Biographie

Klepper, Jochen

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Schriftsteller
* 22. März 1903 in Beuthen a.d. Oder/ Niederschlesien
† 11. Dezember 1942 in Berlin

Mit seinem überdeutlichen Bewußtmachen des Eingespanntsein des Menschen zwischen Himmel und Erde wird Jochen Klepper zum Nachfahren der bekannten schlesischen Mystiker und Gottsucher. Dies findet zum Beispiel in einem Tagebucheintrag während des Krieges seinen Ausdruck: „Ein unsichtbares Heer ist mit uns ausgezogen / und bringt uns an den Ort, / den Gott bereitet hat, / es sei im Himmel oder auf Erden.“

Als Sohn eines Pfarrers wurde Jochen Klepper am 22. März 1903 in Beuthen an der Oder geboren. Mit ihm wuchsen vier Geschwister heran. Es stand sehr bald fest, daß der älteste Sohn nach der Schulzeit die Universität Breslau besuchen sollte, um Theologie zu studieren. Das geschah zeitweise auch in Erlangen. Aus Gesundheitsgründen mußte er schließlich das Studium aufgeben.

Durch den Evangelischen Presseverband in Breslau, unter der Leitung von Dr. Kurt Ihlenfeld, und den Rundfunk, unter dem Indendanten Friedrich Bischoff, wurde Jochen Klepper ein seinen Anlagen gemäßes Betätigungsfeld geboten. Aber in den wirren Jahren um 1930 herum durchlebte er Zeiten der Verzweiflung und des inneren Zwiespaltes.

Im Jahre 1929 lernte er Hannah Stein kennen, die einer vornehmen jüdischen Familie aus Nürnberg entstammend mit dem 1925 verstorbenen jüdischen Rechtsanwalt Dr. Felix Stein, verheiratet gewesen war. Hannah Stein brachte ihre Töchter Brigitte und Renate in die am 28. März 1931 geschlossene Ehe mit. Bei dieser um 13 Jahre älteren Frau fand Jochen Klepper das entsprechende Verständnis, um sich als Schriftsteller verwirklichen zu können. Aber diese Hochzeit führte zur Trennung mit dem Vaterhaus und zum Weggang von Schlesien.

Jochen Klepper ging zunächst allein nach Berlin, fand eine Anstellung im Ulstein-Verlag und schließlich auch eine in Südende gelegene Wohnung für seine Familie. Hier begann er 1932 mit den Eintragungen in seine Tagebücher, die 1956 von Hildegard Klepper, seiner Schwester, mit einem Geleitwort von Reinhold Schneider unter dem Titel „Unter dem Schatten deiner Flügel“ herausgegeben werden sollten.

Mit dreißig Jahren veröffentlichte Jochen Klepper seinen ersten Roman, ein heiteres und beschwingtes Buch von der Oder „Der Kahn der fröhlichen Leute“. Dieses Werk fand bald eine erfreuliche Resonanz und kam auch nach dem Kriege in hoher Auflage als Taschenbuch heraus. In ihm wurde das Leben der Schiffer an der Oder mit großer Einfühlsamkeit beschrieben.

Die stark beachtete Biographie des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm erschien 1937 unter dem Titel „Der Vater – Roman eines Königs“. Religiöse Lyrik hat der Dichter in dem Band „Kyrie – Geistliche Lieder“ 1938 herausgebracht, von denen das eindringliche Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“ und das Lied zum Jahresschluß „Der du die Zeit in Händen hast“ mit vier weiteren Liedern in das Gesangbuch der Evangelischen Kirche aufgenommen wurden. Ebenso findet man sie im katholischen „Gotteslob“. In diesem Zusammenhang bleibe nicht unerwähnt, daß Kurt Ihlenfeld angesichts dieser Seite des Wirkens Jochen Klepper als „den letzten in der still glänzenden Reihe von Schlesiens geistlichen Dichtern“ bezeichnete.

Seine Tagebücher und Aufzeichnungen aus dem Kriege fanden in dem Band „Überwindung“ ihren Niederschlag, der 1958 wiederum von einer Schwester Hildegard Klepper herausgegeben wurde. Darin wird über seine Zeit als Soldat im Jahre 1941 berichtet, die er auf dem Balkan und in Rußland zubrachte, bis er als Mann einer jüdischen Frau wegen „Wehrunwürdigkeit“ entlassen wurde. Ein Jahr nach seiner Heimkehr, am 11. Dezember 1942, schied Jochen Klepper zusammen mit seiner Frau und deren Tochter Renate in Berlin freiwillig aus dem Leben, weil diese in ein Vernichtungslager deportiert werden sollten. Alle Bemühungen, dieses Schicksal noch einmal abwenden zu können, waren am Tag zuvor gescheitert.

Reinhold Schneider weiß in seinem Geleitwort zu dem Tagebuch „Unter dem Schatten deiner Flügel“ zu sagen: „Hat Jochen Klepper innerhalb unserer Literaturgeschichte seinen bestimmten, aber schmalen Platz als Dichter von Kirchenliedern und eines religiösen Romans („Der Vater“), dann überflutet dieses Tagebuch die Literatur … und weist ihn anderen Rängen zu, wo er, wie er es sich wünscht, Enkel und Ahn sein kann der großen Leidenden am deutschen Geschick.“

Das Zerbrechliche hinter allen äußeren Erscheinungen des Lebens wurde Jochen Klepper beizeiten auf schmerzliche Weise bewußt. Es war vielleicht so, als wäre er immer nach einem metaphysischen Selbstverständnis unterwegs gewesen, um zu einer größtmöglichen Zusammenschau alles Seienden zu gelangen. Das allgemeine Schicksal der Menschen war ihm nicht gleichgültig und er hörte niemals auf, nach dem Woher und Wohin zu fragen, weil schließlich das eigene Leben und seine Sinnerfüllung auch davon abhängen wird.

Lit.: Johannes Adler: Jochen Klepper – ein Schlesier, in: Vierteljahresschrift Schlesien III/1983.