Biographie

Hoffmann, Alfred

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Theologe
* 18. September 1886 in Breslau
† 13. August 1943 in Grottkau/Oppeln

Alfred Hoffmann wurde als Sohn eines Kassendieners geboren, besuchte das angesehenste und bedeutendste katholische Gymnasium Schlesiens, das St. Matthias-Gymnasium seiner Vaterstadt, und legte Ostern 1907 das Abitur ab. Zu den Abiturienten seines Jahrgangs gehörten auch Michael Graf von Matuschka, der spätere Landrat von Oppeln, der 1944 als Gegner des Nationalsozialismus hingerichtet wurde, und Karl Rother, der Direktor der Oberschlesischen Landesbibliothek.

Nach der Reifeprüfung widmete Hoffmann sich dem Studium der Theologie an der Breslauer Universität und empfing am 22. Juni 1911 die Priesterweihe. Dann wirkte er fast drei Jahre lang als Repetent am Theologenkonvikt der Bischofsstadt, legte auf Wunsch von Fürstbischof Georg Kardinal von Kopp das Staatsexamen für den höheren Schuldienst in den Fächern Religion, Hebräisch und Griechisch ab und war anschließend von 1914 bis 1917 Kaplan der Pfarrei St. Michael in Breslau. Der Tätigkeit in der Gemeindeseelsorge folgte die Arbeit als Pädagoge: von 1917 bis 1922 in Königshütte und nach der Eingliederung dieser Stadt in das polnische Staatsgebiet am Hindenburg-Gymnasium in Beuthen (Oberschlesien). Hoffmann setzte sich für den katholischen Jugendverband „Quickborn" ein und war 1926 einer der Dozenten der im Neisser Volksbildungshaus „Heimgarten" veranstalteten 4. Ostdeutschen Hochschulwoche. Man wurde immer mehr auf ihn aufmerksam und schätzte ihn als einen über fundiertes Wissen verfügenden, klugen und von echter Frömmigkeit getragenen Theologen. Als das weltanschaulich orientierte „Deutsche Institut für wissenschaftliche Pädagogik" in Beuthen eine Zweigstelle für Oberschlesien einrichtete, übernahm Hoffmann deren Leitung, nicht nur dem Namen nach. Auch diese zusätzliche Aufgabe bedeutete eine „Vorbereitung" auf seine im Jahre 1930 erfolgte Ernennung zum Professor für Religion an der damals ins Leben gerufenen Pädagogischen Akademie in Beuthen, zu der es kam, obwohl Hoffmann keinen Doktorhut errungen hatte. Dennoch war er nicht nur als Pädagoge, sondern auch als tiefer Denker anerkannt, und er besaß – was wichtig war – das Vertrauen des Diözesanbischofs Adolf Kardinal Bertram. Hoffmann bewährte sich auch in der neuen Stellung, und er wirkte weiterhin darüber hinaus im kirchlichen Bereich. Sehr am Herzen lag ihm der Kampf gegen den Alkoholismus, und so bekleidete er das Amt des Präses des Bezirksverbandes Beuthen-Gleiwitz des „Kreuzbundes" und redigierte das monatlich erscheinende Blatt Der Bote des schlesischen Kreuzbundes.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme mußte Hoffmann, der der nun herrschenden Ideologie ablehnend gegenüberstand, aus dem Amte scheiden. Er unterrichtete hinfort als Studienrat in Neustadt (Oberschlesien), war weiterhin ein sehr gefragter Vortragsredner und führte in Bibelstunden durch volkstümliche Exegese viele Zuhörer zu vertieftem Verständnis der Hl. Schrift. Demselben Ziel galten seine zahlreichen Erklärungen der liturgischen Sonntagstexte, die im Katholischen Sonntagsblatt der Erzdiözese Breslau und im Oberschlesischen Katholischen Sonntagsblatt erschienen. Durch diese rege Tätigkeit in Wort und Schrift wurde Hoffmann immer mehr in der Diözese bekannt und geschätzt. 60 seiner Sonntagsbetrachtungen faßten anläßlich seines Silbernen Priesterjubiläums (1936) seine Freunde in einem Buch zusammen. Sie zeigen Hoffmanns Bemühen, Bibeltexte für die Gegenwart lebensnah zu erschließen, tief durchdacht, in disziplinierter und schlichter Sprache, ohne viel Rankenwerk formuliert, den ganzen Menschen ansprechend. Hoffmann war ein Meister des gesprochenen und des geschriebenen Wortes. Als Begeisterter vermochte er es, auch andere für die Sache Jesu zu begeistern.

Im Jahre 1937 übernahm Hoffmann das Pfarramt in der oberschlesischen Klein- und Kreisstadt Grottkau. Er wurde Geistlicher Rat und Dekanatserzpriester des Archipresbyterats Grottkau. Kardinal Bertram indessen hatte mit dem gediegenen, bei aller Modernität ganz zur Kirche stehenden und in ihr lebenden Theologen mehr vor: Er wollte ihn in seinen engsten Mitarbeiterkreis berufen und zum residierenden Domkapitular ernennen. Aber der nationalsozialistische Staat stellte sich erneut gegen Hoffmann, und der Kardinal unterließ, um den Kirchenkampf nicht zu verschärfen, die Ernennung. Bertram, 1859 geboren, befand sich damals in einem hohen Alter, und es war wohl nicht abwegig, aus kirchlicher Sicht in Hoffmann einen geeigneten und aussichtsreichen Anwärter auf die Nachfolge des Diözesanbischofs zu sehen. Doch im Sommer 1943 erlag Alfred Hoffmann einem Krebsleiden. Die ergreifende Grabrede hielt Franz Wosnitza, einer seiner ehemaligen Schüler, der zum Generalvikar der Diözese Kattowitz aufgestiegen war. Ein Jahr vor Hoffmanns Tod erschien in einem Sammelband ein Beitrag aus seiner Feder, dessen Titel als Motto über dem ganzen Leben des Grottkauer Pfarrers stehen könnte: „Bibel und Seelsorge".

Hoffmann war eine ernste, feingeistige, einsatzbereite und ausstrahlende Persönlichkeit; er war einer der geistvollsten Breslauer Bistumspriester seiner Zeit.

Werke: Der erste Tag. Einige Sonntagsgedanken. Hg. von seinen Freunden. Breslau 1936, 252 Seiten. – Bibel und Seelsorge. Gedanken und Erinnerungen. In: Sacramentum ordinis. Hg. von Erich Puzik und Otto Kuss. Breslau [1942], S. 344-354.

Lit.: Mitteilungen des Beuthener Geschichts- und Museumsvereins, Heft 15/16, 1954/55, S. 61 u. 133 (Alfons Perlick). – Franz Wosnitza: Predigt am Grabe von Alfred Hoffmann. In: Heimat und Glaube 15,1963, Nr. 9, S. 14. – (Joseph Gottschalk u. Franz Wosnitza): Alfred Hoffmann (1886-1943). In: Schlesische Priesterbilder 5. Hg. von J. Gottschalk. Aalen/Württ. 1967, S. 167-170. – Hans-Ludwig Abmeier: Zur Erinnerung an Professor Alfred Hoffmann (1886 -1943). In: Mitt. d. Beuthener Gesch.- u. Museumsver., Bd. 48, 1987, S. 149-151.