Biographie

Hirt, Karl Emerich

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Schriftsteller
* 19. Dezember 1866 in Troppau/Österr.-Schlesien
† 24. Januar 1963 in Innsbruck

Karl Emerich Hirt darf als beispielhaft dafür gelten, daß Vita und Werk eines Schriftstellers durchaus indirekt proportional sein können. Einem Lebenslauf ohne Sensationen und Affären steht nämlich eine recht gehaltvolle Bibliographie gegenüber. Troppau, Wien, Graz und Bielitz waren die wichtigsten Stationen des Lebens, ehe ihn seine berufliche Laufbahn nach Innsbruck führter. In Troppau geboren, studierte er in Wien und Graz und wandte sich dem Bankwesen zu. Seine berufliche Karriere brachte ihm verschiedene Verwendungen in leitender Stellung ein (in Troppau, Innsbruck und Wien), und als Direktor der Österreichisch-Ungarischen Bank in Innsbruck konnte er schließlich in den Ruhestand treten.

Etwa zu Beginn des Ersten Weltkriegs begann er schriftstellerisch zu wirken und profilierte sich vor allem als Epiker und Lyriker. AlsKunstkritiker gehörte er zu den Mitarbeitern der „Innsbrucker Nachrichten“. Dabei bediente er sich der Pseudonyme Nemesius und Austriacus sowie der Abbreviatur K.E.H.

Thematisch und nach dem geistigen Gehalt dominieren in Hirts Dichtungen seine Bekenntnisse zur Frömmigkeit und zur Friedenssehnsucht. Gläubigkeit und Frömmigkeit als ethische Ausgangsposition seine sprachliche Gestaltungskraft kommen bereits in seinem Erstlingswerk („Der Heereszug Gottes“) unverkennbar zum Ausdruck. Dann wendet er sich dem Ersten Weltkrieg zu und begleitet den Leser, poetisch reflektierend, voll Hoffnung und Zuversicht durch die Düsternis des Geschehens. („Wer für den Nächsten stirbt, dem schreitet Gott entgegen!“) Bald setzt der Umschwung ein – an den Fronten und in der Darstellung des Dichters. Verzweifeltes Ringen, Zusammenbruch, Triumph der Sieger – auch in der literarischen Reflexion, Karl Emerich Hirts Beitrag zur Bewältigung einer ungeheuerlichen Thematik und Problematik. Es folgen Werke mit recht unterschiedlichem Inhalt, doch bleibt der Autor stets sich selbst und seiner österreichisch-vaterländischen Gesinnung treu.

Werke: Der Heereszug Gottes (Epos, 1908, 4. Aufl. 1921); Pfingsten (eine Bergandacht, 1916); Gott bleibt Sieger (Ged., 1920); Contessa Hekuba (Novelle, 1925); Albin Egger-Lienz (Künstlermonographie, 1925); Menschen aus Österreich (Novellen, 1937); Botschaft des Lebens (Roman, 1942); Gloria in dolore (Novelle, 1948); Goethe und die polnische Viktusza (Novelle, 1948); Vollendete Wege (Novellen, 1960).

Lit.: Josef Walter König, Das Schrifttum des Ostsudetenlandes; Wolfratshausen, 1964. – Wilhelm Kosch, Deutsches Literaturlexikon; Bern und München, 1979.

Josef Walter König