Biographie

Kopelke, Wolfdietrich

Beruf: Schriftsteller
* 7. September 1914 in Neuwied/Rhein
† 14. Februar 1994 in Bonn

Seine Familie stammt aus dem Osten, worauf auch der Familienname hinweist. Als Sohn eines Lehrers in Neuwied wuchs er in Halle a.d. Saale auf, wo er nach dem Abitur Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik studierte und den Doktorgrad erwarb. Rückblickend schreibt er über Halle: „Vielen gilt Halle als häßliche Stadt … Doch lohnt es sich, die Stadt und ihre Architektur zu beachten. Jene seltsame Kombination der Marktkirche mit ihren gänzlich verschiedenen Turmpaaren, die an zwei ältere Kirchen erinnern, mit dem neueren, nun gemeinsamen Langhaus … neben der Kirche der Rote Turm, ein Campanile, mit dem Roland an einer Ecke. Nicht fern das Rathaus, das nicht mehr steht, und die Alte Waage, frühester Sitz der Universität.“

Er nahm am Zweiten Weltkrieg teil und kam erst 1955 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Danach war er als wissenschaft­licher Mitarbeiter in einem Bundesministerium in Bonn tätig.

Er begann als Autor mit einem Kleist-Drama (1942), dem folgte ein poetisches Tagebuch Das Jahr im Osten (1943). Nach dem Kriege schrieb er ein Zeitstück Grenzstation, das erst in Saarbrücken, dann in Düsseldorf aufgeführt wurde. Sein Roman Zeitspur (1964) ist eine Auseinandersetzung mit Krieg und Gefangenschaft. Er hat ferner Zeugnisse der Kriegsgefangenen gesammelt (Du bist auserwählt, 1956), wie auch einen Beitrag zur deutschen Kriegsgefangenengeschichte (Zeugnisse einer Gefangenschaft, 1962) veröffentlicht. Ferner seien genannt der Roman Ein Kaiser stirbt – Napoleon auf St. Helena (1966), der Essay Vaterland und Nation in dieser Zeit (1965) und der Gedichtband Saborje (1967).

Er war Mitglied der Künstlergilde Eßlingen, die ihn mit der Verleihung der Medaille Pro-arte (1989) ehrte und des Freien Deutschen Autorenverbandes. Er erhielt 1965 einen Anerkennungspreis des Bundes der Vertriebenen und 1973 den Hörspiel- und Erzählerpreis des Ostdeutschen Kulturrates und des Landes Nordrhein-Westfalen.

Er engagierte sich in der Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat (Bonn), in der er das Amt des Vorsitzenden des Stiftungsrates innehatte und für den er publizistisch tätig war.

Über seine Arbeit schrieb er: „Ich habe Freude am Schreiben, obwohl es eine Mühsal ist, aber keine Theorie dafür. Das Wort des Autors: wenn ich zwei, drei, vielleicht ein Dutzend erreiche, bin ich zufrieden. Das Wort ist Sprache: und um des Erreichen eines anderen willen ist an der Sprache alles gelegen. Das ist die Mühsal.“

Lit.: Ostdeutsche Gedenktage 1974, S. 89. – Hugo Ernst Käufer/Rolfrafael Schröer (Hrsg.), Sie schreiben zwischen Goch und Bonn, Wuppertal 1974, S. 137-139.

Harro Kieser