Biographie

Korngold, Erich Wolfgang

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Komponist, Dirigent
* 29. Mai 1887 in Brünn/Mähren
† 29. November 1957 in Hollywood/USA

Unleugbar zählt er zu den wenigen wirklichen Wunderkindern der Musikgeschichte: der sechsjährige Erich erhielt neben Klavier- auch schon Harmonielehre-Unterricht; der achtjährige komponierte zwei Märchen-Kantaten, die er dem überraschten Gustav Mahler am Klavier vortragen durfte; und als 1910 drei Klavierwerke des elf- bzw. zwölfjährigen Knaben im (Privat-)Druck erschienen, kam es zur sogenannten „Korngold-Affaire“: das musikinteressierte Wien stritt in Salon, Kaffeehaus und Presse darüber, ob ein junger Komponist derartiges schreiben könne bzw. geschrieben habe …

Die Partei der „Jasager“ behielt eindeutig die Oberhand und sorgte für einen öffentlichen Triumph: eines der drei Stücke für Klavier, die Pantomime „Der Schneemann“, wurde – von Korngolds Lehrer Zemlinsky instrumentiert – für würdig erachtet, in der renommierten Hofoper unter Franz Schalk am Pult aufgeführt zu werden – ein Sensationserfolg, der alle Zweifel verstummen ließ.

Es war gewissermaßen der Startschuß für eine Komponistenlaufbahn, die – was die Frühreife und Vollendung des Stils anbetrifft ihresgleichen nicht hatte: der 18jährige errang mit der Uraufführung der zwei miteinander kontrastierenden Einakter „Der Ring des Polykrates“ und der „Violanta“ unter der Leitung von Bruno Walter in München einen Triumph, der ihn mit einem Schlage zu einem der meistbeachteten Opernkomponisten seiner Zeit machte – die von impressionistischen Klangreizen und sinnlicher Melodik geprägte, spätromantisch-reife Tonsprache schlug das Publikum in Bann.

Mit der Oper „Die tote Stadt“ (Uraufführung am 4.12.1920 in Hamburg und Köln gleichzeitig) krönte er – wie wir heute aus der Rückschau wissen – sein Opernschaffen; Korngold war erst 23 Jahre alt.

Über die in Hamburg 1927 uraufgeführte Oper „Das Wunder der Heliane“ waren die Meinungen geteilt: mochte der Komponist selbst sie auch für seine bedeutendste Oper halten, sprach die Kritik teils abschätzig und respektlos von einer „Neuauflage“ der „Toten Stadt“.

Wie Korngolds Komponistenlaufbahn unter normalen Bedingungen weiter verlaufen wäre, wissen wir nicht. Denn 1934 sah er sich veranlaßt, zu emigrieren, und konnte sich glücklich schätzen, bei Warner Bros in Hollywood als Filmkomponist sein Auskommen zu finden. Die ihm heute nachgesagte fortschreitende Entpersönlichung seiner Tonsprache dürfte im wesentlichen auf diese Tätigkeit zurückzuführen sein. 1946 versuchte er zwar, seinem Schaffen eine Wende zu geben und wieder als „seriöser“ Komponist Anerkennung zu finden, doch ein größerer Erfolg war ihm trotz aller Anstrengungen nicht mehr beschieden. Immerhin aber finden heute seine früheren Werke wieder stärkeren Anklang: die Schallplatte – so scheint es – hat eine Korngold-Renaissance in die Wege geleitet: der sinnlich-suggestive, reizvoll-raffinierte Korngold-Ton fasziniert offenbar wieder.