Biographie

Keller, Franz

Herkunft: Banat
Beruf: Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller
* 13. Juli 1922 in Freidorf/ Banat
† 29. August 2010 in Puchheim

Franz Georg Josef Kellers Vater war der Konditormeister Georg Keller, seine Mutter Elisabeth, geborene Müller. 1927 übersiedelte die Familie nach Temeswar. Dort machte Franz 1941 am Deutschen Realgymnasium das Abitur. Während eines Studiensemesters in Bukarest mit den Fächern Deutsch und Italienisch arbeitete er zwischendurch beim ‚Bukarester Tageblatt‘. 1942 wurde er in die Offiziersschule nach Bacău abkommandiert. 1943 musste Keller an die Front. Weil er bis 1945 auf Grund des Abkommens zwischen Rumänien und Deutschland in der Waffen-SS diente und 1946 aus der Kriegsgefangenschaft in die Heimat entlassen wurde, hatte er es in den Jahren danach schwer, indem er sich mit Buchhaltung, Schneiderei und Privatunterricht durchschlagen musste. 1948 bestand er aber seine Lehramtsprüfung und unterrichtete dann in Neubeschenowa und Freidorf, dort war er Schuldirektor und Leiter des Kulturheims. Als solcher organisierte er die erste schwäbische Kirchweih nach dem Krieg in Freidorf. 1953 war Keller Mitbegründer des Temeswarer Deutschen Staatstheaters und Schauspieler daselbst bis 1961, dann zehn Jahre am Deutschen Theater in Hermannstadt. Gleichzeitig trat er in Heltau bei der deutschen Theatergruppe und beim Volkskunstensemble als Spielleiter und Initiator von Veranstaltungen in Erscheinung. Bis 1964 war auch in Zeitschriften und Zeitungen Rumäniens der Name Franz Keller als Verfasser von Einaktern und Erzählungen öfter anzutreffen. Der Autor betätigt sich auch als Regisseur und sangesfreudiger Pädagoge. 1971-1974 wieder in Temeswar. Bei einem Gastspiel 1974 ist Keller in der Bundesrepublik Deutschland geblieben. Es folgten kürzere Engagements an Bühnen in Stuttgart, Berlin, Frankfurt, Linz und Zürich, 1978 hat er in Basel mit einem 10-Jahres-Vertrag Fuß gefasst, wohnte aber bei der Familie in Freiburg. In Basel wirkte er bis zu seiner Pensionierung 1988. Noch bis 1993 nahm Keller Gastrollen in Luzern und Freiburg sowie kleinere Fernsehauftritte wahr. Nicht selten mit zu kleinen Rollen ausgestattet, avancierte Keller doch zum Publikumsliebling. Die Rezensenten bemerkten bei solchen Gelegenheiten beispielsweise, „welches Gewicht sekundäre Aktionen in einer durchgearbeiteten Aufführung erlangen können“ oder „glänzend wie immer in Gestik und Spiel“. Wenn er auch meist als Komiker in Stücken etwa von Strauß und Nestroy auftrat, so glänzte er doch auch in dramatischen Charakterrollen von Schiller, Hauptmann, Brecht, Beckett, Dürrenmatt und Miller. Eine seiner ersten großen Rollen war in ‚Kabale und Liebe‘ der Sekretär Wurm. Auch in Schillers ‚Räubern‘ trat er auf und verkörperte im ‚Don Carlos‘ den ‚Herzog Alba‘. Unvergesslich bleiben seinen Landsleuten nicht nur Kellers Rollen in abendfüllenden Komödien, sondern auch seine Auftritte in zahllosen Szenetten, die er bei den beliebten ‚Bunten Abenden‘ des Temeswarer Deutschen Staatstheaters mit Stefan Heinz, Peter Schuch und Josef Jochum spielte. Ihre aus dem Stegreif improvisierten, pointierten Dialoge pflegten beim Publikum einzuschlagen. Bei diesen letzteren konnten die Darsteller oft frei improvisieren und zu Herzen gehende Wahrheiten einfließen lassen. In dem Film ‚Stern ohne Namen‘ spielte er mit Marina Vlady und Claude Rich, unter Wolfgang Liebeneiner in ‚Tom Sawyer‘ und ‚Schweyk‘ mit Fritz Muliar, in ‚Sieben Männer und eine Frau‘ neben Marilyn Tolo und Jean Marais, in einem anderen Film mit Martina Jobert und Jean-Paul Belmondo. Auch bei vielen landsmannschaftlichen Veranstaltungen in Deutschland hat Keller es verstanden, dem Publikum heitere und besinnliche Stunden zu bereiten. Der Rentner nutzte seine Freizeit zu kleinen Fernsehauftritten im Rahmen von Unterhaltungssendungen und um seinen Roman ‚Michel Trautner‘, die Summe seiner Erfahrungen, zu beenden und 1995 in Temeswar erscheinen zu lassen. Die Biografie des jungen Michel Trautner – Sohn einer Kleinhäuslerfamilie – und das Dorf ‚Heidenfeld‘ im Banat stehen im Mittelpunkt einer an Personen und Handlungssträngen reichen Erzählung, wobei die Perspektiven zwischen dem Geschehen im Heimatdorf und in Deutschland wechseln. Mit seinem Zeitbild vor dem Hintergrund der sozialen und politischen Kämpfe, die zum Zweiten Weltkrieg führten, leistet Keller einen Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung und bricht mit dem Mythos, Banater Dörfer seien homogene Gebilde ohne soziale Gegensätze gewesen.

Franz Keller starb am 29. August 2010 in Puchheim im oberbayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck.

Werke: Laienspiel im Rampenlicht, in: Neue Literatur 1956/2, S. 93-98. – Ein kleiner Augenblick, in: Neue Literatur 1956/4, S. 135. – Heidelied (L), in: Volk und Kultur 2/1958, S. 46. – Ankunft/ Durst, in: Neue Literatur 1965/6, S. 33-47. – Schreiwes vum längschti Kumediant im Land, in: Mundartbeilage „Pipatsch“ der Neuen Banater Zeitung v. 11.1.1970, S. 3. – Dein Herz ist eine Wundertüte (Gedichtmontage), in: Volk und Kultur v. Juni 1970, S. 22-28. – Wer viel froot … dem wird de Knop doch angenäht. A moderner Tialog, in: Mundartbeilage „Pipatsch“ der Neuen Banater Zeitung v. 13.8.1972, S. 5. – Die Begegnung. Einakter, in: Volk und Kultur v. Febr. 1973, S. 29-32. – Wu bleibt de elektrische Abwäschfetze?, in: Mundartbeilage „Pipatsch“ der Neuen Banater Zeitung v. 12.8.1973, S. 4. – Die Erwartung, in: Banater Post v. 20.4.1986, S. 11. – Es begann vor 35 Jahren … (Foto), in: Banater Post v. 10.7.1988, S. 16. – Ein Wiedersehen nach 47 Jahren, in: Banater Post v. 5.9.1988, S. 8. – Michel Trautner. Roman, Mirton Verlag, Temeswar 1995, 535 S. – Die Begegnung/ Michael Trautner. Romanauszug, in: Die Erinnerung bleibt. Donauschwäbische Literatur seit 1945. Eine Anthologie. Band 4, K – L, hrsg. und mit einem Vorwort von Stefan Teppert, Hartmann Verlag, Sersheim 2009, S. 138-156.

Lit.: Stefan Teppert: Ein begeistertes Publikum. Franz Keller las aus seinem Roman „Michel Trautner“, in: DS v. 27.7.1997, S. 3. – Stefan Heinz: Unverwechselbare Gestalt – aber viele Gesichter. Der Schauspieler Franz Keller ist 75, in: BP v. 5.8.1997, S. 10. – Walter Wolf: Franz Keller achtzig, in: BP v. 5.9.2002, S. 5. – Walther Konschitzky: Freude und Erfolg mit Nestroy. Eine lange Komödiantenlaufbahn in vier Ländern, die gar nicht geplant war. Der Schauspieler Franz Keller wurde 85, in: BP v. 5.8.2007, S. 8.

Bild: Kulturstiftung

Stefan P. Teppert