Biographie

Herrmann, Anton

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Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Ethnologe
* 30. Juli 1851 in Kronstadt/Siebenbürgen
† 15. April 1926 in Segedin/Ungarn

Anton Herrmann war ein bedeutender Ethnologe des dualistischen Ungarns in der österreichisch-ungarischen Monarchie (1867-1918). Seinen Studien oblag er in Klausenburg, Wien und Ofenpest. Hier erwarb er das Diplom eines Gymnasialprofessors. 1871/75 unterrichtete er in Kronstadt, 1875/79 in Pancsova (Banstadt) im Banat, in Ofenpest und in Ungarisch Weißkirchen (Banat). 1883 wurde er an das Ofenpester Pädagogikum berufen, als Professor der deutschen Sprache und Literatur; 1898 habilitierte er sich an der Klausenburger Universität für Volkskunde; nach der Verlegung der Klausenburger Franz-Joseph-Universität nach Segedin wurde er 1921 ebenda zum a. o. Honorarprofessor und 1924 zum o. ö. Professor ernannt. Seit den 1880er Jahren beschäftigte sich Anton Herrmann vor allem mit der Volkskunde der Völker Siebenbürgens, insbesondere der Zigeuner und Armenier, die bis dahin als Randerscheinungen der ungarischen Folklore betrachtet wurden. Zu diesem Zwecke gründete er mit Ludwig Katona und Heinrich Wlislocki 1887 die „Ethnologischen Mitteilungen aus Ungarn“, eine Zeitschrift, die sich die Erforschung aller Nationalitäten (Volksgruppen) Ungarns zum Ziele gesetzt hatte. Mit dem weltberühmten Zigeunerforscher, Erzherzog Joseph II., erforschte er jahrelang Leben und Gewohnheiten der Zigeuner, indem er mit ihnen unter einem Zelt hauste. Zusammen mit Paul Hunfalvy (Hundsdorfer) gründete er 1889 die Ungarische Ethnographische Gesellschaft, die sich jedoch hauptsächlich mit madjarischer Volkskunde befaßte. Anton Herrmann war Mitarbeiter und Fachberater des großen wissenschaftlichen Unternehmens „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, das von Kronprinz Rudolf angeregt worden war und von der wissenschaftlichen Welt kurz das „Kronprinzenwerk" genannt wird. Seine wichtigsten Werke sind: Der Bergkultus bei den Völkern Siebenbürgens (ung.) 1893; Beiträge zur vergleichenden Volkspoesie (deutsch 1888); Die Hienzen (ung. 1895). 1893 wurde er mit der Durchführung der Zigeunerzählung beauftragt, deren Ergebnisse er 1895 veröffentlichte. Anton Herrmann war Mitglied der anthropologischen Gesellschaften in Wien, Berlin und München, der Internationalen Folkloregesellschaft und Geschäftsführer der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung der Zigeuner.(1976)