Biographie

Kaller, Maximilian

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Bischof von Ermland
* 10. Oktober 1880 in Beuthen/Oberschlesien
† 7. Juli 1947 in Frankfurt/Main

Bischof Maximilian Kaller wurde am 10. Oktober 1880 als ältestes von neun Kindern einer Kaufmannsfamilie in Beuthen/O.S. geboren und am 20. Juni 1903 in Breslau von Kardinalfürstbischof Georg Kopp zum Priester geweiht. Nach kurzer Kaplanstätigkeit in Gr. Strelitz/O.S. wurde er 1906 als Diasporamissionar nach Rügen entsandt. In elf Jahren harter Pionierarbeit baute er vor allem mit und für die Tausende polnischer Saisonarbeiter auf den großen Gütern der Insel und für die Feriengäste der Badeorte drei Kirchen und acht Gottesdienststationen auf. Im Hungerwinter 1917 wurde er Pfarrer der großen Arbeiterpfarrei St. Michael in Berlin. Auch hier verband er mit intensiver Seelsorge, von der sein Buch „Unser Laienapostolat in Berlin St. Michael“ (Leutesdorf 1926,21927) Zeugnis gibt, ein beispielhaftes soziales und caritatives Apostolat. Nuntius Pacelli veranlaßte 1926 seine Ernennung zum Apostolischen Administrator der „Grenzmark“ (deutsch gebliebene Restgebiete der preußischen Provinzen Westpreußen und Posen) mit Sitz in Tütz. Er verlegte den Sitz nach Schneidemühl, dem Regierungssitz, schuf dort in wenigen Jahren aus den sehr unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen eine lebendige Diözesanfamilie, die 1929 im Preußenkonkordat zur Freien Prälatur Schneidemühl erhoben wurde. Dort weihte ihn Nuntius Orsenigo am 28. Oktober 1930 zum Bischof von Ermland, wo er am 1. November 1930 in der Kathedrale von Frauenburg inthronisiert wurde. Nach dem Anschluß des Memellandes wurde er zusätzlich zum Apostolischen Administrator dieses Gebietes ernannt. Über die Grenzen seines Bistums hinaus wurde er bekannt durch seine bahnbrechende Förderung der Mitarbeit der Laien in der „Katholischen Aktion“, durch die Erziehung zur Diasporareife mündiger Christen, den Aufbau des „Katholischen Siedlungsdienstes“, die Förderung des Apostolats der Suchtgefährdeten und ökumenischer Arbeit. Zur Zeit des Nationalsozialismus fand er nach dem Verbot der gesamten katholischen Vereinsarbeit neue Formen des Apostolats, gründete den „Seelsorgedienst der Wandernden Kirche“ für die als „Landhelfer“ verschickten Kinder und Jugendlichen, für die zum Arbeitsdienst und Zivildiensten Verpflichteten mit Hilfe einer Schar junger Priester aus den Herkunftsdiözesen im Westen des Reiches. Von ihm stammt der Hirtenbrief der Fuldaer Bischofskonferenz über den durch die Bevölkerungsverschiebungen immer dringender notwendigen „Meldedienst“ der „Wandernden Kirche“, in Vorsorge für die Zeit nach dem Zusammenbruch und der Massenvertreibung und Verschleppung seiner Diözesanen. Am 7. Februar von der Gestapo aus dem brennenden Frauenburg über Haff und Nehrung nach Danzig vertrieben, wurde er auch von dort ausgewiesen, teilte das Los der Heimatlosen, kehrte im Sommer 1945 in seine verwüstete Diözese nach Allenstein zurück, wurde durch Kardinal August Hlond zum Verzicht auf die Ausübung seiner bischöflichen Vollmachten im polnisch besetzten Teil der Diözese genötigt und abermals ausgewiesen. Die Versuche, in den nordostpreußischen Teil des Bistums nach Königsberg zu gehen, wurden von den sowjetischen Behörden vereitelt. Zunächst in Halle, dann in Wiedenbrück und schließlich nach seiner am 19. Juni 1946 erfolgten Ernennung zum „Päpstlichen Sonderbeauftragten für die heimatvertriebenen Deutschen“ in Frankfurt am Main, verzehrte er sich in der Sorge für die Heimatvertriebenen, gründete erneut den „Katholischen Siedlungsdienst“, bemühte sich um die Errichtung eines zentralen „Suchdienstes“, suchte Möglichkeiten für bäuerliche Siedlungen in Übersee, tröstete die Entmutigten auf vielen Wallfahrten und half durch sein persönliches Beispiel, in dem Botschaft und Leben übereinstimmten, die Gefahr der Radikalisierung und Verzweiflung der Vertriebenen zu überwinden, sie zum Neuaufbau Restdeutschlands zu ermutigen in gemeinsamer Anstrengung und gerechtem Ausgleich der Lasten der Kriegsfolgen. Er starb in seiner Frankfurter Notwohnung am 7. Juli 1947 und wurde unter großer Anteilnahme von Kardinal Frings in Königstein/Ts. begraben. Seine Methoden der Seelsorge, Sozialarbeit und Caritas sind richtungsweisend geblieben, noch mehr seine tiefgläubige apostolische Hirtengestalt.