Biographie

Jakobovits, Immanuel, Baron of Regents Park in Greater London

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Chief Rabbi des britischen Commonwealth
* 8. Februar 1921 in Königsberg i.Pr.
† 31. Oktober 1999 in London

Sein Vater Julius (1886-1947) stammte aus Lackenbach in Österreich und war von 1917 bis 1928 Rabbiner der orthodoxen Adass-Yisroel-Gemeinde in Königsberg. Nachdem sein Vater 1928 als Rabbiner nach Berlin ging, besuchte Immanuel ab 1932 dort die Adass-Yisroel-Schule. Im November 1936 emigrierte er als erster seiner Familie nach England, wo er bis 1937 die jüdische Oberschule in London besuchte. Danach arbeitete er 1937-38 für den Erwerb des Intermediate Degree, um 1941 schließlich an der University of London den Grad eines B.A. zu erwerben. Neben dem Studium besuchte er von 1937 bis 1947 in London die Yeshiva Etz Chaim, eine Religionsschule, an der er 1947 das Rabbinerexamen ablegte. Ferner besuchte er in den Jahren 1937 bis 1945 das Jews’ College in London, an dem er 1945 das Prediger-Diplom erwarb. 1940 musste er seine Ausbildung für fünf Monate unterbrechen, da er wie viele emigrierte deutsche Staatsbürger aus Sicherheitsgründen auf der Isle of Man interniert wurde. Bald nach seiner Freilassung wurde er schon 1941 – also noch während seines Studiums – Prediger an der Brondesbury Synagogue in London, von wo er 1944 in gleicher Stellung an die Synagoge in Südost-London wechselte.

Nach seinem Rabbinerexamen übernahm er als Rabbiner die Great Synagogue in London (1947-49), gründete in dieser Zeit eine jüdische Eheberatungsstelle, ging aber schon 1949 als Oberrabbiner der Jewish Community nach Irland und gab dort, neben seinen Aufgaben als Rabbiner, 1951-58 das Irish Jewish Year Book heraus. Während seiner Jahre in Irland erwarb er 1955 die Doktorwürde eines Ph.D. am University College London. Schon 1950 wurde er Vizepräsident der Mizrahi Federation of Great Britain and Ireland, dem Zusammenschluss der zionistisch-orthodoxen Juden dieser Länder. 1958 ging er nach New York, wo er Rabbiner der angesehenen Fifth Avenue Synagogue wurde.

Von dort kehrte Jakobovits 1967 nach London zurück, um das Amt des Chief Rabbi of the United Hebrew Congregations of the British Commonwealth of Nations zu übernehmen, ein Amt, das er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1991 ausübte. Der Inhaber dieses Amtes gilt traditionell als oberster Repräsentant und Sprecher der orthodoxen britischen Juden. Jakobovits hat dieses Amt mit großem Einsatz und Erfolg ausgeübt. Als Chief Rabbi wurden ihm viele Ämter übertragen. Er wurde u.a. Präsident des Jews’ College in London, des Instituts des Jewish Education Development Trust sowie Mitglied des europäischen Rabbinerrats, ab 1979 dessen Präsident. Für seine vielseitige und erfolgreiche Tätigkeit wurden Jakobovits verschiedene akademische Würden verliehen. Auch von staatlicher Seite – er war seit 1947 britischer Staatsbürger, seit 1967 offenbar auch US-Bürger – wurde er ausgezeichnet. 1981 wurde er von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen (Knight mit der Anrede Sir Immanuel) und 1987 oder 1988 unter Verleihung einer Life Peerage zum Baron erhoben, mit der Anrede Baron Immanuel Jakobovits mit dem umständlichen Besitztitel Baron of Regents Park in Greater London.

In verschiedenen Schriften hat Jakobovits zu Problemen des modernen Judentums Stellung genommen, z.B. in Order of Jewish Marriage Service (1950 und 1959), Jewish Medical Ethics (1959, auch ins Hebräische übersetzt), Journal of a Rabbi (1966), The Timely and the Timeless (1977) und als Autobiographie If Only My People … Zionism in My Life.

Lit.: Nachweise bei: Klaus Bürger, Jakobovits, Immanuel, Baron J. of Regents Park in Greater London, in: Altpreußische Biographie, Bd. V, 2. Lieferung, Marburg/ Lahn 2007, S. 1828. – dazu benutzt in: Jüdisches Biographisches Archiv, F. II, Fiche 260, Feld 251-262: Who’s who in world Jewry, New York 1955; Encyclopaedia Judaica, vol. 9, Jerusalem 1971. – Lexikon des Judentums, Gütersloh u.a. 1971. – Who’s who in world Jewry, New York 1987. – Dan Cohn-Sherbok, The Blackwell dictionary of Judaica, Oxford 1992. – Who’s who in Israel and Jewish personalities over the world, 22nd biennial English edition, Tel Aviv 1992/93. – Joan Comay, Who’s who in Jewish history after the period of the Old Testament, 2nd edition, revised by Lavinia Cohn-Sherbok, New York 1995.

Bild: Archiv der Kulturstiftung.