Biographie

Jekelius, Erich Wolfgang

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Geologe, Paläontologe und Genealoge
* 2. August 1889 in Langendorf bei Kronstadt/ Siebenbürgen
† 27. November 1970 in Bietigheim-Bissingen

Als hervorragender Geologe Siebenbürgens und Rumäniens widmete sich Jekelius ab 1911 vor allem der Erforschung des geologischen Aufbaus der Burzenländer Gebirge bei Kronstadt/Braşov. Sein spezielles Fachgebiet war die Tertiärpaläon­tologie. Ab 1909 gehörte er zu den eifrigsten Mitarbeitern des Burzenländer sächsischen Museums in Kronstadt, an dessen Ausbau und Modernisierung er vor allem ab 1936 entscheidend mitgewirkt hat. Sein drittes Forschungsgebiet war die Genealogie, in deren Rahmen er die Geschichte zahlreicher Familien der Konstädter Sachsen untersucht hat.

Jekelius wurde am 2. August 1889 in Langendorf (Hosszúfalu, Satulung) bei Kronstadt geboren als Sohn des damaligen Stuhlrichters der Siebendörfer (Hétfalu, Săcele) August Jekelius (1861-1915) und dessen Ehefrau Emma, geb. Meschendörfer (1867-1962). 1908 legte er an der Honterusschule in Kronstadt die Reifeprüfung ab und studierte anschließend von 1909-1913 Geologie und Naturwissenschaften an den Universitäten Straßburg, Berlin, München, Leipzig und Budapest. In Budapest wurde er 1913, mit seiner Dissertation über Die mesozoischen Bildungen des Keresztényhavas, zum Dr. phil. promoviert. 1913-1916 war er auswärtiger Mitarbeiter am Geologischen Institut in Budapest, 1916-19. Präparator und Geologe II. Klasse an der gleichen Anstalt. Nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien, berief man ihn 1920 in gleicher Stellung an das Geologische Institut in Bukarest, wo er im Laufe der Jahre bis zum Chefgeologen I. Klasse aufstieg. Auch nach seinem beruflichen Wechsel nach Bukarest, behielt er seinen Wohnsitz in Kronstadt aufrecht. 1924 heiratete Jekelius Anna Schiel, die Tochter des Kronstädter Industriellen Samuel Schiel.

Neben seiner anstrengenden Berufstätigkeit in Bukarest, galt sein Hauptinteresse auch nach dem Ersten Weltkrieg dem Burzenländer sächsischen Museum. In diesem richtete er für seine genealogischen Studien eine diesbezügliche Abteilung ein, in der die gesamte sächsische Bevölkerung Kronstadts erfasst werden sollte. Nachdem in den 1920er Jahren mehrere namhafte Kronstädter Sammler ihre Sammlungen für den weiteren Ausbau des Museums an dieses abgaben, schenkte 1930 auch Jekelius seine wertvolle Gesteins- und Mineraliensammlung dem Museum.

Als 1936 der langjährige Museumsdirektor Julius Teutsch starb, wurde Jekelius dessen Nachfolger. Als solcher stellte er das Museum 1937 nicht nur unter den Schutz der evang. Landeskirche AB, sondern führte auch eine Neustrukturierung und Modernisierung in diesem durch, die den damaligen wissenschaftlichen Anforderungen gerecht wurde. Somit wurde unter seiner Leitung das Burzenländer sächsische Museum das bedeutendste Heimatmuseum Siebenbürgens. Berichte über die Tätigkeit des Museums erschienen ab 1908 periodisch. 1925 gab das Museum sein erstes Jahrbuch heraus, in dem es ausführlich über seine erfolgreiche Tätigkeit in den Jahren 1914-1924 berichtete. Weitere Museumsberichte erschienen, nun allerdings als Mitteilungen des Burzenländer sächsischen Museums, 1937, 1938 1940 und 1944 in je vier Heften. Seine Absicht, die erheblich angewachsenen Sammlungen in einem neuen, zweckmäßiger gebauten Museumsgebäude nach modernen Gesichtspunkten aufzustellen, wurde durch den Zweiten Weltkrieg vereitelt.

Als besonderes Anliegen galt Jekelius stets die Veröffentlichung gewonnener Erkenntnisse und eigener Forschungsergebnisse aus dem Arbeitsbereich des Museums. Gleichfalls unterstützte und förderte er diese Vorhaben auch bei seinen Mitarbeitern durch eine sehr rege Herausgeberschaft und seine eigene umfangreiche Publikationstätigkeit. Bereits 1920 verfasste er einen Führer durch die geologische Abteilung des Burzenländer sächsischen Museums. Unter seiner Fürsorge erschienen in den Jahren 1928-1930 drei Bände der Monographie Das Burzenland (Band III/1 Kronstadt, 271 S.; Band IV/1 Die Dörfer der Burzenlandes, 261 S.; Band V/1 Die Wirtschaftsgeschichte des Burzenlandes, 233 S.). Als eine Synthese seiner 1913 begonnenen geologischen Kartierung der Burzenländer Berge (Schuler, Hohenstein, Butschetsch, Königstein, und Geisterwald) kann seine 1938 veröffentlichte Arbeit Das Gebirge von Braşov betrachtet werden. Von Jekelius sind von 1911 bis 1968 insgesamt 91 wissenschaftliche Beiträge erschienen. Seine tertiärpaläontologischen Untersuchungen waren besonders für die Ölindustrie von großer Bedeutung.

Im August 1944 gab er seine Stellung am Geologischen Institut in Bukarest auf und übersiedelte mit seiner Familie aus Kronstadt zunächst nach Hermannstadt und schließlich nach Langendorf bei Kronstadt. 1947 ließ er sich auf eigenen Wunsch pensionieren. 1949 wurde er jedoch reaktiviert und nahm eine Tätigkeit als Geologe in der Tonfabrik „Muncitorul (Der Arbeiter)“ in Neustadt (Cristian) bei Kronstadt auf. Schon 1950 wurde er nach Bukarest an das Institut für Energetische Studien und Projektierungen des Ministeriums für Schwerindustrie berufen, wo er zunächst zum Geologischen Rat und 1957 zum Chefgeologen aufstieg. Als solcher wurde er mit der Leitung geologischer Untersuchungen für den Bau großer Wasser- und Wärmekraftwerke und von Überlandleitungen beauftragt. 1961 trat er krankheitshalber endgültig in den Ruhestand. Auch nach seiner Pensionierung hat er sich weiterhin seinen genealogischen Studien gewidmet, indem er intensiv Quellenforschung und Matrikelstudien betrieb. Seine umfangreichen familiengeschichtlichen Aufzeichnungen wurden als Typoskript im Archiv der Kronstädter Stadtpfarrergemeinde in insgesamt 12 Bänden hinterlegt. Im Frühjahr 1968 übersiedelte Erich Jeke­lius aus Kronstadt in die Bundesrepublik Deutschland zu seinem Sohn Kurt nach Bissingen bei Bietigheim. Hier starb er nach längerem Leiden am 27. November 1970 und wurde am 2. Dezember hochgeehrt auf dem dortigen neuen Waldfriedhof bestattet.

Anlässlich seines 120. Geburtstages wurden am 23. Oktober 2009 in Kronstadt, in einem ihm gewidmeten Symposium, seine vielfältigen Verdienste als namhafter Geologe und Paläontologe Rumäniens der Jahre 1920-1961 gewürdigt. Diese Veranstaltung fand im Gedenkhaus „Casa Mureşenilor“ statt und wurde vor allem vom Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt organisiert. In seinem Vortrag berichtete hier Stefan Dragomirescu über die Forschungstätigkeit von Jekelius im Geologischen Institut in Bukarest von 1920-1944. Dr. Marcian Bleahu würdigte Jekelius als bedeutenden Paläontologen und Geologen Rumäniens. Nach andern Vorträgen berichtete schließlich Dr. Thomas Şindilariu über seine langjährige und verdienstvolle Tätigkeit von 1909-1944 als Mitarbeiter und Leiter des Burzenländer sächsischen Museums in Kronstadt.

Lit.: Alfred Prox, Erich Jelelius (2. August 1889 bis 27. November 1970), in: Kbl. [Arbeitskreis Siebenbürgische Landeskunde] 1 (1971), H. 1 u. 2, 49-52. – Heinz Heltmann, Erich Jekelius (1889-1970), in: Zur Geschichte naturwissenschaftlicher Forschungen in Kronstadt und im Burzenland, in: Naturwissenschaftliche Forschungen über Siebenbürgem II (Siebenbürgisches Archiv 3. Folge, 18) (1984), Köln/Wien, 38-39. – HUK [Haino Uwe Kasper], Jekelius, Erich, Geologe, Paläontologe, Genealoge. * Langendorf (b. Kronstadt) 2.8.1889, † Bissingen (b. Bietigheim) 27.11.1970, in: Lexikon Siebenbürger Sachsen 1993, 217-218. Mit 1 Abb.; Hienz/A. Hermann, Jekelius, Dr. phil. Erich Wolfgang, in: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. VII (H – J), 2000, Köln/Weimar/Wien, 354-362. – uk [Uwe Konst]: „Immer ein Suchen nach der Wurzel der Dinge …“. Erich Jekelius mit Symposium in Kronstadt gewürdigt, in: Neue Kronst. Ztg 26 (2010), Fge 1, (30. März), S. 4. Mit 1 Abb.

Bild: Archiv des Autors.

Heinz Heltmann