Winrich stammte aus dem rheinischen Kniprath (bei Düsseldorf), wo er etwa 1310 als Sohn des Edelknechtes Hermann geboren sein dürfte. Als Mitglied des Deutschen Ordens begegnet er uns zum erstenmal 1334 in der Stellung eines Kumpans des Komturs von Elbing. Von dieser Position aus nahm er einen äußerst raschen Aufstieg: bereits 1352 wurde er zum Hochmeister des Ordens gewählt. Die Stufen dazu hießen Komtur von Danzig 1338, Komtur von Balga 1342, Komtur von Königsberg und Oberster Marschall ebenfalls 1342 und schließlich Großkomtur, also Hochmeisterstellvertreter 1346. Dieser Aufstieg spricht für eine politische und militärische Begabung von hohem Rang. Dementsprechend wird er den großen Politikern des 14. Jahrhunderts in Ostmitteleuropa zugerechnet, die alle Zeitgenossen waren: Karl IV. Römischer Kaiser und deutscher und böhmischer König, Ludwig von Ungarn und Kasimir von Polen.
Der Ordensstaat Preußen stieg unter Winrich zur führenden Ostseemacht auf, ohne dies erkämpfen zu müssen. Eigentlicher Hauptgegner war Litauen als erklärtes Ziel von Unterwerfungskriegen zum Zweck der Gewinnung einer Landbrücke zwischen Livland und Preußen sowie der Christianisierung der „letzten Heiden Europas“, woran sich der Adel von ganz Westeuropa beteiligte, galt das Ordensland neben Burgund doch als Zentrum ritterlichen Gedankenguts. Polen orientierte sich nach Südosten, so daß der seit 1343 bestehende Frieden während der gesamten 30jährigen Regierungszeit Winrichs gewahrt blieb.
Dies kam vor allem dem Handel zugute, an dem neben den preußischen Hansestädten Danzig, Elbing, Thorn, Königsberg, Braunsberg und Kulm ebenfalls der Orden selber teilnahm. Wenn auch der Hansekrieg gegen Dänemark, nach erfolgreichem Vorgehen der Städte abgeschlossen im Stralsunder Frieden 1370, ein selbständiges Handeln der Städte kannte, dirigierte und stützte sie der Hochmeister doch erheblich, so daß auch der Orden in den Genuß jenes Sieges kam. Gleichzeitig erfolgte in Preußen eine intensive Binnensiedlung, die sich auch auf die Steigerung der Produktion spürbar auswirkte. Die Baukunst erlebte eine Blütezeit, während Literatur und Historiographie vorher und nachher Höhepunkte fanden.
Die Regierungszeit Winrichs war sicher eine der wirtschaftlich besten Epochen des mittelalterlichen Preußenlandes, und gerade die nachfolgenden Jahrzehnte mit der litauisch-polnischen Union von 1386 und der immer stärkeren Zuspitzung des Verhältnisses Preußens zu beiden Ländern, sich in der Tannenberger Schlacht 1410 entladend, ließen jene Jahrzehnte als ein goldenes Zeitalter erscheinen; diese Einschätzung hat sich bis heute gehalten, wenn auch das Fehlen einer Biographie Winrichs oder einer Darstellung Preußens in seiner Zeit in den letzten Jahrzehnten immer stärker als Mangel empfunden wird.
Lit.: Krollmann, in: Altpreuß. Biographie I, Königsberg 1941, S. 343 sowie viele Titel bei Ernst Wermke, Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 4 Bde., Königsberg 1933, Aalen 1964, Bonn 1974, Marburg 1978.