Biographie

Hunoltstein, Hans von (Pseudonym: Ivo Bunejvac)

Herkunft: Donaugebiet
Beruf: Pädagoge, Dolmetscher, Übersetzer, Lyriker, Essayist
* 27. Oktober 1914 in Grassau/ Chiemgau Schloss Niedernfels
† 17. Januar 2006 in Kitzingen

Der Vater Theodor hatte in das damalige Österreich-Ungarn geheiratet, so kam Hunoltstein mit sechs Jahren nach Kroatien auf das mütterliche Gut Schloss Jaškovo bei Karlovac, wo er mehrsprachig aufwuchs. Sein voller Name lautete Hans David Parseval Maria Hunoltstein-Bunjevacz, Freiherr von Stein-Kallenfels. In der Familie wurde die deutsche Schriftsprache gepflegt, Hunoltstein lernte aber auch den kroatisch-kajka­wi­schen Dialekt sowie die serbische Sprache in Wort und Schrift. Auf dem Karlovacer Gymnasium kam die kroatische Literatursprache hinzu, dann der deutsche Unterricht auf dem Wiener Theresianum und im humanistischen Benediktiner-Gymnasium St. Paul im Lavanttal. Bevor er wieder an das Karlovacer Gymnasium zurückkehrte, besuchte er noch ein Schuljahr in Graz das Fürstbischöfliche Knabenseminar. So lernte er von Jugend auf nicht nur Fremdsprachen, sondern auch die literarischen Werke anderer Völker kennen. Er konnte jedoch erst 1937 am Karlovacer Realgymnasium maturieren, weil die fünf Jahre an österreichischen Gymnasien in Jugoslawien nicht anerkannt wurden. Hunoltstein studierte dann in Zagreb Philosophie, Psychologie und Philologie (Germanistik und Slawistik) und war danach zuerst am neu eröffneten Deutschen Realgymnasium, später in Ruma (Syrmien) als Lehrer tätig. Nach der Flucht 1944 unterrichtete er in Urfeld am Walchensee und Landsberg am Lech. Nebenbei studierte er an der Münchner Uni Kunstgeschichte, Zeitungswissenschaft und Sprachen bis zu seiner Auswanderung nach Kanada zu seinen beiden Schwestern. Nach seiner Rückkehr arbeitete er bis zu seiner Einbürgerung als Fremdsprachenkorrespondent und Übersetzer in einer Uhrenfabrik und in der Weltfirma „König und Bauer Druckmaschinen“ in Würzburg, wo er außer der Büroarbeit auch die vielen ausländischen Arbeitskräfte im Werk betreuen musste. Mit dieser Firma war er auch auf der Druckmaschinen-Ausstellung in Moskau als Dolmetscher für mehrere Sprachen. Danach war er Lehrer in Murnau und Kitzingen, weitere Tätigkeiten: Gerichtsdolmetscher, Übersetzer bei Eheschließungen, bis ihm das Lehramt an der Euro-Sprachenschule in Bamberg angeboten wurde. Dort hatte er in den siebziger Jahren deutsche Heimkehrer aus Osteuropa als Schüler. Aber Hunoltstein unterrichtete in Bamberg auch Fremdsprachen.

Als Pädagoge war er sehr erfolgreich. Er begeisterte seine Schüler mit unkonventionellen Methoden. Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Französisch und Deutsch unterrichtete er mit Tonbandaufnahmen von Volksliedern, Arien und ganzen Opern, die philologisch erarbeitet wurden. Seit seiner Rückkehr aus Kanada reiste er viel als Philologe und Journalist kreuz und quer durch Spanien, die Schweiz, Italien, Nordafrika und Frankreich. Anhand der eigenen Dias von seinen Exkursionen hielt er Vorträge an Volkshochschulen, wo er parallel Sprachen unterrichtete.

Den Grundstein für sein dichterisches Talent legten die belesenen Eltern mit einer gut sortierten Bibliothek. Goethe, Heine, Lenau und Eichendorff waren seine großen Vorbilder, aber auch von der kroatischen und serbischen Dichterwelt wurde er nachhaltig beeinflusst, was so weit reichte, dass Hunoltstein auch selbst in diesen und anderen Sprachen dichtete. Als Lyriker ist er in den Jahren 1936, 1941, 1944, 1970 und 1975 hervorgetreten. Mit seinen eigenständigen Veröffentlichungen wollte er keine kommerziellen Erfolge erzielen. Die schmalen Auflagen verschenkte er meist persönlich. Der romantische Realist glaubte an die strenge Form in der Lyrik. Modernen Gedichten in reimloser Form sprach er die lyrische Qualität ab, sie seien Prosa in gebrochenen Zeilen, meist auch völlig sinnlos. Die Mehrzahl der Menschen, meinte Hunoltstein, habe ohnehin keinen Sinn für Poetisches. Neben Lyrik schrieb er Essays, Filmkritiken, Romane, Autobiographisches. Der hochbetagte, an Alzheimer leidende Dichter lebte in Kitzingen und wurde aufopfernd von seiner Frau Kunigunde gepflegt. Er starb am 17. Januar 2006.

Werke: Izabrane pjesme [Gesammelte Gedichte], Šaban, Karlovac Banija 1936, 48 S. – Gedichte 1941-1944, Selbstverlag [o. J., um 1950], 123 S., mit einem Porträt des Verfassers. – Was mir das Herz bewogen … Gedichte (1936-1970) und Prosa (1950-1970) in deutscher, englischer, kroatischer, kroatisch-kajkawischer, serbischer und spanischer Sprache. Familiengeschichtliches. Wiedergabe von Zeitungsartikeln, Selbstverlag, als Manuskript, Würzburg 1970, 179 S. – Der Mond hat sich gerundet. Erinnerungen aus den Jahren 1944-50, 1976.

Lit.: W. Kniesel, Dichter Hans von Hunoltstein 60, in: Der Donauschwabe v. 27.10.1974, S. 7. – Konrad Müller Frey, Aussterbender Schlag. Der Dichter Hans von Hunoltstein wird 75, in: Der Donauschwabe v. 29.10.1989, S. 11.

Bild: Kunigunde von Hunoltstein, Kitzingen.

Stefan P. Teppert