Biographie

Klein, Albert D.

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Bischof von Siebenbürgen
* 16. März 1910 in Schäßburg/Siebenbürgen
† 8. Februar 1990

Am 15. April 1969 wurde Albert Klein zum Bischof der evangelischen Kirche in Rumänien, deren Kern die traditionsreiche Kirche der Siebenbürger Sachsen ist, gewählt. Er übernahm damit ein Amt, das durch Jahrhunderte alte Überlieferung geprägt ist und zu dessen Aufgabenbereich neben den religiös-kirchlichen auch die kulturell-völkischen Verpflichtungen gehörten. Die Kirche, an deren Spitze er steht, ist in den sozialistischen Staat eingegliedert und durch die Abwanderung vieler ihrer Mitglieder gefährdet. Sie muß sich im Spannungsfeld zwischen Tradition und Situation bewähren. Als Sohn eines Gymnasiallehrers war A. Klein zunächst Schüler der Schäßburger Bergschule und besuchte hierauf die letzten Klassen am Hermannstädter Brukenthalgymnasium. Früh wurde er durch das Gemeinschaftserlebnis der Jugendbewegung, die sich der Volkstumsarbeit widmete und die Kenntnis der Heimat förderte, beeinflußt. Auf die Reifeprüfung im Jahre 1928 folgte die einjährige Dienstzeit im rumänischen Heer, die mit der Beförderung zum Leutnant der Reserve abgeschlossen wurde. Ein Praktikum in einer Hermannstädter Maschinenfabrik und ein kurzer Aufenthalt in Marburg als Student der Philosophie und Theologie schlossen sich an. Von 1930-1933 studierte A. Klein Physik und Chemie in Klausenburg und war 1931/32 Vorsitzender der dortigen deutschen Studentenvereinigung. In Tübingen, wo er sich 1933/ 34 aufhielt, lehrte Karl Heim, der das Gespräch des christlichen Glaubens mit den modernen Naturwissenschaften vertiefte. Von ihm erhielt A. Klein manche Anregung. Ausschlaggebend war für ihn die Begegnung mit einer an der Bibel orientierten, den persönlichen Glauben in den Mittelpunkt stellenden Frömmigkeit, wie sie von der frühen Oxforder Gruppenbewegung der 1930er Jahre gepflegt wurde. Nach einem Aufenthalt in Berlin und der Beendigung seiner Studien in Klausenburg (1936) kam A. Klein für ein Jahr als Heimleiter der Deutschen Burse nach Tübingen. 1937-1944 war A. Klein im Schuldienst in Siebenbürgen tätig. Er lehrte 1937-1939 Chemie, Physik und Religion in Mühlbach, 1939-1941 in Hermannstadt. 1943/44 war ihm das Referat für Schulaufsicht über das höhere deutsche Schulwesen in Rumänien übergeben worden. Zwischendurch diente er von 1941-1943 in der rumänischen Armee.

Nach seiner Rückkehr vom Arbeitsdienst in Rußland und einer vorübergehenden Lehrtätigkeit am Brukenthalgymnasium entschloß sich A. Klein, als Pfarrer in den kirchlichen Dienst zu treten. 22 Jahre lang war er im Mühlbächer Kirchenbezirk in verschieden strukturierten Gemeinden tätig; 1946-1953 in Dobring, wo sich neben der volkskirchlichen Tradition auch eine neupietistisch geprägte Frömmigkeit auswirkte; sodann von 1953-1958 in Petersberg, einer Gemeinde, in der Stadtnähe und Industriearbeit mitbestimmend waren, und schließlich von 1958-1968 in der Stadt Mühlbach selbst. Hier galt es, neben dem Aufbau des Gemeindelebens die sachgemäße Renovierung des prachtvollen Kirchenbaues in Angriff zu nehmen, was gründliche baugeschichtliche Studien erforderte. Mit der Erstellung von Predigt- und Unterrichtshilfen und zahlreichen Vorträgen war A. Klein auch über die Grenzen seiner eigenen Gemeinden hinaus tätig. 1966 wurde er zum Dechanten des Mühlbächer Kirchenbezirks gewählt. 1968 kam er als Stadtpfarrer nach Kronstadt, wo er allerdings nur 14 Monate lang wirkte. Seine Arbeit im Bischofsamt wird von den der Kirche gestellten Aufgaben und von ihrer geschichtlichen Lage bestimmt. Es gilt, das geistliche und gottesdienstliche Leben zu stärken, die Beziehungen zu den christlichen Kirchen zu fördern und eine klare Orientierung für die Stellung im staatlichen Bereich zu finden.

Von der Begegnung mit Kreisen, die auf die Bedeutung des Gottesdienstes für das Leben der Kirche hinweisen, übernahm der Bischof die Erkenntnis, daß für den Gottesdienst und die kirchlichen Handlungen neue, auf allgemein überliefertes Gut und auf bewährtes kirchliches Brauchtum zurückgreifende liturgische Ordnungen erarbeitet werden müßten. Die fertiggestellten Ordnungen haben das gottesdienstliche Leben vertieft und sich als hilfreich erwiesen. Es ergab sich auch die Notwendigkeit, die Revision des kirchlichen Liedgutes durchzuführen. So konnte 1979 das neue Gesangbuch gedruckt werden. Die „Kirchlichen Blätter“, die seit 1973 als Monatsschrift erscheinen, legen Gewicht auf zeitnahe Verkündigung und entschiedenes Glaubenszeugnis. Die Zusammenkünfte der Pfarrer und Vikare zu Rüstzeiten/die unter der Leitung des Bischofs stattfinden, dienen der Einübung in die geistliche Zucht und vertiefen das Verständnis für Sendung und Berufung. Der Bischof ringt auch um das rechte Verhältnis von Volkskirche und Gemeinde Christi: Es möge innerhalb der Kirche alles Raum behalten, was die Heilige Schrift zu den Lebensäußerungen und zum Wesen der Gemeinde Jesu zählt.

Die Teilnahme der evangelischen Kirche Rumäniens an den christlichen Weltverbänden enthebt sie ihrer Isolierung. A. Klein war von 1970-1977 Mitglied der Studienkommission des Lutherischen Weltbundes und ist seit 1976 Mitglied des Zentralkomitees des Ökumenischen Rates der Kirchen. Gleichzeitig werden in regelmäßigen Konferenzen und Gesprächen die zwischenkirchlichen Beziehungen im Lande und das brüderliche Verhältnis mit den Mitgliedern anderer Kirchen gepflegt.

Im Verhältnis zur „Obrigkeit“ hat dem Bischof die Erkenntnis geholfen, daß zum rumänischen Volk und zum rumänischen Staat ein von ideologischen Ressentiments freies, positives Verhältnis angestrebt werden müsse. Wenn auch Spannungen mit der staatlichen Führung nicht zu vermeiden sind, so hat sich doch gezeigt, daß die Kirche ihren Freiraum zu nutzen versteht und durch persönlichen Einsatz ihrer Mitglieder und die Besinnung auf das Wesentliche ihrer Aufgabe ihre Wirksamkeit entfalten kann.

Lit.: Albert Klein, Vom Glauben Stephan Ludwig Roths, in: Auslanddeutschtum und evangelische Kirche, Jahrbuch, München 1939; A. Klein, Baugeschichte der evangelischen Kirche in Mühlbach, in: Studien zur siebenbürgischen Kunstgeschichte, Siebenbürgisches Archiv Bd. 13. Köln-Wien; A. Klein: Ansprache gelegentlich der Wahl zum Bischof durch die 47. Landeskirchenversammlung 1969, in: Licht der Heimat Nr. 316/17 Febr./März 1980; A. Klein, Berichte des Bischofs zu den Landeskirchenversammlungen 1970, 1974, 1978, 1982 (Manuskripte, Rundschreiben). Über A. Klein: Hans Philippi, Siehe, ich mache alles neu! Dem neuen Sachsenbischof zum Gruß, in: Licht der Heimat Nr. 186/Apr. 1969; Hans Philippi, D. Albert Klein, 70 Jahre alt. Bischof der Sachsen, in: Licht der Heimat Nr. 316/17 Febr./März 1980; Die Bischöfe der evangelischen Kirche A.B. in Siebenbürgen II Köln-Wien 1980 S. 234-238 (mit zusätzlichen biographischen Angaben); Ludwig Binder, Die Kirche der Siebenbürger Sachsen. Erlangen 1982, S. 107-112.