Biographie

Kasimir, Luigi

Herkunft: Donaugebiet
Beruf: Maler, Graphiker
* 18. April 1881 in Pettau/Südsteiermark, heute Slowenien
† 6. August 1962 in Wien

Luigi Kasimir war ein typischer Künstler, der noch aus der alten Welt der österreichisch-ungarischen Monarchie stammte. Seine Heimatstadt war das kleine Städtchen Pettau, dessen deutsch-slowenische Mischbevölkerung das typische Provinzialleben der k.u.k. Monarchie führte. Dort wuchs er auf, verließ sie aber, bevor sie nach dem 1. Weltkrieg mit der Südsteiermark an Jugoslawien abgetreten werden mußte, obwohl es Teil des uralten österreichischen Kronlandes war.

Sein Vater, Alois Kasimir, stammte wie seine Mutter aus Pettau. Seine Mutter kam aus einer Bäckerei, der Vater war gelernter Buchbinder, danach machte er beim Militär Karriere bis zum Leutnant, quittierte aber den Dienst, um heiraten zu können, und wurde Maler. Er war der einzige Maler in Pettau und machte sich einen guten Namen für seine Landschaften und Architekturdarstellungen. Da Pettau für einen Künstler wenig Berufschancen bot, zog die Familie Kasimir um 1890 nach Graz. Dort ging Luigi zur Schule, verbrachte aber die Ferien noch häufig bei den Großeltern in Pettau. Alois Kasimir war 1890/91 Mitglied des Deutschen Künstler Vereins Rom und Mitbegründer der Vereinigung bildender Künstler Steiermarks. Dieser prägende Einfluß des Elternhauses führte Luigi, wie seine Schwester Elsa, zur Kunst. Von 1900 bis 1905 studierte er an der Allgemeinen Maler schule der Wiener Akademie bei Siegmund L’Allemand. 1902 und 1903 entstanden erste Radierversuche. 1906/07 studierte er schließlich als außerordentlicher Hörer der graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Ohne je Schüler einer eigentlichen Radierklasse gewesen zu sein, entwickelte er ab 1908 seinen unverwechselbaren, wuchtigen Radierstil. Seine Hinwendung zur Darstellung von Stadtlandschaften und Ansichten mit architektonischen Akzenten geht nicht zuletzt auf einen Künstlerfreund des Vaters zurück, den Zeichenprofessor der Technischen Hochschule Graz Heinrich Bank. Dieser begeisterte ihn mit Aquarellen von österreichischen Schlössern für die Wiedergabe von Architekturmotiven, währen dder Vater schon früh sein ausgeprägtes perspektivisches Empfinden trainierte.

Nach ersten Verkaufserfolgen in Wien erhielt er von der Commeterschen Kunsthandlung in Hamburg den Auftrag zu einer Folge von Hamburger Ansichten, die seinen Ruhm als Vedutisten begründete und ihm auch eine hohe Auszeichnung in der Heimat einbrachte. Die Folge von Münchner Ansichten von 1910 festigten sein Ansehen, und der Verleger und Studienfreund Egon Hanfstaengl, der ihn auch nach München vermittelt hatte, sollte in der Zukunft noch viele Anregungen für das Schaffen Kasimirs geben. Am 31.8.1911 heiratete Luigi die Tochter des berühmten Geologen Rudolf Hoernes, Tanna (* 31.1.1887 in Graz). Sie war im Gegensatz zu Luigi ausgebildete Graphikerin. Nach 1905 hatte sie u.a. 3 Jahre in Wien bei dem renommierten Radierer Ludwig Michalek aus Temeschburg und in den Sommermonaten in Dachau bei Adolf Hölzel aus Ölmütz und in Torbole bei dem Berliner Hans Lietzmann studiert. Diese Ehe war eine glückliche Verbindung, die auch zu einer engen künstlerischen Zusammenarbeit führte. Luigi Kasimir war enorm produktiv. Nach genauen Vorstudien hat er vor allem in Stich- und Tonätzungen Stadtansichten und Landschaften als graphische Blätter geschaffen. Ihr hoher dekorativer Wert der oft farbig ausgeführten Darstellungen, ihre atmosphärische Dichte und ihre Genauigkeit haben zu großen Verkaufserfolgen geführt. Wenn auch sein Name etwas in Vergessenheit geraten ist, gehört er doch zu den am meisten verbreiteten Graphikern des deutschen Kuturraumes, und seine Blätter tauchen heute noch häufig im Kunsthandel und auf Auktionen auf. Sein rund 1000 Ansichten umfassendes Œuvre fand auch in England und in den USA Anklang, wo er in Milwaukee einen eigenen Verleger hatte. Zu seinen Hauptwerken gehören neben den österreichischen Ansichten auch Blätter seiner Heimatstadt Pettau und der südlich davon gelegenen Landschaft Kollos, Ansichten von Danzig, der Marienburg, von Prag und Krakau. Von einer großen Zahl von deutschen und europäischen Städten hat er Verduten geschaffen. Zu den Schwerpunkten gehören aber die Hamburger, Münchener, Wiener, Pariser und New Yorker Stadtbilder, die er im Laufe seines Schaffens immer weiter vermehrt hat.

Lit.: Thieme-Becker XIX, S. 582f., und Hans Vollmer, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler des 20. Jh. III, S. 21 f., mit weiterführenden Literaturangaben; Heinrich Fuchs, Dieösterreichischen Maler des 19. Jhs. II, S. 100; Monographien: Heinz Schüttler, L.K., Wien 1944; A. Lorenz, L.K., Wien 1949.