Der für die Deutschen in Jugoslawien auf die Dauer unhaltbare Zustand der behinderten Integration herrschte unverändert auch 1939 noch, als Dr. Sepp Janko am 6. August 1939 zum Nachfolger von Johann Keks vom Bundesausschuß einstimmig zum Bundesobmann des „Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes“, der umfassenden Kultur- und Volkstumsorganisation der Deutschen in Jugoslawien, gewählt wurde. Einer kleinbäuerlichen Familie entstammend, widmete er sich nach dem Abitur dem Studium der Rechtswissenschaft in Belgrad, Berlin und Innsbruck. Nach Abschluß seines Studiums und wissenschaftlicher Hilfstätigkeit in Schlesien kehrte er 1932 in die Heimat zurück und wurde Rechtsanwalt. Der innervölkische Kampf findet ihn auf der Seite der Erneuerer, doch konnte er aus beruflichen Gründen nicht besonders aktiv werden. Nach seiner Wahl zum Bundesobmann vertrat er den Grundsatz des loyalen und legalen Verhaltens der regierenden Staatsgewalt und den mitwohnenden Volksgruppen gegenüber. Es ist freilich nicht alles reibungslos verlaufen, besonders nach der Zerschlagung Jugoslawiens 1941, als es zur Ablehnung verschiedener Maßnahmen der beherrschenden jugoslawischen, aber auch der reichsdeutschen Behörden, der ungeregelten staatspolitischen Position und Funktion seiner Volksgruppen wegen, gekommen ist. Seine oppositionelle Haltung war aber weder historisch noch politisch ein zerstörendes Element, sondern darauf gerichtet, Unterdrückung zu überwinden und positive Formen und Verhaltensweisen im Zusammenleben der Volksgruppen und des Staatsvolkes zu fördern. In diesem Sinne war das Bemühen der Deutschen um personale oder territoriale Autonomie gegen den zentralistischen Nationalstaat auch unter Dr. Janko nicht zuletzt ein politischer und historischer Beitrag zur Entstehung eines föderativen Jugoslawiens, das unter geänderten Umständen nach 1945 aufzubauen Tito unternommen hat.
