Biographie

Hauser, Otto

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Herkunft: Donaugebiet
Beruf: Schriftsteller, Übersetzer
* 22. August 1876 in Gut Dijanes bei Vrbovec/Kroatien
† 26. Mai 1944 in Blindendorf/Wiener Neustadt

„Bei der Wertung entscheidet allein die Vollendung“, schrieb Otto Hauser im Jahre 1916 und hielt damit auch fest, daß es ihm selbst immer nur um Meisterwerke ging. Dies zu betonen war notwendig, weil er – mitten im Kriege – sich mit der Literatur der „Feinde“ beschäftigte, das heißt eine Geschichte der Literatur des Auslandes vor dem Weltkrieg vorlegte, in welcher die französische, englische, niederländische Literatur ebenso erfaßt war wie die slawischen Literaturen und die ungarische Dichtung. Kultur ist mit Politik undZeitgeschichte nicht zu vergleichen, und so ist es – aus der Sicht Hausers – stets möglich, die verbindenden Werte einer europäischen Kultur darzustellen und als Vorbilder zu akzeptieren. Hauser ist nicht nur als Literaturhistoriker in Erscheinung getreten, – sondern auch als Übersetzer, und was er dabei geleistet hat, gehört heute noch zu seinen anerkennenswerten Leistungen.

Otto Hauser war Sohn eines Gutsbesitzers. Nach dem Schulbesuch in der Provinz begann er Studien in Wien. Zunächst war er an der Technischen Hochschule inskribiert, danach beschäftigten ihn an der Universität der österreichischen Hauptstadt orientalische Sprachen und protestantische Theologie. Zu einem Studienabschluß ist es nie gekommen, da der junge Student sich mit wachsender Begeisterung der Literatur gewidmet, durch die Vermittlung von Theodor Herzl eine erste größere Erzählung in der Neuen Freien Presse publiziert hatte (Lehrer Johannes Johansen,als Buch erst im Jahre 1902).

Auch als Übersetzer wurde Hauser früh wirksam. So übertrug er im Jahre 1900 Dante Gabriel Rosettis Verse ins Deutsche, zwei Jahre nach eine Auswahl aus der belgischen Poesie, 1906 Dantes Neues Leben. Von 1911 bis 1924 erschienen die Nachdichtungen Hausers in der Reihe Aus fremden Gärten. Diese Buchreihe des Alexander-Duncker-Verlages aus Weimar hat Otto Hauser die Gelegenheit geboten, knapp 80 Bändchen mit Lyrik aus dem Englischen (Swinborn, Wilde, Kipling, H. Swarth), dem Französischen Verlaine, Baudelaire), dem Italienischen (Petrarca, Dante), aber auch aus dem Serbischen, dem Chinesischen (Li-Tai-Po), dem schwedischen (Strindberg), dem Arabischen (Saadi) herauszubringen. Auch Prosa von Flaubert, Boccaccio, Björnson, Cervantes ist von Hauser ins Deutsche übertragen worden, und die Psalmen, Dantes Göttliche Komödiegehörten zu den anspruchsvollsten Übersetzungen Hausers.

Den Ersten Weltkrieg erlebte Hauser auf dem südosteuropäischen Kriegsschauplatz. Die Kriegsereignisse unterbrachen seine literarische Tätigkeit nicht. Im Jahre 1916 erschien sein großangelegter Versuch einer Geschichte der europäischen Literaturen (das deutsche Schrifttum wird als bekannt angesehen und nicht mitberücksichtigt). In einem gattungsgeschichtlichen Überblick werden zehn europäische Literaturen im Überblick präsentiert. Es ist das wohl sachkundigste Werk von Hauser, der früher schon knappe Überblicke über die niederländische Lyrik (1900), die belgische (1902) und die dänische Poesie (1904) veröffentlicht und sich im Jahre 1904 auch mit der japanischen Dichtung auseinandergesetzt hatte.

Nach 1918 galt Hauser als Kenner der südslawischen Geschichte und Kultur und wurde von einigen Zeitungen als Korrespondent für solche Fragen engagiert. Sogar das Siebenbürgisch Deutsche Tageblatt in Hermannstadt publizierte Artikelserien von Hauser, der in Wien lebte, für kurze Zeit jedoch auch in Weimar und Danzig anzutreffen war.

Unter dem Einfluß von Gobineau, Lapouge und Chamberlain begann Hauser sich mit Rassefragen zu beschäftigen. Unter dem Pseudonym Ferdinand Büttner veröffentlichte er Erzählungen und Prosatexte (z.B. Ich und meine fünf Jungen. Tagebuchblätter eines Erziehers), die Leistungen nordisch geprägter „Helden“ festhalten sollten. In Wien trat Hauser in Beziehung zur Jugendbewegung und versuchte, für seine nordischen Auslesekriterien Zuspruch zu erhalten. Von Hauser gegründete Jugendgruppen wie „Jungwacht“, „Jung-Wiking“ sollten diese Vorstellungen verwirklichen helfen. Die Zeitschrift Die Botschaft (1926 – 1933) war das Organ der rassekundlichen Ideologie von Hauser. Dieser unterhielt zwischenzeitlich Beziehungen zur Individualpsychologie und zu Adler. Doch gelang es ihm nie, eine Förderung durch die Nationalsozialisten zu erzielen. Eigene Erzählungen und Gedichte sind in den zwanziger und dreißiger Jahren erschienen, ohne daß sie von der Kritik zur Kenntnis genommen worden wären. So bleibt von Hausers Leistungen nur seine Tätigkeit als Vermittler zwischen den Kulturen lebendig, die durch Übersetzungen und durch Ansätze zu einer vergleichenden Literaturbetrachtung vor 1924 belegt wird. Die extremistische Fragestellung der folgenden Jahre, das Ausgliedern des „Unerwünschten“ nach extraliterarischen und -kulturellen Kriterien hat Hausers Aufgeschlossenheit für überregionale und Jahrhunderte überbrückende Entwicklungen verdrängt und eine Stagnation in seinem Schaffen veranlaßt.

Weitere Werke: Ethnographische Novellen, 1901. – Lucidor der Unglückliche, E., 1905. – 1848, R., 1907. – Spinoza, R., 1908.  – Jens Peter Jacobsen: Gedichte, Ü, 1914. – Molière: Sganarell, Lsp., 1916. – Francesco Petrarca: Gedichte, 1917.  – Rassebilder, 1925. – Das Hartungenlied, 1927. – Protestantismus und Rasse, 1933.

Lit.: F. Dolezal: O. H. als Erzähler, Diss. Wien, 1950. – Anton Scherer: Die nicht sterben wollen. Donauschwäbische Literatur von Lenau bis zur Gegenwart, Freilassing, 1959,S. 243. – Österr. Biogr. Lexikon 1815 – 1950, Graz-Köln, 1959, II, S. 220.