Aron Heppner entstammte einer jüdischen Handwerkerfamilie aus dem Posener Land. Sein Vater Pessach Paul Heppner (1833-1912) war Bäcker von Beruf und lebte in der Posener Kreisstadt Pleschen (Pleszew). Mit seiner Frau Ricka Henschel wurde er am 22. Juli 1865 hier Vater eines Sohnes, den er Aron nannte.
Aron besuchte die örtliche jüdische Elementarschule und dann von 1879 bis 1885 das Gymnasium in der Kreisstadt Ostrowo (Ostrów Wlkp.). Er studierte dabei bei namhaften Vertretern der jüdischen Gemeinde wie dem aus der Slowakei stammenden Talmudgelehrten Dr. Elias Silberberg, Rabbiner in Pleschen, und dem Rabbinatsverweser Kaufmann Moshe Gellert (1813-1898).
Auf seinem Gymnasium lernte er auch den Sohn eines Kreisarztes, Otto Landsberg (1869-1957), den späteren sozialdemokratischen deutschen Justizminister im Kabinett Scheidemann und Mitglied der Weimarer Nationalversammlung (1919/20), kennen.
Im Jahr 1885 begann er sein Studium der Philosophie und jüdischen Theologie an der Universität und am Berliner Rabbinerseminar. Zudem hörte er Vorlesungen in Geschichte und orientalischen Sprachen. Seine Promotion zum „Dr. phil.“ schloss er am 2. April 1889 „multa cum laude“ in Halle an der Saale ab. Im darauffolgenden Jahr (1890) legte er sein Rabbinerdiplom ab.
Noch im Jahr 1889 bewarb er sich in der Posener Kreisstadt Obornik (Oborniki) vergeblich um eine Anstellung. Im September 1890 nahm man ihn in der Posener Kreisstadt Koschmin (Koźmin) als Rabbiner in Stellung. Hier war er bis zum Jahr 1920 tätig. Da die jüdische Bevölkerung in der Provinz Posen in der Kaiserzeit durch Abwanderung gen Westen und Auswanderung nach Übersee immer weiter schrumpfte, musste er auch in den Nachbargemeinden aushelfen, so seit dem 1. Januar 1906 in der Kreisstadt Jarotschin (Jarocin) und seit dem 1. April 1906 zudem in Jaraczewo (Jaraczewo, Kr. Jarotschin).
Er war sozial stark engagiert und unterstützte zusammen mit seiner Frau, Selma Goldmann (1863-1923), Armenvereine und auch einen Jungfrauenverein. Zudem arbeitete Heppner als Religionslehrer und Inspektor der jüdischen Schulen in den Schulbezirken Koschmin und Jarotschin. In Koschmin gründete er die jüdische religiöse Bibliothek. Er war Mitherausgeber eines jüdischen literarischen Abreißkalenders, der von 1900 bis 1918 in der Provinz Posen erschien und den er später in Schlesien wieder aufleben ließ.
Heppner war Mitglied in der Vereinigung traditioneller-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands und im Verein israelitischer Lehrer in Schlesien und Posen.
Man schätzte ihn als Lehrer und Menschen. Er trat stets bescheiden und freundlich auf und bezeugte auch seinen christlichen Mitbürgern stets eine hohe Wertschätzung.
Überregionale Bekanntheit erlangte er durch seine wissenschaftliche Tätigkeit als Historiker. Zusammen mit dem Bromberger Religionslehrer Isaak Herzberg (1857-1936) veröffentlichte er das zum Standardwerk gewordene Buch Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen. Die beiden ersten Bände gaben sie 1907 und 1909 in Bromberg gemeinsam heraus, den dritten Heppner 1929 alleine, denn der verlorene Erste Weltkrieg trennte die beiden Männer räumlich noch mehr. Herzberg optierte 1920 für Deutschland und lebte seither im nordhessischen Kassel.
Zusammen mit dem Rabbiner und Historiker Aron Freimann (1871-1948) veröffentlichte Heppner 1896 die Geschichte der israelitischen Gemeinde Ostrowo. Heppners Geschichtsbuch ist mit 1.000 Seiten ein wahrhaft monumentales Werk über die Geschichte der Juden in Großpolen (Wielkopolska). In seiner letzten Lebensphase ergänzte er 1931 diese Arbeit noch um das Buch Jüdische Persönlichkeiten in und aus Breslau.
Seine Posener Zeit endete im Jahr 1920, als der Versailler Friedensvertrag allen Bewohnern des Posener Landes das Optionsrecht auf die Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit gewährte. Auch Heppner optierte gegen die polnische Staatsangehörigkeit zugunsten der deutschen mit der Folge, dass auch er aus der II. Polnischen Republik ausgewiesen wurde.
Heppner musste sich nun eine neue Anstellung suchen. Er schlug sich als Religionslehrer und Dozent an Talmud-Schulen in Breslau durch, arbeitete auch in der Postüberwachungsbehörde, ehe er 1924 eine Anstellung als Archivar der jüdischen Gemeinde in Breslau fand und so seine Forschungen nebenher weiter fortsetzen konnte.
Zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 1935 widmete ihm seine dankbare Gemeinde eine Publikation. Er erkrankte schon bald darauf schwer. Vor allem die Nachricht von der Verhaftung und Inhaftierung zwei seiner Söhne im Lager Buchenwald verschlechterten Heppners Gesundheitszustand. Am 23. Dezember 1938 verstarb er in Breslau (Wrocław).
Er wurde in dem alten jüdischen Friedhof in Breslau beigesetzt und sein Grabstein erhielt seinem Willen gemäß die bescheidene Inschrift „Rabbiner in Koschmin 1890-1920“.
Die letzte in Deutschland legal erschienene jüdische Zeitung veröffentlichte noch einen Nachruf auf ihn.
Lit.: Jarosław Biernaczyk, Aron Heppner, in: Alma Mater Ostroviensis – Księga Pamięci – Non Omnis Moriar, Band X, Ostrów Wielkopolski/Ostrowo 2003. – Michael Brocke/Julius Carlebach, Biographisches Handbuch der Rabbiner, Teil 1, Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781-1871, 2 Bde., bearbeitet von Carsten Wilke und Teil 2, Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945, bearbeitet von Katrin Nele Jansen, München 2004. – Aaron Heppner/Isaak Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Bd. 1, Koschmin, Bromberg 1909, Bd. 2, Breslau 1929. – Krystian Niełacny (Red.), Alma Mater Ostroviensis, Nauczyciele i wychowankowie Gimnazjum Ostrowskiego w okresie zaborów 1845-1918/19, Band 1, Ostrów Wielkopolski 2003.
Bild: https://pleszew.pl/pleszewian-portret-wlasny.
Martin Sprungala, 2017