Biographie

Knak, Gustav Friedrich Ludwig

Herkunft: Pommern
Beruf: Pfarrer, Kirchenlieddichter, Missionsfreund
* 12. Juli 1806 in Berlin
† 27. Juni 1878 in Dünnow/Pommern

Als Sohn des Justiz-Kommisarius Ludwig Knak und seiner Ehefrau Friedericke, einer Schwester des Propstes Straube in Mittenwalde, wurde Gustav Knak in der preußischen Hauptstadt geboren. Der frühe Tod des Vaters führte dazu, daß der Knabe 1819 zunächst der Erziehung seines Onkels Propst Straube in Mittenwalde übergeben wurde. Doch schon nach eineinhalb Jahren kehrte Gustav wieder nach Berlin zurück, um mit 14 Jahren in das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium einzutreten, welches er 1826 als primus omnium verließ. Wenn auch die Theologie das erklärte Ziel des begabten jungen Mannes war, so besuchte er neben den Lehrveranstaltungen von Schleiermacher, Neander, Hengstenberg u. a. auch philosophische, philologische und historische Collegia (Hegel, K. Ritter, Rancke, Raumer u. a.) an der Elite-Universität Berlin. Schon während der Universitätsjahre war Knak zu einem lebendigen Bibelglauben gekommen. Hatte sich bereits in seiner Schulzeit eine Gabe zur Poesie bewiesen, so stellte er jetzt diese Fähigkeit ganz in den Dienst seines erwachten Glaubenslebens. Bereits 1829 erschien eine Auswahl im Druck unter dem Titel: „Simon Johanna, hast du mich lieb? Geistliche liebliche Lieder und Sonette.“ Es folgten noch zahlreiche Kirchenlieddichtungen. Die Sammlung „Zionsharfe“ erfuhr bereits 1843 eine dritte Auflage; ein Anhang, ebenfalls in vermehrter dritter Auflage, erschien 1850. Berühmt und viel gesungen wurde das „geistliche Volkslied“: „Laßt mich gehen, laßt mich gehen …“, das, in viele Sprachen übersetzt, bis in das 20. Jahrhundert hinein in verschiedenen Gesangbuchsausgaben aufgenommen wurde. Sein Lied: „Zieht in Frieden eure Pfade …“ hat sich bis in die Gegenwart erhalten. Gustav Knak beteiligte sich auch an der Gesangbuchreform (sog. Bunsensche Gesangbuch).

Während seiner Kandidatenzeit unterrichtete Knak seit 1829 als Religionslehrer an der Schola Collecta in Königswusterhausen. Mit seinem pietistisch geprägten, ernsten Glaubensbekenntnis erregte er nicht nur bei seinen kirchlichen Vorgesetzten, sondern auch bei zahlreichen Eltern Anstoß. Das änderte sich erst, als 1831 bei dem Ausbruch der Cholera der junge Theologe mit einem gleichgesinnten Stellmacher sich auf einem Oderkahn des Kranken annahm und diesen Tag und Nacht bis zu dessen Tod pflegte. Die königliche Regierung erteilte dem selbstlosen Theologiekandidaten eine öffentliche Belobigung. Das verhinderte jedoch nicht, daß er mit dem rationalistisch gesinnten Königswusterhausener Superintendenten in einen heftigen theologischen Streit geriet. Dieser Konflikt hat seine spätere kompromißlose lutherische Haltung mitbestimmt. 1832 bereitete sich Knak in Berlin für das zweite theologische Examen vor. Immer deutlicher hatte er sich vom Einfluß des Idealismus und von Schleiermachers Theologie distanziert. Er fand in der pietistisch geprägten Erweckungsbewegung seine geistliche Heimat und gleich gesinnte Freunde. Die nachhaltigsten Eindrücke für sein Leben empfing er, neben Johannes Goßner (1773-1858, dem Begründer der nach ihm benannten Mission) von dem Baron Hans Ernst von Kottwitz (1757-1843), der von Friedrich August Tholuck (1799-1877) als der „Abraham der Berliner Gläubigen“ bezeichnet wurde. Diesem auch bei Hofe einflußreichen Sozialreformer war es schließlich zu verdanken, daß Gustav Knak 1834 zum Pfarrer in Wusterwitz/Hinterpommern berufen wurde. Zuvor hatte er Matthilde Wendt geheiratet. Hier übte er eine weit über seinen Kirchenkreis hinausgehende Wirksamkeit. Er engagierte sich auch in dem lutherischen Provinzialverein für Pommern, der unter dem Vorsitz des Superintendenten K. Wilhelm Otto (1812-1890) 1848 in Naugard/Pommern gegründet wurde. Vor allem fanden Knaks Missionsfeste großen Anklang. Knak sah es als seine Aufgabe an, den Gedanken der Inneren mit der Äußeren Mission zu verbinden. Die Missionsfeste gestaltete er zu „geistlichen Volksfesten“. Schon 1832 hatte er in Mittenwalde den Missions-Lesestunden-Verein gegründet, aus dem dann 1834 der modellhafte Mittenwalder Missions-Hilfs-Verein hervorging. 1850 wurde Knak dann Goßners und Jänikes Nachfolger an der Böhmisch-Lutherischen Bethlehemskirche in Berlin. Auch hier wirkte er weit über seine Gemeinde hinaus, besonders durch seine Missionsfest-Predigten. In den Auseinandersetzungen mit den Rationalisten und dem Protestantenverein vertrat Knak einen streng lutherischen Konfessionalismus. Im Streit mit dem Prediger Lisko 1865 verteidigte er gegen das kopernikanische das biblisch-antike Weltbild, was ihm unter seinen Zeitgenossen viel Spott einbrachte.

1878 starb Gustav Knak auf einer Reise in Dünnow bei Stolpmünde. Die vakant gewordene Pfarrstelle in Berlin übernahm sein Sohn Johannes Knak (1842-1899).

Werke: Predigten: Warum der reiche Mann in die Hölle gekommen ist? Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, Berlin 1852. – Sieben Fest-Predigten, gehalten im Jahre 1857, Berlin 1859. – Predigt über Matthäi 25, 31-48, Berlin 1861. – Predigten über die Evangelien: Sie sahen Niemand als Jesum allein, Berlin 1867. – Predigten über die Episteln: Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns erst geliebt, Berlin 1870.

Lit.:Ernst Amadeus Zuchold, Bibliotheca Theologica. Verzeichnis der auf dem Gebiete der evangelischen Theologie nebst den für dieselbe wichtigen während der Jahre 1830-1862 in Deutschland erschienenen Schriften, Bd. 1, A-K, Göttingen 1864, S. 701. – O. v. Ranke, Art. Knak, Gustav Friedrich Ludwig, in: ADB 16 (1882, Repr. 1969), S. 261. – Hermann Theodor Wangemann, Gustav Knak. Ein Prediger der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Ein Lebensbild aus dem ewigen Leben und ein Spiegelbild für das Zeitliche, Basel 31895, neubearbeitet und mit Vorwort versehen von D. Siegfried Knak, Berlin 1928. – Arno Pagel, Gustav Knak, in: Alfred Ringewald (Hrsg.), Menschen vor Gott, Bd. IV, 1968, S. 32f. – W. Holsten, Art. Knak, Gustav Friedrich Ludwig. in: RGG 3 (31959), Sp. 1679. – Peter Maser, Art. Knak, Gustav Friedrich Ludwig, in: RGG 4 (42001), Sp. 1461. – Wolf Dietrich v. Kloeden, Art. Knak, Gustav Friedrich Ludwig, in: BBK, Bd. 4 (1992), Sp. 109-112.

Bild: Evangelisches Zentralarchiv Berlin.

Guntram Philipp