Biographie

Kluge, Günther von

Herkunft: Posener Land
Beruf: Generalfeldmarschall
* 30. Oktober 1882 in Posen
† 19. August 1944 in Metz, unweit

1882 in Posen geboren, war Generalfeldmarschall v. Kluge Sohn eines späteren Generalleutnants und Divisionskommandeurs des Ersten Weltkrieges. Hervorgegangen aus dem Niedersächsischen Feldartillerie-Regiment Nr. 46, war er nach dem Besuch der Kriegsakademie bereits vor dem Krieg zur Dienstleistung beim Großen Generalstab kommandiert und tat im Kriege 1914/18 als Generalstabsoffizier Dienst, zuletzt als Erster Generalstabsoffizier der 236. Infanteriedivision. Im 100000-Mann-Heer fand der „kluge Hans“, wie er im Kameradenmund hieß, u. a. als Kommandeur des 2. (Preuß.) Artillerieregiments in Schwerin, Artillerieführer III in Berlin, und vom 1. Oktober 1933 als Inspekteur der Nachrichtentruppen Verwendung, bis er am 1. Oktober 1934 Kommandeur der 6. Division und Befehlshaber im Wehrkreis VI in Münster i. W. und nach Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht 1935 Kommandierender General des VI. Armeekorps in Hannover wurde.

Mit Kriegsbeginn 1939 Oberbefehlshaber der 4. Armee, führte v. Kluge sie im Polenfeldzuge zum Siege, wurde am 1. Oktober 1939 Generaloberst und erhielt das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, dem später das Eichenlaub und die wohlverdienten Schwerter folgten. Auch an den glänzenden Erfolgen des Westfeldzuges war die 4. Armee unter Kluges Oberbefehl maßgeblich beteiligt. Er gehörte zu den siegreichen Armeeführern, die in der Reichstagssitzung am 19. Juli 1940 den höchsten militärischen Rang als Generalfeldmarschall erhielten. Und wieder stand er im Kampf gegen die Sowjetunion 1941 an ihrer Spitze, bis er im Dezember 1941 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte wurde, in der ihm seine 4. Armee weiter unterstellt blieb. In den zwei Jahren der Kommandoführung bei der Heeresgruppe bewährte sich v. Kluge sich als „Meister der Aushilfen und durch Zähigkeit“. In der damaligen Lage an der Ostfront tat das eine wie das andere not, und ein so hervorragender Taktiker wie Kluge stand durchaus an der richtigen Stelle.

Ein schwerer Autounfall auf der Rollbahn Minsk-Smolensk im Herbst 1943 zwang den persönlich außerordentlich tapferen und einsatzfreudigen Feldmarschall zur Aufgabe seines Kommandos. Nach wiedererlangter Felddienstfähigkeit wurde ihm Anfang Juli 1944 der Oberbefehl im Westen übertragen. Zunächst mochte er wohl hoffen, die Lage dort noch wenden zu können, doch erkannte er nach wenigen Tagen ihren schweren Ernst, der kaum noch Hoffnung bezüglich einer positiven Wendung zuließ. Auch konnte v. Kluge sich trotz verschiedener selbständiger Entschlüsse nicht so entfalten, wie es seiner tatkräftigen, rasch zupackenden Persönlichkeit entsprach. Nach Rommels schwerer Verwundung mußte er auch noch das direkte Kommando über die Heeresgruppe B zu dem Gesamtoberbefehl im Westen übernehmen. Zweifellos stand der Feldmarschall einigen an den Ereignissen des 20. Juli 1944 beteiligten Persönlichkeiten nahe. Er selbst jedoch hatte jede Mitwirkung an einem Staatsstreich abgelehnt. Trotzdem verdichtete sich der Verdacht einer Teilnahme an den Ereignissen oder wenigstens das Wissen darum immer mehr. Deshalb enthob Hitler ihn Mitte August 1944 des Oberbefehls, was Kluge erst bei der Ankunft seines Nachfolgers, Generalfeldmarschall Model, erfuhr. Damit war der Befehl zur Meldung im Führerhauptquartier verbunden. Er trat die Fahrt dahin an, schied unterwegs aber freiwillig aus dem Leben. Zwischen Verdun und Metz nahm er am 19. August 1944 das tödliche Gift. In einem letzten Brief schilderte er Hitler die Hoffnungs- und Ausweglosigkeit der militärischen Lage und beschwor ihn, im Interesse Deutschlands den Krieg zu beenden.

Quelle: Hans Möller-Witten, H. G. v. K., in: Deutsches Soldaten-Jahrbuch 1962 (Auszüge).