Biographie

Hindenburg, Paul von Beneckendorff und von

Herkunft: Posener Land, Westpreußen
Beruf: Reichspräsident
* 2. Oktober 1847 in Posen
† 2. August 1934 in Neudeck/Westpr.

Hindenburg entstammt einer in Pommern und Westpreußen ansässigen Offiziers- und Junkersfamilie. Kindheitseindrücke verbanden sich mit den Garnisonen des Vaters Pinne (Provinz Posen) und Glogau. Hindenburg besuchte die Kadettenanstalten im schlesischen Wahlstatt und in Berlin. Als Secondelieutnant im 3. Garderegiment zu Fuß, nahm er 1866 an der Schlacht bei Königgrätz teil. 1870 kämpfte er bei St. Privat und Sedan. Er erlebte 1871 die Kaiserproklamation vom 18. Januar als dazu abgeordneter Offizier seines Regiments. Wie schon 1866 nahm er 1871 am Einzug durch das Brandenburger Tor in die nunmehrige Kaiserstadt Berlin teil.

Hindenburg machte in der langen Friedenszeit Karriere. Waldersee und Moltke hielten ihn für einen geeigneten Chef des Generalstabes. Als Kommandierender General in Magdeburg erhielt Hindenburg 1911 den Abschied und zog sich nach Hannover zurück. Im Ersten Weltkrieg hatte sich 1914 nach den ersten Kämpfen die Lage für die VIII. Armee in Ostpreußen derart verschlechtert, daß man befürchtete, Ostpreußen den Russen preisgeben und sich hinter die Weichsel zurückziehen zu müssen. Man entschloß sich zu einem Führungswechsel. Hindenburg wurde am 22. 8. zum Oberbefehlshaber und Erich Ludendorff zu seinem Chef des Stabes ernannt. Die Vernichtungsschlachten bei Tannenberg (29. August) und an den Masurischen Seen befreiten Ostpreußen von den Russen. Auch wenn die strategische Leistung weithin Ludendorff zuzuschreiben ist, bleibt die Ausstrahlung der Persönlichkeit Hindenburgs, seine Nervenkraft und seine Ruhe für den Sieg entscheidend. Insofern sind sein Feldherrnruhm und die besondere Verehrung der Ostpreußen für ihn voll berechtigt. Als Oberbefehlshaber Ost errang der nunmehrige Generalfeldmarschall viele Siege gegen die Russen sowie großes Ansehen bei der Truppe und in der Heimat. Seine Popularität stieg. Im August 1916 ernannte ihn der Kaiser zum Chef der Obersten Heeresleitung und Ludendorff zu seinem Generalquartiermeister. Eine fast unumschränkte Machtfülle ermöglichte es ihnen, die Heimat nahezu total für den Krieg einzuspannen. Nach dem Sieg über Rußland scheiterte die kriegsentscheidend bezeichnete Frühjahrsoffensive 1918 in Frankreich. Hindenburg forderte im September 1918 nach den ersten schweren Niederlagen den sofortigen Waffenstillstand. Bei den tragischen Ereignissen am 9. November 1918 im Hauptquartier Kaiser Wilhelms II. in Spa war es Hindenburg als der militärisch Verantwortliche, der dem Kaiser, ohne über umfassende Informationen zu verfügen, erklärte, die Truppe stünde nicht mehr hinter ihm.  Hindenburg war es auch, der dem Kaiser nach der Ausrufung der Republik in Berlin zum Übertritt in die Niederlande riet. Der Kaiser beugte sich – wie durchweg seit 1917 – Hindenburgs Rat. Alle seine späteren Versuche, sich von der Verantwortung für das Ende der Monarchie zu entlasten, können nicht überzeugen. Hindenburg stellte sich der Republik zur Verfügung, führte die Truppen in die Heimat zurück. Später übernahm er von Kolberg aus die Leitung der Abwehrkämpfe gegen die Polen in der Provinz Posen. Nachdem er Ebert die Annahme des Versailler Friedensdiktats dringend empfohlen hatte, weil Widerstand zwecklos war, zog er sich Mitte 1919 erneut nach Hannover in den Ruhestand zurück. Hindenburg erschien vielen Deutschen weiterhin als Vater des Vaterlandes. 1925 gelang es insbesondere dem Großadmiral v. Tirpitz, Hindenburg zu bewegen, im zweiten Wahlgang als Kandidat der Rechten für das Amt des Reichspräsidenten zu kandidieren. Mit 48,3% der Stimmen wurde der 78jährige gewählt, übrigens ohne eine einzige Rede gehalten zu haben. Hindenburg wurde nunmehr vollends zum „Ersatzkaiser“. Seinen Eid auf die Weimarer Verfassung hat Hindenburg ernst genommen und willentlich und wissentlich nie gebrochen. Solange der Reichstag in der Lage war, für parlamentarische Mehrheiten zu sorgen, hat er von seinem Notverordnungsrecht nicht Gebrauch gemacht. Bei den Reichstagswahlen 1932 wurde Hindenburg – diesmal als Kandidat der republikanischen Parteien – wiedergewählt. Daß der fast 85jährige kandidierte, war ein Fehler und ein Armutszeugnis für seine Anhänger. Bald darauf entließ Hindenburg den Reichskanzler seines Vertrauens, Heinrich Brüning, obwohl Brüning Hindenburg bewegen wollte, den Übergang zur Monarchie zu vollziehen, um den Absturz in den  Radikalismus zu vermeiden. „Hundert Meter vor dem Ziel“ entließ er den Mann, der einige Erfolge errungen hatte und als einziger ein brauchbares Regierungskonzept hatte. Hindenburg beabsichtigte zunächst, einige NSDAP-Führer in die Regierungsverantwortung mit einzubeziehen, um einer weiteren Radikalisierung entgegenzuwirken. Er war aber zu alt, erlag den Einflüsterungen seiner Umgebung und beauftragte 1933 Hitler mit der Bildung einer neuen Regierung. Ihn beschäftigten in seinen letzten anderthalb Jahren die Außen- und Wehrpolitik. Hitler versuchte er vergebens in seinem Testament, die Einführung der Monarchie nahezulegen.

Die innenpolitischen Greuel hat er nicht mehr voll wahrgenommen. Hindenburg starb in seiner ostdeutschen Heimat im Gut Neudeck (Kreis Rosenberg), das ihm 1927 von Soldaten- und Wirtschaftsverbänden geschenkt worden war. Nach einer der Frömmigkeit Hindenburgs hohnsprechenden Rede Hitlers wurde der international außerordentlich geachtete Reichspräsident im Tannenbergdenkmal beigesetzt. Die Särge Hindenburgs und seiner Frau wurden 1945 von der Kriegsmarine aus dem eingeschlossenen Ostpreußen evakuiert und gelangten nach einer Irrfahrt 1946 in die Marburger Elisabethkirche.