Biographie

Just, Friedrich

Herkunft: Posener Land
Beruf: Pfarrer
* 24. Juni 1885 in Neudorf, Kr.Czarnikau/Posen
† 1. September 1939 in Sienno/Posen

Er war nur ein schlichter Dorfpfarrer ohne Rang und Orden und war erst 54 Jahre alt, als ihn die Kugel eines ihm ganz fremden Polen traf, weil er ein Deutscher war. Aber doch ist es gut und begründet, an seinem 100. Geburtstag, am 24. Juni 1985, das Gedächtnis an ihn zu erneuern. Denn er war ein Besonderer, der im Dienst seiner evangelischen Kirche und der deutschen Volksgruppe in Polen vorbildlich gewirkt hat.

Friedrich Just wurde als Bauernsohn in Neudorf seiner kurz vorher verwitweten Mutter als einziges Kind geschenkt. Sein Heimatdorf lag nahe dem Städtchen Schönlanke im Netzegebiet und war seit 300 Jahren ein deutsches Schulzendorf. Wegen seiner rein deutschen Bevölkerung verblieb 1920 dieser Teil der Provinz Posen beim deutschen Reich. Den Schulbesuch schloß der begabte Knabe 1905 mit dem Abitur auf dem Gymnasium in Züllichau ab und studierte darauf in Straßburg und Halle Theologie. Nach Abschluß seiner Ausbildung unter den Generalsuperintendenten von Posen D. Hesekiel und D. Paul Blau war Just 1910-12 Hilfsprediger in Weichseltal bei Schulitz, einer schwierigen Gemeinde ohne Kirche und Pfarrhaus. Schon hier zeigte sich die große Gabe Justs, Menschen der verschiedensten Art und Stellung zur Zusammenarbeit in der christlichen Gemeinde zu bringen und die Jugend für den Glauben zu gewinnen. Diese Gabe hat Just dann von 1912 bis zu seinem Tode in der Gemeinde Sienno bei Bromberg ganz besonders bewiesen. Die Kirchengemeinde Sienno war erst 1872 aus mehreren, sehr verschiedenen Teilen entstanden und hat dann 1895 eine kleine Kirche mitten in den Feldern einweihen können. 8 Dörfer und 7 Güter gehörten zu diesem Kirchspiel, in dem 2/3 der Bevölkerung polnische Katholiken waren; nur ein Ansiedlungsdorf Friedingen hatte rein deutsche Bevölkerung. Daß aus den weit verstreuten und sozial sehr unterschiedlichen Menschen dieser Kirchengemeinde eine geschlossene, fest zusammenstehende Gemeinschaft wurde, deren Zusammenhalt auch noch weit über die Vertreibung hinaus anhielt, war Justs Arbeit zu danken.

Die Beschäftigung mit der Geschichte von Sienno und anderen Dörfern dieses Gebietes leitete dann die äußerst fruchtbare schriftstellerische Arbeit des jungen Pfarrers ein. Diese Arbeit erhielt wachsende Bedeutung, als 1920 die Gemeinde Sienno mit großen Teilen der Provinzen Posen und Westpreußen dem neuen polnischen Staat einverleibt wurde. Als die große Abwanderung aus den abgetretenen Gebieten ins Reich einsetzte, hat Just in dieser Krise des Deutschtums in Westpreußen und Posen durch Reden und Schreiben die seelische Kraft zum Aushalten in der veränderten Welt des neuen polnischen Staates gestärkt. Aus seiner Gemeinde fand daher auch fast keine Abwanderung statt.

Als deutscher Patriot hat Just damals auch im deutschen Volksrat mitgewirkt, der sich im Bromberger Land 1919 gebildet hatte.

Nachdem ihm aber die polnische Staatsangehörigkeit vom Bromberger Starosten aberkannt war, mußte er aus Verantwortung für sein Amt und seine Gemeinde die Ehrenämter in den Deutschtumsorganisationen niederlegen und durfte sich von da an nur noch seinen kirchlichen und schriftstellerischen Arbeiten widmen.

Just hatte die Gabe volkstümlicher Rede und Predigt und eine leichte Feder. Seine fleißige Hand schuf mehr als 100 Bücher und Aufsätze mit den Themen „Heimat-Kirche-Volk“. Seine Arbeiten zur Heimatgeschichte und Kirchengeschichte des Landes an Weichsel, Netze und Warthe, die auch auf eigenen Archivstudien beruhten, sind für die Vertriebenen aus diesem Gebiet von bleibendem Wert. Seine Gabe zur praktischen Theologie beweisen mehrere Predigtbände, wertvoll besonders für die dorfkirchliche Arbeit. Heimatkundliche Erzählungen und einfache Gedichte, z.B. „Die polnische Nachtigall“, füllten auch mehrere Bändchen. Erwähnt werden müssen aber auch die interessanten Reiseberichte aus vielen Ländern, darunter Spanien, dem Orient, Nord- und Südamerika, die zeigen, wie weit gespannt die Interessen von Just waren, der zuerst gründlich das Deutsche Reich und Polen durchwandert hatte und an diesen Reisen immer seine Gemeinde teilhaben ließ. Wenn Just auch bis zuletzt seiner Dorfgemeinde treu blieb, so hat er doch der evangelischen Kirche auch auf höherer Ebene, z.B. im Gustav-Adolf-Werk oder den Synoden, große Dienste geleistet.

In seinem Todesjahr hat er der Landessynode der linierten Evangelischen Kirche in Polen die von ihm zusammen mit Generalsuperintendent D. Blau verfaßte „Evangelische Haus- und Lebensordnung“ zur Annahme vorgelegt, die als sein Vermächtnis angesehen werden kann und auch in die Gegenwart hinein wirken sollte.

Als er diese Haus- und Lebensordnung bei Beginn des 2. Weltkrieges in den Häusern seiner Gemeinde verbreitete, wurde er am 1. September 1939 hinterrücks erschossen. Sein Grab bei der Kirche in Sienno ist 1945 zerstört worden. Seine Gedanken aber wirken weiter unter den Vertriebenen aus der Heimat an Netze und Weichsel.

Quelle: Pfarrer Friedrich Just – Sienno.„Ein Kämpfer für Glaube und Heimat 1885-1939“, Lübeck 1976. Dort weitere Literatur.