Biographie

Hasentödter, Hans

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Herkunft: Danzig
Beruf: Chronist
* 12. März 1517
† 1. März 1586 in Danzig

Hans oder auch Johannes Hasentödter war kein „Originalgenie“, er gehörte zu jenen Köpfen, die sich bemüßigt fühlten, kirchliche und weltliche Dinge, aber auch des Alltags freud- und leidvolle Begebenheiten in Reime zu bringen. Ein Gelegenheitsdichter also, ohne Anspruch auf Kunstwerkcharakter des von ihm Geschriebenen.

In seiner 1569 in Königsberg gedruckten Reimchronik, die in ca. 1600 Versen die ganze Weltgeschichte bis eben zu diesem Jahr abhandelt, hat er auch Angaben zur eigenen Person gemacht, die allerdings die ersten 45 Jahre seines Lebens so gut wie gar nicht berücksichtigen. Er nennt dort lediglich sein Geburtsdatum, den 12. März 1517, aber nicht den Geburtsort. Der selbstgewählte Beiname Hessus oder Hesse läßt immerhin zu, in seinem Träger einen Hessen zu vermuten. Aus Mitteilungen in der Chronik zum Jahre 1547ist zu entnehmen, daß sich der Verfasser in der Schweiz aufgehalten hat und dort in irgendwelche Schwierigkeiten geraten sein muß. Welcher Art sie waren, wird nicht gesagt. 1562 wird sein Leben überschaubarer. Im Mai dieses Jahres läßt er sich in Königsberg an der Albertina immatrikulieren. Aber dem schon 45jährigen war es wohl kaum um ein reguläres Studium im Hinblick auf einen zukünftigen Beruf zu tun, sondern eher um Inanspruchnahme der mit der Immatrikulation verbundenen Universitätsprivilegien. Zur selben Zeit erhält er eine Stelle als Bassist in der herzoglichen Kapelle, am Hofe Albrechts, des ersten Preußenherzogs, der als letzter Ordenshochmeister 1525 den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit umgewandelt, in Preußen die Reformation eingeführt und 1544 in Königsberg die Universität gegründet hatte. Der bescheidene Hofposten ließ Hasentödter gewiß viel Muße, die er u.a. für die Anfertigung der bereits genannten Reimchronik nutzte. Deren Schlußverse sagen, wem er sie zugedacht hat:

Dem Leyen und gemeinen Man
Hab ichs zu Dienst und Gfallen gthan.

Gewidmet war die ein Jahr nach dem Tode Herzog Albrechts erschienene Chronik den Bürgermeistern und dem Rat der Stadt Danzig, in deren Dienste Hasentödter zu treten wünschte. Aber erst im Spätsommer 1571 konnte er vom Pregel an die Mottlau übersiedeln, wo er im Juli des Folgejahres vom Rat auf ein Jahr probeweise in der Kanzlei angestellt wurde. 1578 erfolgte seine Beförderung zum Ratssekretär; diesen zwar schlecht bezahlten, aber doch angesehenen Posten bekleidete er bis an sein Lebensende. Außer der Reimchronik und einer braven theologischen Kompilation sind von ihm nur knapp drei Dutzend, fast ausschließlich handschriftlich überlieferte Gedichte und Lieder bekannt: einige geistlich-religiösen, ein paar privaten Charakters, der Großteil polemisch-politischer Natur. Gedichte, die sich mit den Verhältnissen Danzigs und Osteuropas zu jener Zeit, aber auch mit kirchlichen Zuständen befassen. Am bekanntesten ist das letzte Lied seiner Sammelhandschrift geworden: „Ein newes Lied von der guten Statt Dantzig“. Es ist ein Appell zum Widerstand:

O Dantzig halt dich feste
Du weitberumbte Statt…
Dem Feind thu widerstreben…

Mit dem „Feind“ war zweifellos der Polenkönig Stephan Bathóry gemeint, der 1577 Danzig durch Krieg zur Anerkennung seiner Königswürde zwingen wollte, was aber zunächst an der entschlossenen Gegenwehr der Stadt scheiterte, mit der es erst 1585 zu einem Kompromiß frieden kam.

Im Jahr darauf, im März 1586, ist der Ratssekretär Hans Hasentödter in Danzig gestorben. Der König Stephan Bathóry im Dezember desselben Jahres, in Grodno.

Lit.: K. Goedeke, Grundriß z. Gesch. d. dt. Lit., 2. ganz neu bearb. Aufl., Bd. 2, Dresden 1886, S. 323; O. Günther, Hans Hasentödter, ein preußischer Poet des 16. Jahrhunderts, in: Zeitschr. d. Westpreuß. Geschichtsvereins, H. 55 (1913), S. 1-48 u. S. 182f.; B. Pompecki, Lit. Gesch. d. Prov. Westpreußen, Danzig 1915, S. 21 f. u. 27f.; Altpreuß. Biogr.I (1941), S. 254.

Harald Kohtz