Biographie

Jacoby, Johann

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Arzt, Politiker
* 1. Mai 1804 in Königsberg i.Pr.
† 6. März 1877 in Königsberg i.Pr.

Die Schrift „Vier Fragen beantwortet von einem Ostpreußen“ (1841) fand ungeheuren Widerhall, als der Preußische Huldigungslandtag den neuen König Friedrich Wilhelm IV. um Erfüllung des Verfassungsversprechens von 1815 bat. Schon als Student hatte sich der praktische Arzt Johann Jacoby für die Gleichstellung seiner jüdischen Mitbürger eingesetzt. Während der Julirevolution vertrat er die allgemeinen Forderungen der Liberalen. Ein Hochverratsprozeß gegen ihn endete mit einem Freispruch. Bei Beginn der Revolution von 1848 verlor Jacoby durch seinen Radikalismus das Vertrauen seiner Freunde, wurde aber über einen Berliner Wahlbezirk in die Verfassunggebende Preußische Versammlung gewählt. Auch hier stand er auf der Seite der äußersten Linken. Wie Freunde mit Recht meinten, war Jacoby mehr Philosoph als Politiker und ein Rechtsfanatiker. Dem König rief er bei der Audienz einer Deputation zu: „Das eben ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen!“ Als die Nationalversammlung aufgelöst wurde, floh Jacoby nach Genf, stellte sich dann dem Gericht in Königsberg und wurde wieder von der Anklage des Hochverrats freigesprochen. In den siebziger Jahren war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, aber nur als ständig Protestierender. Weil Jacoby zu bewaffneter Selbsthilfe gegen die Innen- und Außenpolitik aufrief, erhielt er sechs Monate Gefängnis. Seit 1872 Mitglied der SPD, kandidierte er zwei Jahre später nicht mehr, obwohl er sich „für der ältesten Kämpfer für den Rechtsstaat Preußen“ hielt.

Bibl.: Jacoby: Gesammelte Schriften und Reden, 1872; Gause: Geschichte der Stadt Königsberg II, 1968; Matull: Ostpreußische Arbeiterbewegung 1970.(1977)