Biographie

Hoffmann, Hans

Herkunft: Pommern
Beruf: Schriftsteller, Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung Weimar
* 27. Juli 1848 in Stettin/Pommern
† 11. Juli 1909 in Weimar

Bis 1945 konnte man am Predigerhaus der St. Peter- und Paul-Kirche, dem ältesten Gotteshaus in Stettin, auf einer Gedenktafel lesen: „Hier wurde der Pommerndichter Hans Hoffmann am 27. Juli 1848 geboren“. Sein Vater, Albert Hoffmann, war Prediger an dieser Kirche gewesen, seine Mutter entstammte der westfälischen Familie Gröning, die im 17. Jahrhundert nach Pommern eingewandert war.

Hoffmanns JugenderinnerungenAus jungen Tagen schildern Kindheit und Schulzeit in Stettin. Das Abitur legte der Autor mit nur mäßigem Erfolg am Marienstiftsgymnasium ab, trotz der Bemühungen seines Musiklehrers Carl Loewe, der ihn durch die Musik zu größerem Eifer anspornen wollte. 1866 begann er ein Studium der Philologie, zunächst in Bonn, dann in Berlin und wurde schließlich als erster Student im neuen Deutschen Reich 1871 an der Universität in Halle mit einer Abhandlung über Lachmanns Liedertheorie des Nibelungenliedes zum Dr. phil. promoviert. Im selben Jahr bestand Hoffmann auch die Oberlehrerprüfung.

Ab 1872 war er als Gymnasiallehrer am Stadtgymnasium in Stettin tätig, ging dann aber bald als Hauslehrer zu einer befreundeten Familie nach Rom. Dieser Aufenthalt wurde für ihn, den späteren Literaten, aufgrund dort geknüpfter vielseitiger Verbindungen mit jungen Gelehrten und Künstlern zum eindrucksvollsten Erlebnis in seinem Leben. Über Sizilien und Griechenland kehrte er nach Pommern zurück und kam als Probekandidat an das Stolper Gymnasium, sodann an Gymnasien in Danzig und Berlin. Da ihn der Schuldienst aber nicht sonderlich begeisterte, unterbrach er diesen immer wieder durch längere Aufenthalte in Rom, Griechenland und auch Norwegen, wozu ihm eine kleine Erbschaft von seiner Großmutter verhalf. Es war nicht das Lehramt als solches, das ihm zu schaffen machte, eine „noble Lehrtätigkeit“ hätte ihm zugesagt, jedoch nicht „die endlose Wiederholerei und das Einpauken“. Im Jahre 1879 zog sich Hoffmann vom Lehramt zurück und widmete sich nun als freier Schriftsteller ausschließlich der Literatur. Nach anfänglichen Schwierigkeiten setzte er sich langsam durch. 1882 nahm er seinen Wohnsitz in Berlin. Die Aufenthaltsorte der folgenden Jahre waren Freiburg/Breisgau, Bozen und Potsdam.

1882 heiratete Hoffmann Margarete Wichgraf, Tochter des Geheimen Regierungsrats August Wichgraf in Potsdam. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor. Von 1884 bis 1886 leitete Hoffmann als Chefredakteur die Deutsche Illustrierte Zeitung. Doch mußte er aus dieser Tätigkeit wegen Meinungsverschiedenheiten ausscheiden, als er sich der Aufnahme eines Romans von Nataly von Eschstruth widersetzte. Er zog, nun wieder als freier Schriftsteller, 1894 nach Wernigerode, wo er ein glückliches Familienleben führte, bis ihn der jähe Tod seiner Frau wiederum zu einem Ortswechsel zwang. 1902 berief man ihn zum Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung in Weimar. Durch diese Tätigkeit wurde Hoffmann endlich von seiner inneren Ruhelosigkeit befreit, er wurde seßhaft.

In zahlreichen seiner Romane, in Erzählungen und Novellen lebt die Landschaft Pommerns und seiner Menschen fort, auch besonders seine Frau, die er in vielen seiner Frauengestalten verewigt hat. In seinem Werk werden die Pommern als heimattreu und bodenständig geschildert, ausgestattet mit einem feinen hintergründigen Humor. Aber auch HoffmannsErlebnisse und Eindrücke in der südlichen Landschaft sind für viele seiner Werke bestimmend geworden. In den drei großen geschichtlichen Romanen wird das Stettin des 17. Jahrhunderts und das Preußen vor der Erhebung 1813 geschildert. Es sind dies heute noch lebendige Dokumente vergangener deutscher Stadtgeschichte und Kultur.

In der Gesamtheit seines Schaffens erweist sich Hoffmann als Nachfolger der großen Talente des poetischen Realismus, reicht aber trotz zahlreicher Parallelen auch in seinen besten Werken nicht an sie heran. Man kann ihn jedoch nicht als Epigonen bezeichnen, denn stets zeigt sich eine selbständige, prägende Individualität. Hoffmann ist vorwiegend Novellist, der seine Stoffe mit Vorliebe in der eigenen Heimat sucht. Seine frühen Novellen verknüpfen auf humoristische, fast satirische Weise impressionistische Wiedergaben von Naturstimmen mit exakten Schilderungen menschlicher Geschicke. Seine humoristische Seite tritt besonders in den Schulgeschichten hervor, wo er launige Erinnerungen an seine eigenen Lehrerjahre am Stolper Gymnasium wiedergibt.

Hans Hoffmann gehört zu den Dichtern, die erst spät reif geworden sind. Sein von ihm verehrter und ihm auch wesensverwandter Dichter-Kollege war Gottfried Keller. Für ihn, den bodenständigen Pommern war die Umwälzung innerhalb der deutschen Literatur am Ende des 19. Jahrhunderts eine Tragödie, er war kein Revolutionär und auch nicht flexibel genug, neue Stilrichtungen einschlagen zu können, so stand er innerhalb der Dichterwelt zwischen den Alten und den Jungen. In seinem Talent und seinem Schaffen vielfach verkannt, ist er auch von den damaligen journalistischen Fachblättern kaum beachtet worden.

Hoffmanns bekannteste Werke sind:Wilhelm Raabe, letzte Fassung um 1906 erschienen,Das neue Rathaus, eine Geschichte aus Hinterpommern, Tante Fritzchen, Der eiserne Rittmeister, der 1. Band erschien 1900, Landsturm, 1903, Wieder den Kurfürsten, 1. Band 1906. Er verfaßte drei größere Romane und ungefähr 50 Novellen, außerdem veröffentlichte er eine Gedichtsammlung. Hans Hoffmann war – so Max Guhlke in der Pommerschen Literaturgeschichte – ein „echter, rechter Pommer und Heimatdichter!“

Lit.: Neue Deutsche Biographie, Bd. 9 (1972), S. 419 f. SYMBOL 150 f "Times New Roman CE" s 10 Pommersche Lebensbilder II, 1936, S. 233 f. SYMBOL 150 f "Times New Roman CE" s 10 Hoffmann, Dietrich: Der Pommerndichter Hans Hoffmann (1848-1909) in: Pommern, 1984, S. 22 f.

 

  Ilse Gudden-Lüddeke