Biographie

Kanter, Johann Jacob

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Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Buchhändler
* 24. September 1738 in Königsberg i.Pr.
† 18. April 1786 in Königsberg i.Pr.

Die Geschichte des Buchhandels und das geistige Leben der Stadt Königsberg in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind entscheidend von der Persönlichkeit Johann Jacob Kanters mitgeprägt worden.

In seiner Geburtsstadt Königsberg führte der Vater, Philipp Christoph Kanter, als Buchbinder, Schriftgießer und Buchdrucker einen eigenen Betrieb. Während die drei älteren Söhne jeweils einen dieser Unternehmenszweige übernahmen, erlernte der jüngste, Johann Jacob Kanter, nach dem Willen des Vaters den Buchhandel bei der Firma Wendler in Leipzig.

1760 kehrte er nach Königsberg zurück und machte sich im väterlichen Hause in der Altstädtischen Langgasse selbständig. Um den Buchhandel betreiben zu können, war ein Privileg erforderlich, das ihm zunächst die russischen Besatzungsmächte erteilten. Nachdem Ostpreußen an Friedrich den Großen zurückgefallen war, bestätigte der König das Privileg im Jahre 1763. Darüber hinaus erhielt Kanter die Erlaubnis zur Herausgabe der Publikation „Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen“. Nach der Zerstörung Königsbergs durch den großen Brand im Jahre 1764 mietete Kanter das Löbenichtsche Rathaus. Er ließ Porträts und Büsten von zeitgenössischen preußischen Gelehrten anfertigen, die die Räume schmückten. Das berühmte Beckersche Kantbild zählte u. a. zu diesen Kunstwerken. Da Kanter selbst vielseitig interessiert war und sein Sortimentslager großzügig auch Nichtkäufern als Novitätenbibliothek zur Verfügung stellte, wurde das Geschäft zu einem Treffpunkt der gebildeten Welt Königsbergs. Große Gelehrte wie Kant, Herder, Hamann, Scheffner und der Historiker Baczko wurden von Kanter unterstützt und zählten zu seinen persönlichen Freunden. Sie veröffentlichten zahlreiche Beiträge in den „Königsbergsche(n) Gelehrte(n) und Politische(n) Zeitungen“. Herder, der zunächst eine Buchhandelslehre bei Kanter absolvieren wollte, diese dann jedoch vorzeitig beendete, schrieb für die Zeitung seine ersten Rezensionen. Auch Johann Friedrich Hartknoch, der sich später als Verleger Kants, Herders und Hamanns einen Namen machte, wurde von Kanter entdeckt und ausgebildet.

Friedrich der Große schätzte den unternehmerischen Geist Kanters sehr und unterstützte ihn mehrfach bei seinen Geschäften. Kanter war permanent auf die Ausdehnung seines Unternehmens bedacht. Er errichtete zahlreiche Filialen, die Hofbuchdruckerei in Marienwerder sowie eine Schriftgießerei und Papiermühle in Trutenau. Gleichzeitig bekleidete er das Amt des königlichen Lotteriedirektors.

Die Papiermühle in Trutenau war vorbildlich für die preußischen Papiermacher. Kanter übernahm fortschrittliche Produktionsverfahren aus England und Holland, indem er ausländische Arbeiter beschäftigte und englische Maschinen mit Erlaubnis des Königs zollfrei importierte.

Weegen erheblicher Investitionen geriet er jedoch zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten, die zudem mit einer finanziellen Krise seiner Buchhandlung in Königsberg zusammenfiel. Kanter war gezwungen, sein Unternehmen zu verkleinern und veräußerte 1781 die Buchhandlung. Das Buchgeschäft im Löbenichtschen Rathaus war bis 1866 Sitz seiner Nachfolger, zuletzt der Firma Gräfe und Unzer.

Nach dem Tode Johann Jacob Kanters mußte seine Familie den Konkurs anmelden. Seine Söhne übernahmen die Hofbuchdruckerei in Marienwerder, die bis 1923 im Besitz der Familie blieb.

Lit.: Dreher, C.R., Buchhandel und Buchhändler in Königsberg im 18. Jahrhundert. Archiv f. Geschichte des deutschen Buchhandels 18, 1896, S. 180ff. Forstreuter, K., Gräfe und Unzer, Zwei Jahrhunderte Königsberger Buchhandel, Verlag Gräfe und Unzer, Königsberg (Pr.) 1932, S. 37ff. Gause, F., Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen, Bd. 2, Böhlau Verlag, Köln Graz 1968, S. 233ff. Gause, F., Königsberg in Preußen, Verlag Gräfe und Unzer, München 1968. Hagen, A., in d. N. Pr. Pr. Bl. 9, 1850, S. 222.