Biographie

Knebel Doeberitz, Karl Magnus von

Herkunft: Pommern
Beruf: Agrarpolitiker
* 19. März 1890 in Friedrichsdorf, Kr. Dramburg/Pommern
† 31. Dezember 1942 in Friedrichsdorf

„Er ist selten glücklich veranlagt und kann deshalb auch andere glücklich machen. Sein Frohsinn ist unverwüstlich, und doch ist er entfernt von jeder Oberflächlichkeit. Allen Menschen kommt er mit persönlichem Interesse entgegen, dadurch öffnen sich ihm die Herzen von selbst. Hochmut kennt er überhaupt nicht; dazu hat er einen klaren Blick.“

Diese Charakteristik aus Jugendjahren weist auf die besonderen Gaben hin, mit denen Karl Magnus v. Knebel Doeberitz Vertrauen und Zuneigung von Menschen der unterschiedlichsten sozialen Prägung gewinnen sollte.

Als drittes von fünf Kindern des Gutsbesitzers Edgar v. Knebel Doeberitz und dessen Frau Isidore (geb. v. Biel) geboren, strebte er zunächst die militärische Laufbahn an, bis der Tod des älteren Bruders ihn zum Erben von Friedrichsdorf machte. Noch als Leutnant bei den Königin-Kürassieren in Pasewalk heiratete er Elisabeth v. Waldow, Tochter des damaligen Oberpräsidenten der Provinz Pommern. 1914 übernahm Knebel Friedrichsdorf, um jedoch kurz darauf mit seinem Regiment in den Krieg zu ziehen. Er kämpfte in Frankreich, Kurland und Rumänien und erlitt in den letzten Kriegstagen in Belgien eine schwere Gasvergiftung. Nach Hause zurückgekehrt, nahm er mit Ideenreichtum und Organisationstalent die Modernisierung des Gutsbetriebs in Angriff und stellte ihn auf Veredlungswirtschaft um.

Daneben engagierte er sich, wie Vater und Onkel vor ihm, im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen und in politischen Organisationen der Landwirtschaft. Als sich 1918719 Bauern- und Landarbeiterräte formierten, um den Klassenkampf in die Landbevölkerung zu tragen, setzte Knebel sich dagegen als Kreisvorsitzender im Pommerschen Landbund für das Prinzip wirtschaftsfriedlicher Gemeinsamkeit und berufsständischer Solidarität ein. Durch Vermittlungsgeschick, Gerechtigkeitssinn und Offenheit erwarb er sich breite Anerkennung. 1926 wurde er Direktor der Hauptgenossenschaft der pommerschen landwirtschaftlichen Genossenschaften, zu deren Aufschwung er wesentlich beitrug.

Die wirtschaftlichen und politischen Krisen der Weimarer Zeit führten ihn zu immer umfassender Tätigkeit. Ihm ging es um Stützung der ostelbischen Landwirtschaft, Beseitigung der Arbeitslosigkeit, Verbesserung der Versorgung der Industriebevölkerung und Kampf gegen die zunehmende politische Radikalisierung. Der Gedankenaustausch mit führenden Herren aus Landwirtschaft und Industrie, Militär und Verwaltung bestärkte ihn – orientiert an Friedrich Julius Stahl – in der Überzeugung, der Weg zur Neuordnung führe über eine konstitutionelle Hohenzollern-Monarchie. Die ökonomischen Krisen schienen ihm am ehesten durch das Prinzip einer Gemeinwirtschaft mit privatwirtschaftlichen Elementen überwindbar zu sein. So betrieb Knebel mit der ihm eigenen Dynamik und Überzeugungskraft die Verständigung zwischen den gemäßigten politischen Kräften, Sozialdemokraten, Gewerkschaftern, Zentrumspolitikern und Militärs. Stresemann betraute ihn mit Verhandlungen; für Seeckt und vor allem Schleicher sondierte er die Vertrauenswürdigkeit Hitlers. Mit sicherem Instinkt bei der Einschätzung von Menschen gab Knebel nach der Begegnung mit Hitler ein präzises Bild, das in der Warnung gipfelte: „Der Kerl ist ein Verbrecher.“ 1932 zum „Vizepräsidenten des Reichsbundes der Genossenschaften als Stellvertreter von Andreas Hermes gewählt, wurde Knebel im Frühjahr 1933 ein Opfer der Gleichschaltung. Unter Verleumdungen verhaftet, kam er zwar bald wieder frei, kämpfte jedoch in der Folge vergebens um seine Rehabilitierung. Nach Niederlegung seiner Ämter widmete er sich ganz dem konspirativen Widerstand. Zu Hitlers Sturz propagierte er einen Militärputsch unter Führung des Kronprinzen. Über Jakob Kaiser fand dieser Plan Eingang in Goerdeler-Kreis, scheiterte jedoch an der Ablehnung des Kronprinzen.

Mit Karl Magnus v. Knebel Doeberitz starb am 31.12.1942 einer der wenigen politisch weitblickenden Köpfe des pommerschen Junkertumsder letzten Stunde. Vor der Erkenntnis der Vergeblichkeit seines Bemühens und der Bestätigung seiner Schreckensvisionen habe, so schrieb es seine Frau, Gott ihn in Sicherheit gebracht.

Lit.: Jens Flemming, Landwirtschaftliche Interessen und Demokratie, Bonn 1978;
Dieter Gessner, Agrarverbände der Weimarer Republik, Düsseldorf 1976; Walter
Görlitz, Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Pommern, in: Baltische Studien, 48, Hamburg 1961; Anna Hermes, Und setzet ihr nicht das Leben ein, Stuttgart 1971; Elfriede Nebgen, Jakob Kaiser – der Widerstandskämpfer, Stuttgart 1967; Gerhard Ritter, Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart 1955; Persönliche Erinnerung an K.M. v. K.D., zusammengestellt von Elisabeth v. Knebel Doeberitz (unveröffentlicht).