Biographie

Knakrick, Adolf

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Oberbürgermeister von Beuthen
* 29. August 1886 in Berlin
† 20. November 1959 in München

Knakrick verbrachte die Jugendzeit in Wünschelburg (Grafschaft Glatz), bestand am Gymnasium zu Glatz das Abitur, studierte in Tübingen, wo er sich der „Guestfalia“, einer der ältesten und vornehmsten Korporationen des Cartell-Verbandes der farbentragenden katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV), anschloß, danach in München und Breslau Rechtswissenschaft, legte das Referendarexamen ab und wurde zum Dr. jur. promoviert. Er genügte der Wehrpflicht, war Referendar am Amtsgericht Wünschelburg und am Landgericht Glatz und stand im Ersten Weltkrieg von Anfang an als Artillerieoffizier im Felde (Eisernes Kreuz 1. Klasse).

Nachdem Knakrick seine Ausbildung in Waldenburg, Neisse und Berlin (Kammergericht) fortgesetzt hatte, bestand er 1920 das Assessorexamen, ging an das Landesfinanzamt Oberschlesien in Oppeln und stieg zum Regierungsrat auf. Von 1923 bis 1925 wirkte er als Steuersyndikus der Industrie- und Handelskammer in Oppeln, dann begann mit seiner Wahl zum Ersten Bürgermeister von Beuthen O/S, der bald die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister erhielt, der erfolgreichste Abschnitt seines Lebens. Die Stadt Beuthen hatte durch den nach dem deutschen Sieg in der Oberschlesischen Volksabstimmung des Jahres 1921 erlassenen Genfer Schiedsspruch, der die Teilung des Landes enthielt, schwere Schädigungen erlitten. Die Stadtteile Friedenshütte, Eintrachthütte und Schwarzwald mit 18000 Einwohnern und einem Drittel des städtischen Steueraufkommens waren an Polen gefallen, fast alte Verkehrswege zerschnitten und viele ostoberschlesische Flüchtlinge in die Stadt geströmt. Mit großer Schaffenskraft und Dynamik widmete sich Dr. Knakrick den vor ihm liegenden großen Aufgaben. Zur Linderung der Wohnungsnot entstanden ein städtisches Obdachlosenasyl und ein 180 Wohnungen umfassendes Familienasyl (Übergangswohnheim). Als Hauptträger des sozialen Wohnungsbaus in Beuthen wurde die in städtischer Hand befindliche Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (Gewo) gegründet. Die Stadt half der Industrie bei der Errichtung neuer Schachtanlagen, förderte den Bahnhofsneubau, erweiterte das Verkehrsnetz der städtischen Straßenbahn um über 11 km und modernisierte den städtischen Schlachthof.

Besondere Energie setzte Knakrick für die Verbesserung der schulischen und kulturellen Verhältnisse ein. So erstand ein monumentaler Neubau für die von Kattowitz nach Beuthen verlegte Staatsbauschule und ein neues Gebäude für das staatliche Realgymnasium. Nach intensiven Bemühungen gelang es, daß Beuthen der Standort der zweiten Pädagogischen Akademie Preußens für katholische Studierende wurde, wodurch sich das Ansehen der Stadt in Oberschlesien, wo es weder eine Universität noch eine Technische Hochschule gab, und darüber hinaus steigerte. Schon 1927 hatte der Caritasverband mit Unterstützung der Stadt in Beuthen die Fachschule für soziale Berufe ins Leben gerufen. Das Oberschlesische Landestheater entstand und verlangte große Bedeutung; das Oberschlesische Landesmuseum und die Stadtbücherei erfuhren, planmäßige Förderung.

Dem Bedürfnis der Bevölkerung nach Sport und Erholung dienten der Bau des Hindenburg-Kampfbahn genannten Stadions, das 40000 Zuschauer fassen konnte, der in Knakricks Amtszeit fallende Baubeginn des Parkbades, die Umgestaltung und Erweiterung des Stadtwaldes zum Park und die Förderung von Schrebergärten. Knakrick war eindeutig der Motor bei der stürmischen Entwicklung der Stadt Beuthen. Die Durchsetzung seiner Gedanken wurde dadurch erleichtert, daß er – trotz seines als Oberbürgermeister vollzogenen Eintrittes in die Zentrumspartei – auch den Kontakt zu den Parteien rechts und links von der Mitte suchte und fand. Für die Modernisierung der Verwaltung entwarf er eine überaus zweckmäßige Geschäftsordnung.

Knakrick wurde 1933 – in demselben Jahre, in dem Beuthen durch Überschreiten der 100000-Einwohnermarke zur Großstadt aufstieg – von den Nationalsozialisten abgesetzt und verhaftet. Er mußte sich dann mühselig über die Zeit bringen. 1945 kam er als Flüchtling nach Cham in den Bayerischen Wald, wo er als Notar und als Rechtsanwalt tätig war. 1956 zog er nach München. Er setzte sich in vorbildlicher Weise als „Vater der Beuthener“ für seine Landsleute ein, z.B. im Rahmen der Patenschaft Recklinghausen-Beuthen, war ein eifriger Mitarbeiter des „Gleiwitzer-Beuthener-Tarnowitzer Heimatblattes“, erhielt 1957 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und wurde 1958 dadurch geehrt, daß man ihm Heft 19/20 der „Mitteilungen des Beuthener Geschichts- und Museumsvereins“ widmete. Dr. Adolf Knakrick liegt auf dem Münchner Waldfriedhof begraben.