Biographie

Karstens, Hans Friedrich Hermann

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Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Mediziner
* 24. April 1890 in Memel
† 8. Mai 1928 in Königsberg i.Pr.

Hans Friedrich Hermann Karstens studierte in Königsberg/Pr. und München Medizin. Er nahm am Ersten Weltkrieg als Arzt an der Ostfront teil. Von Bedeutung für sein späteres Wirken war es, daß er sich 1918 in der Ukraine mit der Tochter des Bürgermeisters von Bachmut (Don-Kohlengebiet), Vera Perschin, verlobte. Nach einem Heimaturlaub kam er, bedingt durch den Ausbruch der Revolution in Deutschland, nicht mehr nach Rußland zurück und arbeitete bis 1921 u. a. in Lazaretten in Ostpreußen, im Baltikum und im russischen Internierungslager in Magdeburg. 1922 kam Karstens durch das Deutsche Rote Kreuz nach Moskau. Er heiratete dort. Karstens wurde in das Gebiet von Minsk gesandt zur Betreuung der dort zu Tausenden lagernden Wolgadeutschen Flüchtlinge, die von Hunger und Typhus schwer heimgesucht wurden. Mit größtem Opfermut widmete er sich der Pflege der Verzweifelten, sorgte für seuchenfreie Unterkünfte, Verpflegung, Kleidung und Arbeit und gewann auch russische Beamte zur Mithilfe. Den Rest der Flüchtlinge führte er nach langwierigen Verhandlungen mit den Polen in ein Heimkehrerlager nach Frankfurt/Oder. 1923 trat Karstens erneut in den Dienst der Volksdeutschen in Rußland. Er übernahm die Leitung des Alexander-Hospitals in Leningrad, das, bei Kriegsausbruch der russischen Verwaltung unterstellt, 1922 vom Deutschen Roten Kreuz übernommen worden war. Es sollte der deutsch-russischen Wiederannäherung und der medizinischen Wissenschaft beider Länder dienen. Mangelhafte Organisation und Mißwirtschaft schädigten mehr und mehr den Ruf der Anstalt und das deutsche An sehen. Karstens, schwer krank und an den Lehnstuhl gefesselt, leistete Unglaubliches, um die Anstalt zu retten. Es gelang nicht. 1927 mußte er sie den Russen übergeben.

Bibl.: Altpreußische Biographie, Band I.(1978)