Biographie

Hutter-Wolandt, Ulrich

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Historiker, Pastor
* 18. März 1955 in Köln
† 23. November 2020

Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb Ulrich Hutter-Wo­landt in Berlin in seinem 66. Lebensjahr. Beruflich hatte er den Weg eines evangelischen Theologen eingeschlagen, seine weiteren Interessen galten der Geschichte und Kunstgeschichte insbesondere des ehemaligen deutschen Ostens und hier wiederum Schlesiens.

Geboren wurde Ulrich Hutter – bei der Hochzeit 1990 mit Barbara Wolandt fügte er ihren Namen dem seinigen hinzu – am 18. März 1955 in Köln. Nach dem Abitur studierte er Theologie, Geschichte und Kunstgeschichte in Bonn, Köln, Münster und Wuppertal. Sein geplantes Promotionsvorhaben zur Friedenskirche in Schweidnitz verband ihn nicht nur mit Schlesien, sondern brachte ihm bereits vor der Wende auch zahlreiche Kontakte zu polnischen evangelischen Pfarrern und Gemeinden. Abgeschlossen hat er sein Studium mit dem Magister der Theologie. Nach kürzeren vorausgehenden Tätigkeiten etwa 1986 und 1987 bei der Stiftung Kulturwerk Schlesien, danach im Staatsministerium Baden-Württemberg gewann ihn Bischof Joachim Rogge 1993 für den Dienst in der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz, und zwar in den Kirchengemeinden Rothenburg/OL und Förstgen sowie am Martin-Ulbricht-Haus in Rothenburg. 2007 wechselte er nach Berlin, seit 2010 war er Pfarrer in der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Berlin-Charlottenburg, wobei ihm der pastorale Dienst besonders am Herzen lag. Sein Tod hat ihn aus dem Dienst an der Gemeinde gerissen.

Mit dem deutschen Osten und seiner Kirchengeschichte, besonders der evangelischen Kirchengeschichte Schlesiens, war Ulrich Hutter-Wolandt familiär verbunden, ihr galt sein geschichtswissenschaftliches Forschungsinteresse. So hat er neben Predigttexten Führer zu schlesischen Kirchen veröffentlicht und zahlreiche Aufsätze zur schlesisch-evangelischen Kirchengeschichte, so zur Ortskirchengeschichte, zur Diakonie und Biographisches zu Neutestamentlern, wobei er häufig direkt aus den Quellen schöpfte. An Monographien erschienen aus seiner Feder Die evangelische Kirche Schlesiens im Wandel der Zeiten. Studien und Quellen zur Geschichte einer Territorialkirche (Dortmund 1991) sowie Tradition und Glaube. Zur Geschichte evangelischen Lebens in Schlesien (Dortmund 1995). Als Mitherausgeber war er beteiligt an den Werken Martin Luther und die Reformation in Ostdeutschland und Südosteuropa (Sigmaringen 1991), dem wichtigen Quellenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens (München 1992) sowie Diakonie – stark für andere. Beiträge im Jubiläumsjahr der Diakonie aus der schlesischen Oberlausitz (Düsseldorf 1998).

Der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen war Ulrich Hutter-Wolandt als Referent sowie Autor und Herausgeber über lange Jahre verbunden. So verlegte die Kulturstiftung sein Buch über Die Hofkirche zu Breslau. Ein Rokokokirchenbau im frühpreußischen Schlesien (Bonn 1999) und seinen Aufsatzband Glaubenswelten. Aufsätze zur schlesischen und Oberlausitzer Kirchengeschichte (Bonn 2011). Zusammen mit Hans-Günther Parplies gab er zum Reformationsjubiläum den Sammelband Der Durchbruch kam im Osten. Die Reformation in Ostpreußen, Pommern, Schlesien, den böhmischen Ländern und in Siebenbürgen (Bonn 2018) heraus, zu dem er zwei eigene Aufsätze beisteuerte. Und auch als Referent stand er in Diensten der Kulturstiftung, zuletzt bei einem Vortragsnachmittag in Göttingen 2017 und dann bei den Tagungen 2018 und 2019 zum Thema „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“. Dieser sich offensichtlich verstetigenden Zusammenarbeit wurde ein zu frühes Ende gesetzt.

Bild: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen.

Ulrich Schmilewski