Biographie

La Baume, Wolfgang

Herkunft: Danzig
Beruf: Prähistoriker, Naturwissenschaftler
* 8. Dezember 1885 in Wurzen, Kr. Grimma/Sachsen
† 18. März 1971 in Ludwigshafen/Bodensee

In Magdeburg, Ilfeld am Harz und in Wolfenbüttel besuchte Wolfgang La Baume die Gymnasien. Von 1903 bis 1907 studierte er an der Universität Jena, an der Bergakademie in Freiberg/Sa, und an der Berliner Universität vor allem Naturwissenschaften. Nach seiner Promotion 1908 in Berlin mit dem „Beitrag zur Kenntnis der fossilen und subfossilen Boviden“ wurde er Assistent am Staatlichen Museum für Naturheilkunde in Berlin bis 1910. Während dieser Zeit erschien seine Doktorarbeit 1909 als Band 12 der „Schriften der naturforschenden Gesellschaft Danzig“. Das dürfte für seine Berufung an das Westpreußische Provinzialmuseum in Danzig ab 1911 mitbestimmend gewesen sein. Dort wurde er 1913 Abteilungsleiter der Naturkundlichen Abteilung und Kustos. Zehn Jahre später übernahm La Baume als Direktor die Leitung des inzwischen umbenannten Museums für Naturkunde und Geschichte in Danzig, bis er 1938 einem Ruf nach Königsberg/Pr. folgte.

Im Westpreußischen Provinzialmuseum hatte er ab 1913 auch die Aufgaben, die Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer zu betreuen. Der Naturwissenschaftler wurde Vorgeschichtler. An der Technischen Hochschule Danzig, Abteilung für allgemeine Wissenschaften, habilitierte sich Wolfgang La Baume 1924 für das Fach der vorgeschichtlichen Archäologie, wurde dort Privatdozent und 1928 zum außerordentlichen Professor berufen. Im selben Jahr ernannte ihn die Albertus-Universität in Königsberg/Pr. zum Honorarprofessor. Dieses Beispiel zeigt, daß das außerhalb des Deutschen Reiches zu einer Freien Stadt gewordene Danzig mit Deutschland den Kontakt behalten hatte und die Wissenschaftler über die Grenze zur damaligen „Insel“ Ostpreußen hinweg zusammenarbeiteten.

Besonders auf dem Gebiet der Vorgeschichte hielt Professor La Baume engen Kontakt zu den großen Museumssammlungen in Berlin, Stettin, Elbing, Königsberg/Pr., Posen und Breslau. Bald war er als „geschickter Organisator des Ausgrabungswesens“ anerkannt, der an der unteren Weichsel in Zusammenarbeit mit anderen eine vorbildliche Denkmalpflege aufbaute.

Schon 1920 verfaßte er eine Übersicht über die Vorgeschichte von Westpreußen und veröffentlichte 1934 seine Untersuchung über die Urgeschichte der Ostgermanen, eine Übersicht über die germanischen Funde in Ostdeutschland von der jüngeren Bronze- bis in die Völkerwanderungszeit. La Baume übernahm 1923 den Vorsitz der von ihm gegründeten „Danziger Gesellschaft für deutsche Vorgeschichte“, ab 1927 die Fachgruppe für Vorgeschichte im Westpreußischen Geschichtsverein. Von 1924 bis 1938 gab La Baume die „Blätter für deutsche Vorgeschichte“ heraus, anschließend in Königsberg die Zeitschrift „Altpreußen“. Wesentlich beteiligt war er an dem Gemeinschaftswerk „Das Weichsel-Nogat-Delta“ von Bertram-La Baume-Klöppel, 1924, und gab, zusammen mit Carl Engel, das Kartenwerk „Kulturen und Völker der Frühzeit im Preußenland“ (1936) mit einem 1937 erschienenen Erläuterungsband heraus.

Als Direktor des 1938 von der ostpreußischen Provinzialverwaltung neugeschaffenen Landesamtes für Vorgeschichte unterstand Professor La Baume auch das Königsberger Prussia-Museum und die sogenannte vorgeschichtliche Denkmalpflege für Ostpreußen, einschließlich des Regierungsbezirks Westpreußen. Er verließ damals Danzig nach 27jähriger Tätigkeit. Doch die vielfältigen Kontakte blieben bestehen. An der Königsberger Albertus-Universität hatte La Baume vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mehrere Semester vertretungsweise das Fach Zoologie wahrgenommen. Im Jahre 1939 wurde ihm die Vertretung des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte anvertraut. Von 1945 bis 1950 war er in der Denkmalpflege am Schleswig-Holsteinischen Museum vorgeschichtlicher Altertümer in Schleswig tätig. Anschließend übernahm er 1951 die Leitung der Fachgruppe für Vorgeschichte des Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrates in Marburg/Lahn. Bereits in Danzig und später in Königsberg hatte er sich mit der Denkmälergruppe der Haus-, Türen- und Gesichtsurnen beschäftigt. Aber erst 1963 erschien seine Monographie über die „Pommerellischen Gesichtsurnen“, da sein erstes Manuskript mit vielen hundert Abbildungen 1944 beim Luftangriff auf Königsberg, zusammen mit anderen Forschungsergebnissen, vernichtet worden war. Dieses Werk erschien als Band 17 der „Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer des römisch-germanischen Zentralmuseums zu Mainz“. Es ist die Zusammenfassung jahrelanger Forschung über die kulturgeschichtliche Bedeutung der früheisenzeitlichen Kultur Nordostdeutschlands. Sie bringt auch Studien zur Bedeutung der sogenannten Hausurnen, die mit den Gesichtsurnen zusammen auftreten und ausschließlich im nordischen Kreis vorkommen. La Baume bringt damit einen eindeutigen Beweis für die Zugehörigkeit der Gesichtsurnenkultur zum germanischen Kulturkreis seit der frühen Eisenzeit. An anderer Stelle veröffentlichte er Arbeiten aus seinen letzten Forschungsjahren, die die Grenzgebiete zwischen Naturwissenschaft und Vorgeschichte betrafen, wie z.B. die Frühgeschichte der Kulturpflanzen und Haustiere, die vorgeschichtliche Technik des Spinnens und Webens sowie die Technik der Stein-, Bronze- und Eisenbearbeitung.

Professor Dr. Wolfgang La Baume war Ehrenmitglied des Westpreußischen Geschichtsvereins, der Elbinger Altertumsgesellschaft und des Schlesischen Altertumsvereins. Zu seinem 70. Geburtstag erschien die Festschrift von Otto Kleemann: „Documenta archaeologica Wolfgang La Baume dedicata“. Die Landsmannschaft Westpreußen verlieh Wolfgang La Baume 1964 den Westpreußischen Kulturpreis.

Lit.: Albert Wangerin: „Beiträge und Dokumente zu Geschichte der Technischen Hochschule Danzig 1904-1945“, Hannover 1979. Ernst Bahr in „Altpreußische Biographie“, Band HI/1975. Das Ostpreußenblatt vom 6.2.1965 und DER WESTPREUSSE vom 17. 2.1955 und 5.7.1964.

Abb.: Federzeichnung von Waldemar Mallek