Biographie

Heinz, Stefan (Hans Kehrer)

Herkunft: Banat
Beruf: Lehrer, Schauspieler, Schriftsteller
* 23. Februar 1913 in Kleinsanktpeter/Banat
† 18. Dezember 2009 in Berlin

Der im Ort Klein-St. Peter als Sohn des Landwirts Peter Heinz und seiner Ehefrau Anna geborene Stefan Heinz besuchte von 1924 bis 1928 das Deutsche Staatliche Gymnasium zu Temeswar, danach bis 1932 die Lehrerbildungsanstalt. Er wirkte anschließend als Lehrer in Lenauheim, Banat, dann von 1935 bis 1941 als Kantorlehrer in Traunau, Kreis Arad, bevor man ihn in die rumänische Armee einberief und an die Ostfront abkommandierte. 1943 entlassen bzw. als Lehrer freigestellt, übernahm er das Amt eines Schulinspektors für die Volksschulen der Deutschen Volksgruppe in Rumänien. Nach der Kündigung des Bündnisses zwischen Rumänien und Deutschland 1944 betätigte er sich als Flüchtlingshelfer in einem Evakuierungskommando der Deutschen Volksgruppe, und er verblieb daher in Werschetz im Serbischen Banat, während seine Familie nach Deutschland ging. Der Versuch, vor den sowjetischen Truppen den Fluß Theiß zu überqueren, mißlang, so daß er sich gezwungen sah, ins rumänische Banat zurückzukehren und unterzutauchen. In der folgenden Zeit schlug er sich als Leineweber, Tagelöhner und Privatlehrer durch, bevor seine Familie nach Rumänien zurückkehren und er 1947 eine Stelle als Lehrer an der konfessionellen Schule in Baratzhausen annehmen konnte. Nachdem er die Stelle 1948 im Rahmen der Enteignung des kirchlichen Besitzes und der Verstaatlichung der konfessionellen Schulen zunächst verloren hatte, erhielt er sie am 1949 unerwartet zurück. 1951 trat er eine Stelle an der deutschsprachigen Volksschule in Temeswar-Elisabethstadt an, blieb aber auch dort nicht lange, geriet er doch mit den Behörden, die eine Umschulung der gesamten Lehrerschaft in marxistisch-leninistischem Sinne betrieben, in Konflikt, was u.a. zu einer sechswöchigen Inhaftierung führte.

Der 1. Februar 1953 wurde zu einer Wende im Leben von Stefan Heinz bzw. Hans Kehrer, wie er sich fortan nennen sollte: Er meldete sich beim neugegründeten Deutschen Staatstheater als Schauspieler. Im gleichen Jahr erschien sein Gedichtband „Und es wird Friede sein“, erfolgte die Aufnahme in die deutsche Abteilung des Rumänischen Schriftstellerverbandes. Von 1953 bis 1973 wirkte er als Schauspieler und übersetzte er zugleich rumänische Stücke ins Deutsche, leistete er ferner Regiehilfe bei Laienspielgruppen in den Dörfern. 1961 erfolgte die Uraufführung seines Sozialdramas „Versunkene Äcker“, bei dem es um Konflikte innerhalb einer Dorfgemeinschaft ging, 1966 die seines volkstümlichen Schwanks „Es geht um die Heirat“, der 152 Aufführungen, auch in den Dörfern, vor mehr als 45.000 Zuschauer erleben sollte. Im Jahre 1974 folgte die Uraufführung des Dramas „Narrenbrot“, 1978 die seiner Dramatisierung des Romans „Meister Jakob und seine Kinder“ von Adam Müller-Guttenbrunn. Nachdem es 83 Aufführungen vor 26.000 Zuschauern erlebt hatte, wurde das Stück abgesetzt, da der Autor auf Weisung der Securitate mit seiner Frau nach Deutschland hatte ausreisen müssen, und zwar nach Bielefeld, wo sein Sohn als Philharmoniker wirkte. In Bielefeld lebt Hans Kehrer seither in geistiger Frische.

Neben klassischen Rollen war Kehrer die Gestalt des „Vetter Matz“ am liebsten. Mit ihr wurde er zur volkstümlichsten Persönlichkeit unter den Donauschwaben im Banat. Als „Vetter Matz“ sorgte er in der deutschsprachigen Sendung des Bukarester Fernsehens in Mundart für volkstümliche Unterhaltung.

In Deutschland schrieb er im Auftrag der Stadt Altusried das Stück „Anno 1525 – Bauernkrieg im Allgäu“. 124.000 Zuschauer sahen in 29 Aufführungen die Freilichtaufführungen, bei denen 500 Darsteller mitwirkten.

Lit.: Anton Scherer: Deutsche Literatur im Banat (Rumänien) nach dem 23. August 1944. Künstlerische Normen, politische Tendenzen, Typische Vertreter. Graz 1997, S. 17-20. – Ders.: Geschichte der donauschwäbischen Literatur von 1848-2000. Graz-München 2003.

Werke: Lehrerwahl in Traunhofen. Erzählungen. München 1998. – Im Zangengriff der Zeiten. Bukarest 2001 (Selbstbiographie).

Bild: Privatarchiv des Autors

Anton Scherer