Biographie

Kühn, Walther

Herkunft: Posener Land
Beruf: Regierungspräsident, Politiker
* 27. Dezember 1892 in Posen
† 4. Dezember 1962 in Bonn

Als Sohn des späteren Gymnasialprofessors Gustav Kühn wurde am 27. Dezember 1892 Walther Kühn in Posen geboren. Er besuchte das Gymnasium in Bromberg und Frankfurt/Oder. Anschließend studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen, Wien und Halle. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der junge Referendar Soldat und als Offizier eines rheinischen Artillerie-Regimentes schwer verwundet. Nach dem Kriege bestand Walther Kühn 1921 das Assessor-Examen. Sein Wunsch war es, Berufsbeamter zu werden, und so begann er seine erfolgreiche Laufbahn bei der Regierung in Frankfurt/Oder und beim Preußischen Ministerium des Innern in Berlin. Er wird dort auch in der Referendarausbildung eingesetzt und nebenamtlich Dozent an der Verwaltungsbeamtenschule in Frankfurt/Oder. In Berlin wurde ihm auch das Amt eines Staatskommissars für die Handwerkskammer übertragen und Graf Hue de Grais gewann ihn zur Mitarbeit am „Handbuch der Verwaltung“. 1926 wird Walther Kühn Regierungsrat und 1931 Landrat des Kreises Ost-Sternberg. Zwei Jahre später übernimmt er die Aufgaben des Dezernenten für Kommunal- und Wirtschaftssachen beim Präsidium in Breslau, kurze Zeit später wird er wieder Landrat, nacheinander in Waldenburg und Liegnitz. Dann führte ihn der Beruf in die Heimat zurück. An der Seite von Regierungspräsident Otto von Keudel, einem Bruder des früheren Reichsministers, wird er in Marienwerder Regierungspräsident des damaligen Regierungsbezirks Westpreußen. Im Herbst 1939 wird er nach Danzig versetzt und mit dem Wiederaufbau der dortigen Regierung beauftragt. Zwei Jahre später übernimmt er 1942 als Regierungspräsident die Verwaltung des Regierungsbezirks Bromberg.

Im Januar 1945 gerät Walther Kühn in einen Konflikt mit der Partei in Danzig und wird danach Soldat. Mehrmals verwundet, gerät er in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung schlägt sich der letzte deutsche Regierungspräsident Brombergs als Landarbeiter durch. Zugleich aber betätigt er sich, wie schon 1939, wieder politisch. Für die Freie Demokratische Partei wird 1949 in den ersten Deutschen Bundestag gewählt. Er bleibt Bundestagsabgeordneter bis zu seinem Tode Ende 1962. Im Parlament beschäftigt er sich mit den berufsständigen Belangen der Beamten und den Anliegen der Heimatvertriebenen. Zeitweilig ist er Stellv. Vorsitzender des damals bestehenden Beamtenausschusses. Mit großem Einsatz und Sachverstand beteiligt sich Walther Kühn an der neuen Beamtengesetzgebung. Zuletzt gehörte Regierungspräsident Kühn dem Ausschuß für Inneres und als Stellv. Mitglied dem Ausschuß für Heimatvertriebene an.

Seit 1954 leitete Walther Kühn als Vorsitzender den Verband der verdrängten Beamten, Angestellten und Arbeiter (VerbaOst) im Deutschen Beamtenbund, der ihn 1957 und erneut 1962 zum Stellv. Bundesvorsitzenden wählte. Auch war Walther Kühn Vorsitzer der Deutschen Sängerschaft (Weimarer CC).

Regierungspräsident a.D. Walther Kühn war Mitbegründer der Landsmannschaft Westpreußen. Der erste Aufruf 1949 zum Zusammenschluß aller Westpreußen trägt auch seine Unterschrift. Im Juni 1960 wählte ihn die Bundesversammlung der Landsmannschaft Westpreußen, die Vertreter der westpreußischen Heimatkreise, der Landesgruppen und der Westpreußischen Jugend zum Sprecher der Landsmannschaft Westpreußen und damit zum Bundesvorsitzenden. Trotz seiner vielen Aufgaben im Verbandswesem und als Abgeordneter nahm er diese Wahl an und auch die Wiederwahl im Juni 1961. Ein Jahr später mußte er das Amt aus Gesundheitsgründen niederlegen. Walther Kühn war im Mai 1962 ernsthaft erkrankt. Sein Tod ereilte ihn am 4. Dezember 1962 kurz vor Vollendung seines 70. Lebensjahres. Im Jahr 1961 war er ausgezeichnet worden durch Verleihung des großen Bundesverdienstkreuzes, das ihm Bundestagspräsident D. Dr. Eugen Gerstenmaier anläßlich der feierlichen Abschlußsitzung der dritten Legislaturperiode überreichte.

Lit.: Westpreußen-Archiv, und „Ein bekannter Westpreuße: Walther Kühn“ von Hans-Jürgen Schuch, in: Der Westpreuße, Nr. 20/1961.