahlung von 15.000 Talern freigelassen.

Harrach soll 600 Kirchen und 10.000 Priester geweiht haben. In seinem Todesjahr wurde er noch Kardinal-Priester von San Lorenzo in Lucina. Er starb am 25. Oktober 1667 auf der Rückkehr von Rom in Wien, wo er in der Gruft seiner Familie in der Augustiner-Hofkirche begraben wurde.

Lit.: Katrin Keller/ Alessandro Catalano unter Mitarbeit von Marion Romberg, Die Diarien und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 104), Wien 2010.

Bild: Kardinal Ernst Adalbert von Harrach, gemalt von Frans Luycx, Wikipedia Commons/ Gemeinfrei.

Rudolf Grulich