Biographie

Krauss, Friedrich

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Mundartforscher
* 21. Dezember 1892 in Bistritz/ Siebenbürgen
† 8. April 1978 in Drabenderhöhe

Friedrich Krauß, der Sohn des Fleischhauers Johann Friedrich Krauß (1852-1907) und seiner Frau Luise Krauß, geb. Lani (1867-1919), bestand 1910 die Reifeprüfung am Evangelischen Gymnasium in Bistritz. Ab 1910 studierte er in Marburg evangelische Theologie und Philosophie (Lehrfächer: Deutsch und Latein). Im selben Jahr trat er dort dem Verein Deutscher Studenten bei. Bis 1914 studierte er in Klausenburg, Leipzig und erneut in Klausenburg.

Anschließend war er Probekandidat und ab 1915 Supplent am Evangelischen Gymnasium in Bistritz. Ab 1919 war er Hilfsschulinspektor für den Komitat Bistritz-Nassod. Ab 1925 war er Pfarrer in Reußen bei Hermannstadt. Ab 1929 war er Pfarrer in Weilau bei Sächsisch-Regen. Wegen eines Gehörleidens wurde er zum 1. Juli 1937 vorzeitig pensioniert. Fortan widmete er sich als Privatgelehrter der Sprachwissenschaft. Am 27. September 1944 floh er vor der anrückenden Roten Armee nach Wien und weiter nach Mähren. 1945/46 verbrachte er neun Monate in tschechischen Zwangsarbeitslagern. Anschließend wurde er kurzzeitig in Thüringen interniert.

Auf 850.000 Zetteln notierte sich Krauß in 60 Jahren den Sprachschatz seiner Heimat. Sienerth bezeichnet ihn als „sprachversessen“. Diese Arbeit bildete die Grundlage des Nord­siebenbürgisch-sächsischen Wörterbuchs, dessen Erscheinen Krauß allerdings nicht mehr erlebte. Das Ehrenmitglied der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen erhielt 1973 deren Kulturpreis verliehen. Die Philosophische Fakultät der Universität Bonn verlieh ihm am 20. April 1975 den Ehrendoktor.

Werke: Nordsiebenbürgische Fischnamen, Halle 1939. – Nösnerländische Pflanzennamen. Ein Beitrag zum Wortschatz der Siebenbürger Sach­sen, Bistritz 1943. – Wörterbuch der nordsiebenbürgischen Hand­wer­ker­sprachen, Siegburg 1957 (Historischer Sprachschatz des Rheinlandes, Bd. 1) . – Die Bedeutung des Siebenbürgischen für die rheinische Sprachforschung, aus: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde, 4/1957, S. 61-78. – Treppener Wörterbuch. Ein Beitrag zum Nordsiebenbürgischen, Marburg 1970. – mit Richter, Gisela: Nord­siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch, Bd. 1-5, Köln u.a. 1986-2006.

Lit.: Nachlass im Archiv der Siebenbürgischen Bücherei, Schloss Horneck, Gundelsheim am Neckar. – Erich Wusterhausen, Friedrich Krauß und sein Wörterbuch der nordsiebenbürgischen Handwerkssprachen, in: Akademische Blätter (Ak. Bl.) 62. Jg. 1960, S. 38-39. – Hermine Pilder-Klein, Der Mundartforscher Friedrich Krauß. Zur Voll­endung des 80. Lebensjahres, in: Südostdeutsches Archiv, 15/16, 1972/73, S. 221-226. – Erich Wusterhausen, Friedrich Krauß, in: Ak. Bl., 80. Jg. 1978, S. 139. – Helga Feßler, Friedrich Krauß zum Gedächtnis, Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde, 15/1992, H. 2, S. 243-245. – Stefan Sienerth, Friedrich Krauß, in: Die Siebenbürger Sachsen. Lexikon, Thaur 1993, S. 279. – Hermann A. Hienz, Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Bio-Bibliographisches Hand­buch für Wissenschaft, Dichtung und Publizistik, Bd. 8, Köln 2001, Bd. 8, S. 307-313.

Bild: Siebenbürgische Zeitung.

Marc Zirlewagen