Biographie

Klapper, Joseph

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Kulturhistoriker
* 11. Mai 1880 in Habelschwerdt, Grafschaft Glatz/Schlesien
† 17. September 1967 in Erfurt

Als hervorragender Gelehrter und Pädagoge, als Kulturhistoriker und Volkstumsforscher ein Sachkenner von hohen Graden, nicht zuletzt mit einer von stiller Bescheidenheit und großem Fleiß ausgezeichneten Lebensleistung bis in sein hohes Alter hinein, war Joseph Klapper eine Persönlichkeit von ebenso seltener wie eigener Prägung. Als Oberstudienrat für Deutsch und neue Sprachen an der Breslauer Bender-Oberrealschule hat er in fast vier Jahrzehnten ganze Generationen von Schülern zum Abitur begleitet, als Universitätslehrer für Latein und als Lektor des Französischen manche seiner einstigen Schüler als seine späteren Studenten gleichermaßen zu fördern gewußt.

Einer strenggläubigen Familie entstammend – sein Bruder war viele Jahre hindurch Pfarrer an St. Hedwig in Breslau –, wurde Joseph Klapper am 11. Mai 1880 in Habelschwerdt, der Heimatstadt Hermann Stehrs, geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Glatz absolvierte er von 1900 bis 1904 ein Studium der Neuphilologie an der Schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität in Breslau und schloß es mit dem Wissenschaftlichen Staatsexamen und der Promotion zum Dr. phil. ab. Nach vorbereitender Lehrtätigkeit in Königshütte in Oberschlesien und am traditionsreichen St. Matthias-Gymnasium in Breslau wurde er 1906 an der Bender-Oberrealschule am Breslauer Lehmdamm als Studienrat angestellt und 1926 zum Oberstudienrat und Fachberater beim Oberpräsidium Niederschlesien ernannt.

Zwei Jahre zuvor hatte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Breslau für das Fach Lateinische Philologie des Mittelalters habilitiert. Dort lehrte er – von 1929 an als außerplanmäßig beamteter Universitätsprofessor – zwei Jahrzehnte hindurch bis zum bitteren Ende 1945. Nach der Vertreibung aus seiner schlesischen Heimat, über die er seinen einstigen Breslauer Freunden und Wegbegleitern später mit nachfühlbar tiefem Schmerz berichtet hat, fand er einen neuen, ihm angemessenen Wirkungskreis in der Domstadt Erfurt, wo ihm 1945 als Oberstudiendirektor die Leitung der Theo-Neubauer-Oberschule übertragen wurde, die er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1950 innehatte. Seit 1955 dozierte er als außerplanmäßiger Professor für Lateinische Philologie, Paläographie und religiöse Volkskunde am Philosophisch-Theologischen Studium im Erfurter Regionalpriesterseminar. Die Titel seiner wissenschaftlichen Arbeiten, die er im Laufe seines langen Lebens vorgelegt hat, sind kaum nachzählbar. Sie gehen weit über das Hundert hinaus und umfassen vor allem Untersuchungen und Darstellungen zur schlesischen Volksfrömmigkeit sowie zu den Grundlagen schlesischer Wesensart allgemein. Sein Name bleibt besonders verbunden mit seiner 1925 erstmalig in Breslau erschienenen Schlesischen Volkskunde auf kulturgeschichtlicher Grundlage, die 1952 in Stuttgart neu aufgelegt wurde, und seinem umfassenden Beitrag über Schlesisches Volkstum im Mittelalter im Band I der vor der Historischen Kommission für Schlesien herausgegebenen Geschichte Schlesiens, deren erste beiden Auflagen noch vor dem Zweiten Weltkrieg erschienen waren und die inzwischen in einer 3. Auflage von 1961 vorliegt. Seine Forschungen galten darüber hinaus den Handschriften in der Breslauer Staats- und Universitätsbibliothek sowie im Breslauer Domarchiv, die er mit nie versagender Geduld zu erforschen suchte und aus denen er für die Wissenschaft wichtige Erkenntnisse über das Kultur- und Klosterleben in Schlesien, vor allem in Oberschlesien, gewann.

Joseph Klapper, der kleine, drahtige Mann mit dem charakteristischen Spitzbart und den immer hellwachen Augen, hat so in nimmermüder Regsamkeit im Dienste seiner schlesischen Heimat gestanden. Er starb in der Morgenfrühe des 17. September 1967 – es war ein Sonntag – in seinem 88. Lebensjahr. Nach einem feierlichen Requiem im Dom zu Erfurt am 22. September wurde er auf dem Erfurter Hauptfriedhof beigesetzt. Im Nachruf, den ihm einer seiner Freunde widmete, hieß es: „So gehörte Joseph Klapper zu jenen letzten typischen Gelehrten, denen auch auf ihrem Arbeitsgebiet das Sein alles und der Schein nichts besagte. Mit seinem Tode hat die geistige Welt Schlesiens einen ihrer besten Künder verloren".

Bild: Domarchiv Erfurt