Biographie

Hippel, Theodor Gottlieb

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Dichter, Dirigierender Bürgermeister von Königsberg
* 31. Januar 1741 in Gerdauen/Ostpr.
† 23. April 1796 in Königsberg i.Pr.

Über Theodor Gottlieb von Hippel heute zu schreiben, heißt über die Epoche der Aufklärung in Königsberg zu schreiben, deren berühmtester Vertreter der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) gewesen ist.

Hippels Vater war Dorfschullehrer in Gerdauen, einem Ort in der Nähe Königsbergs, dem 1398 von Hochmeister Konrad von Jungingen das Kulmische Stadtrecht verliehen worden war. Dort wurde er von seinen Eltern streng pietistisch erzogen und nahm 1756, während des Siebenjährigen Krieges 1756/63, ein Studium der Theologie auf. Drei Jahre später bekam er eine Stelle als Hauslehrer und lernte auf einer Freimaurerveranstaltung Hendrik von Keyßer kennen, einen russischen Offizier mit niederländischen Wurzeln, den er 1760/61 an den Hof in Sankt Petersburg begleiten durfte.

Nach der Rückkehr wechselte er die Studienfächer, hörte Philosophie bei Immanuel Kant und absolvierte ein Jura-Studium, worauf er 1762 in die Königsberger Drei-Kronen-Loge aufgenommen wurde, was den Aufstieg in der Königsberger Gesellschaft garantierte. So wurde er 1764 Advokat, 1771 Assessor am Königsberger Hofgericht und Kommissar für die von Friedrich dem Großen (1712-1786) eroberten Gebiete. Wegen seiner Verdienste wurde er 1774 von König Friedrich zum Kriminalrat ernannt, später zum Direktor des Königsberger Kriminalgerichts und wurde in den Stadtrat gewählt.

Der schnelle Aufstieg in der königlichen Verwaltung sorgte dafür, dass er rasch ein vermögender Mann wurde, mit 39 Jahren stand er auf dem Gipfel seiner Karriere. Er wurde Bürgermeister und Polizeidirektor und begann mit der Neuordnung des korrupten Verwaltungssystems. Außerdem war er ständiger Teilnehmer an Immanuel Kants Tafelrunden, wo ihm als Stadtoberhaupt ein Ehrenplatz zustand. Er unterstützte auch Kants Anliegen, begabten Absolventen der Albertus-Universität mit Empfehlungen zu einflussreichen Stellungen zu verhelfen. Dass er nebenbei auch schriftstellerisch tätig war, verschwieg er an der Tafelrunde. Noch im Jahr des Todes 1786 Friedrichs des Großen erhielt er von dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) die Titel „Stadtpräsident“ und „Geheimer Kriegsrat“ verliehen, am 3. Januar 1790 wurde er mit seinem Bruder Gotthard Friedrich (1743-1809), einem Pfarrer aus Arnau bei Königsberg, in den Adelsstand erhoben. Zu seinen Freunden gehörten der Philosoph Johann Georg Hamann (1730-1788) und der Schriftsteller Johann Georg Scheffner (1736-1820) Er starb 1796 im Alter von 55 Jahren und wurde auf dem Königsberger Gelehrtenfriedhof beigesetzt. Alleinerbe und Nachlassverwalter wurde sein Neffe Theodor Gottlieb von Hippel (1775-1843), der 1835 seine Werke herausgab.

Theodor Gottlieb von Hippel wollte zu Lebzeiten unbedingt vermeiden, dass in Königsberg bekannt würde, dass er Romane schrieb, dessen Veröffentlichung deshalb anonym erfolgte. Sein dreibändiger Roman Lebensläufe in aufsteigender Linie (Berlin 1778/81) ist nahezu unlesbar und wurde seit der Erstveröffentlichung nicht mehr aufgelegt, obwohl er im 18. Jahrhundert in literarischen Kreisen sehr geschätzt wurde. Sogar Goethe, Schiller und Jean Paul haben sich damit auseinandergesetzt. Im Alter von 50 Jahren begann er, seine Autobiografie zu schreiben, die leider nur die Kinder- und Jugendjahre umfasst. Obwohl er zeitlebens Junggeselle war, war er ein führender Vertreter der Frauenemanzipation, über die er mehrere Bücher geschrieben hat.

Werke: Meines Lebenslaufs erster bis dritter Teil, Berlin 1778/81. – Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber, Berlin 1792. – Über die Ehe, Berlin, vierte Auflage, 1793. – Biographie, Gotha 1801. – Sämtliche Werke in 14 Bänden, 1828/38.

Lit.: Urte von Berg, Theodor Gottlieb von Hippel. Stadtpräsident und Schriftsteller in Königsberg, Göttingen 2004. – Joseph Konen, Theodor Gottlieb von Hippel. Eine zentrale Persönlichkeit der Königsberger Geistesgeschichte. Biographie und Bibliographie, Lüneburg 1987. – Anke Lindemann-Stark, Leben und Lebensläufe des Theodor Gottlieb von Hippel, St. Ingbert 2001.

Bild: Kupferstich von Johann Friedrich Bolt, Wikipedia gemeinfrei.

Jörg Bernhard Bilke