Biographie

Klein, Norbert

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Bischof von Brünn, Hochmeister des Deutschen Ordens
* 25. Oktober 1866 in Braunseifen/Mähren
† 9. März 1933 in Freudenthal/Mähren

Johann Nepomuk P. Norbert Klein wurde am 25. Oktober 1866 als Webersohn in Braunseifen geboren, einer Stadt in der nordmährischen Herrschaft Eulenberg, welche seit 1623 im Besitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens war und zu jener Zeit von Deutschordenspriestern pfarrlich betreut wurde; der Orden besaß dort außerdem eine Schwesternniederlassung (seit 1866) und betreute eine eigene Mädchenschule, später ein eigenes Krankenhaus (seit 1895) und führte die Schule und einen Kindergarten auch nach dem Ersten Weltkrieg weiter. Von Kind an war Klein also mit dem Deutschen Ritterorden verbunden, so daß er geradezu natürlicherweise nach der Gymnasialzeit im erzbischöflichen Knabenseminar in Kremsier (bis 1885) und dem Theologiestudium in Olmütz (1885-87) am 16. Oktober 1887 in den Orden eintrat. Nach einjährigem Noviziat legte er einfache, 1892 feierliche Profeß ab. 1890 empfing er in Innsbruck, wo er weiterstudiert hatte, die Priesterweihe und wurde Kooperator an der vom Orden betreuten Propsteikirche in Troppau, 1900 dort Stadtkaplan und 1902 Pfarrprovisor. Im selben Jahr noch übernahm er die Ordenspfarre Engelsberg und wirkte als Spiritual der dortigen Deutschordens-Schwestern, bis er 1903 im Alter von erst 36 Jahren als Pfarrverweser und Propst wieder nach Troppau versetzt wurde, wo er 1909 auch das Amt des Dechanten übernahm. Neben der priesterlichen Leitung einer großen und nicht einfachen Pfarre gelang ihm auch die völlige Renovierung der Propsteikirche. Am 19. Oktober 1916 ernannte Kaiser Franz Joseph ihn zum Bischof von Brünn, am 28. Januar 1917 wurde er in Troppau zum Bischof geweiht und am 11. Februar in Brünn inthronisiert. Wenige Tage später genehmigte Kaiser Franz die Verleihung der Ehrendoktorwürde der theologischen Fakultät Innsbruck.

Dieser Aufstieg Kleins in Österreichisch-Schlesien fällt zusammen mit dem Niedergang und endgültigen Auseinanderbrechen der Habsburgermonarchie. Die spürte er deutlich als deutschstämmiger Bischof innerhalb des neugebildeten tschechoslowakischen Staates, in dem sich scharfe nationale Reibungen entwickelten, auch wenn er seit seiner Olmützer Studienzeit das Tschechische perfekt beherrschte. Hinzu kam seine Mitgliedschaft im Deutschen Ritterorden, dessen Hochmeister Erzherzog Eugen nach wie vor bereits in seiner Person die enge Verbindung des Ordens mit den Habsburgern dokumentierte. Auch in der Hierarchie des Ordens stieg Klein: 1921 wurde er zum Mitglied des Generalkapitels gewählt. Da Erzherzog Eugen im Exil in Basel lebte und die Ordensleitung nur von dort aus wahrnehmen, aber die Gebiete der ehemaligen Habsburgermonarchie nicht betreten durfte, wurde Klein gleichzeitig zum Generalvisitator und Hochmeisterstellvertreter ernannt. Bereits hierin zeigt sich der Umbruch auch des Deutschen Ritterordens. Um seinen Fortbestand zu sichern, mußte die enge Verbindung zum Hause Habsburg gelöst werden; gleichzeitig drängte das zahlenmäßig immer stärker gewordene priesterliche Element im Orden auf Abgabe der Führung seitens der Ordensritter. Hochmeister Erzherzog Eugen ließ im Generalkapitel 1923 einen Koadjutor mit dem Recht auf Nachfolge wählen – die Wahl fiel auf Klein – und trat unmittelbar anschließend zurück. Damit stand Klein nach förmlicher Wahl seit dem 21. Mai 1923 als erster priesterlicher Hochmeister an der Spitze des Ordens. Auch diese Position war nicht leicht. Es galt, die Besitzungen des Ordens in den Nachfolgestaaten der Habsburger Monarchie zu sichern, was bis Ende 1927 gelang. In dieser Zeit, wohl 1925, wurde der Orden auch bei der Kurie angeklagt, was die Erneuerung eines Apostolischen Visitators 1926 mit dem Recht, den Orden gegebenenfalls aufzulösen, nach sich zog. In nicht näher geklärtem Zusammenhang damit steht die Resignation Kleins auf den Brünner Bischofsstuhl am 4. Januar 1926, der die Kurie zwei Monate später stattgab und ihn zum Titularbischof von Syene (Assuan) in Ägypten und Administratro Brünns auf Widerruf ernannte, welcher Widerruf knapp drei Monate später erfolgte. Daraufhin wählte Klein das Deutschordensschloß Freudenthal zur Residenz. Die Rettung des Ordens gelang: die Regeln wurden bis 1929 umgestaltet – seitdem lautet der Name wieder Deutscher Orden und es ist ein Priester- und Schwesternorden, dem nach dem Zweiten Weltkrieg als dritter Zweig die Familiaren angegliedert wurden, während die Ritter bis 1970 ausstarben -, im österreichischen Gumpoldskirchen wurde ein Zentralnoviziat eingerichtet, die Vita communis voll durchgeführt. Das Troppauer Spital des Ordens konnte auf die dreifache Bettenzahl (150) erweitert und modernisiert sowie in dem dem Orden gehörenden Kurort Bad Karlsbrunn ein modernes Hotel gebaut werden. Gleichzeitig kämpfte Klein um den Erhalt des Ordensgrundbesitzes gegen die Ansprüche der tschechischen Bodenreform. Doch seit 1930 zog er sich infolge Krankheit immer mehr von den Ordensgeschäften zurück. Hinzu kam offenbar die psychische Belastung, daß die Regelreform das Hochmeistertum alten Stils in seiner ganzen feudalen Alleinherrschaft beseitigt und die Macht des Amtes stark eingeschränkt hatte. Auf ärztlichen Rat bat er am 30. September 1921 um Urlaub vom Amt und Bestellung eines Generalvikars. Am 9. März 1933 starb er und wurde in Freudenthal beigesetzt. „Das Begräbnis zeigte, welcher Wertschätzung sich der verstorbene Hochmeister in ganz Schlesien und weit darüber hinaus erfreute“ (Lux). Er stand in schwieriger Umbruchszeit einer problematischen Diözese und einem gefährdeten Orden vor und mußte sowohl beide Institutionen als auch sich selber im eigenen Selbstverständnis neu fundieren; für die Institutionen scheint ihm das letztlich besser gelungen zu sein als für die eigene Person, was ihm die Krankheit der letzten Lebensjahre allerdings auch stark erschwerte.

Lit.: Richard Lux, Hochmeister Dr. Norbert Klein gestorben, in: Mitteilungen des Deutschen Ordens 1933, Nr. 2, S. 1-3; Österr. Biograph. Lexikon3, Graz 1965, S. 384; Ulrich Gasser, Die Priesterkonvente des Deutschen Ordens (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 28), Bonn 1973, S. 227, Anm. 62; Bernhard Demel, Norbert Klein, in: Neue Deutsche Biographie 11, Berlin 1977, S. 746f.; Ales Zelenka, Die Wappen der böhmischen und mährischen Bischöfe, Regensburg 1979, S. 287f.; Gerard Müller, Die Familiären des Deutschen Ordens (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 13), Marburg 1980, S. 99, Anm. 11 und Register.