Biographie

Kyber, Manfred

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Dichter, Schriftsteller, Tierschützer
* 1. März 1880 in Riga/Livland
† 10. März 1933 in Löwenstein/Heilbronn

Kyber, der Dichter, Denker und Tierschützer, der am 10. März 1933 im Alter von nur nur 53 Jahren in Löwenstein bei Heilbronn starb, stammt aus Riga, wo er am 1. März 1880 geboren wurde. Seine Kindheit verbrachte er auf dem im Kirchspiel Segewold in Livland gelegenen Gute Paltemal, das sein Vater, der erbliche Ehrenbürger Victor Kyber, am 11. April 1880 erworben hatte. Manfred Kyber besuchte die Schule in St. Petersburg, verließ sie jedoch vor dem Abitur und wandte um die Jahrhundertwende seinem Elternhaus den Rücken, um in Deutschland eine Universität zu beziehen. Er ging nach Leipzig, doch befriedigte ihn dort das Studium der Philosophie nicht. Seine ersten Erzählungen und Gedichte erschienen in jener Zeit. Als sein Vater im Jahre 1902 starb, verließ er Leipzig und siedelte nach Berlin über, wo er als Redakteur einer Jugendzeitschrift Beschäftigung fand. Bald jedoch widmete er sich mehr seiner eigenen schriftstellerischen Arbeit. Am 10. Juli 1909 heiratete er auf dem Gut Alt-Wohlfahrt in Livland Elisabeth Boltho von Hohenbach. Mit seiner Frau kehrte er nach Berlin zurück, wo er am Deutschen Verlagshaus „Vita“ in Charlottenburg als Lektor und Redakteur eine neue Stätte des Wirkens fand. Ein Heimataufenthalt 1918/19 fiel in die Zeit des Einbruches der Bolschewiken in die Baltischen Lande, deren Schreckensherrschaft das Ehepaar Kyber in ihrer ganzen Grausamkeit zu spüren bekam. Nach Deutschland zurückgekehrt und nach einem Kuraufenthalt in der Schweiz, ließ sich Manfred Kyber in Stuttgart nieder, wo er als Schauspielkritiker für den „Schwäbischen Merkur“ und den „Kunstführer“ am Landestheater, ferner als Verlagsschriftleiter bei der Deutschen Verlagsgesellschaft „Union“ tätig war. Im Jahre 1923 siedelte er nach Löwenstein bei Heilbronn über, wo er die letzten zehn Jahre seines Lebens verbracht hat. Es sind vor allem zwei Werke Manfred Kybers, die durch die Aktualität ihrer Thematik auch heute besondere Beachtung verdienen: „Tierschutz und Kultur“ (1923) und „Neues Menschentum. Betrachtungen in zwölfter Stunde“ (1931). Und gerade sie gehören zu jenen Werken Kybers, die heute weithin in Vergessenheit geraten sind. Wer heute von Manfred Kyber spricht, der kennt ihn allenfalls als Verfasser humorvoller „Tiergeschichten“ (1912ff.), feinsinniger „Märchen“ (1920ff.) oder skurriler „Grotesken“ (1922). Vielleicht hat der eine oder andere auch „Die drei Lichter der kleinen Veronika“ (1929), den Roman einer Kinderseele, gelesen, vielleicht auch seine in den Sammlungen „Genius astri“ (1918) und „Stilles Land“ (1924) zusammengefaßten wundervollen Dichtungen. Mehr ist es wohl kaum, was wir heute über Manfred Kyber wissen, der in seinem kurzen Leben u. a. auch „Nordische Geschichten“ (1908), Novellen unter dem Titel „Im Gang der Uhr“ (1922) und eine „Einführung in das Gesamtgebiet des Okkultismus“ (1923) geschrieben hat. Gerade seine Bücher über Tierschutz und Menschentum aber sollten in einer Zeit wieder gelesen werden, in der von Umweltschutz, bedrohter Tierwelt und verlorenen Paradiesen so viel die Rede ist. Vieles, was Manfred Kyber vor einem halben Jahrhundert den Menschen „in zwölfter Stunde“ vorgehalten hat, ist heute durchaus nicht weniger aktuell als damals. Freilich setzt die Bekanntschaft mit dem Gedankengut Manfred Kybers die Neuauflage seiner Bücher voraus. Selbst über ihn, den Menschen und sein Werk, gibt es heute auf dem Büchertisch lediglich ein bescheidenes Brevier (Erik Thomson: „Manfred Kyber, Leben und Werk“, Verlag „Der Karlsruher Bote“, Kurt Rüdiger, 1960, 21966). Sonst ist es still geworden um Manfred Kyber, still bis auf die Tatsache der Existenz eines im Jahre 1977 in Carlsberg in der Pfalz gegründeten „Manfred-Kyber-Aktionskreises“, dessen Ehrenpräsidentin die Witwe Manfred Kybers, Elisabeth Kyber-von Boltho, ist, und der seine Aufgabe darin sieht, im Geiste Manfred Kybers für ein geistig und sittlich vertieftes Leben, für den Schutz des Menschen, für Tierschutz- und Umwelterhaltung sich einzusetzen.

Kurz vor seinem frühen Tode wurde Manfred Kyber noch eine Ehrung zuteil, die ihn sehr bewegt hat. Im Jahre 1930 nämlich erhielt er vom „Bureau International Humanitaire Zoophile“ in Genf den Welttierschutzpreis für literarische Arbeiten zugesprochen. Die  Witwe  Manfred Kybers, Elisabeth Kyber-von Boltho, die sich als Dichterin und Malerin einen neuen Namen gemacht, in der Presse zu Fragen der Entsittlichung unserer Zeit, zur Vivisektion von Tieren zu Forschungszwecken Stellung genommen und dem Werk ihres Mannes in zahllosen Artikeln in Tageszeitungen und Zeitschriften gedient hat, durfte am 25. Januar 1982 in Heilbronn, wo sie ihren Wohnsitz hat, in geistiger Frische ihren 100. Geburtstag begehen.