Biographie

Landsberger, Franz

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Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Kunsthistoriker
* 14. Juni 1883 in Kattowitz/Oberschlesien
† 17. März 1964 in Cincinnati/USA

Der Kunsthistoriker Franz Landsberger, von Günther Grundmann als „ein führender Mann des Breslauer Kulturlebens“ bezeichnet, war Jahrzehnte hindurch eine Schlüsselfigur in Schlesien überhaupt. Freunde und Mitarbeiter, so der gleichfalls nach den USA emigrierte Professor Ernst Scheyer und der Museumsdirektor Professor Dr. Erich Wiese, der auch einen anrührenden Nachruf auf Landsberger geschrieben hat, würdigten mehrfach seine Leistungen. Landsberger selbst hat noch kurz vor seinem Tode in dem Beitrag „Bilder steigen in mir auf“ für den von Herbert Hupka herausgegebenen Sammelband „Meine schlesischen Jahre“ eine Huldigung vor allem der Stadt Breslau geschrieben, mit der ein wesentlicher Teil seines Lebens auf das engste verbunden war. In Breslau hat er Jahre seiner Kindheit verbracht, 1903 am Magdalenen-Gymnasium sein Abitur gemacht und nach Studien in Berlin, Genf und München in Kunstgeschichte promoviert und schließlich von 1912 bis 1933 an der Universität gelehrt. Aktiv im Kunstleben und in der Kunstpflege, verfaßte er, „von dieser ganzen Bewegung mitgerissen, ein eigenes Buch über Breslau, und die Sammlung ,Berühmte Kunststätten‘ veröffentlichte es als ihren 75. Band. Man denke, 74 Städte waren bereits gefeiert worden, ehe es Breslau gelang, in diese Reihe eingefügt zu werden“.

„Das neue Interesse für Breslau, ja für ganz Schlesien, hatte den Wunsch nach einer eigenen Zeitschrift (Schlesische Monatshefte, Blätter für Kultur und Schrifttum der Heimat) entfacht, in der ich zunächst nur den künstlerischen Teil übernahm. Seit 1926 redigierte ich aber die ganze Zeitschrift. Sie war vom Kulturbund Schlesien herausgegeben und erfreute sich der Unterstützung der Stadt, der Provinz, des Oberpräsidiums und des Preußischen Kultusministeriums.“ Landsberger gewann die bedeutendsten Schlesier als Mitarbeiter und schrieb selbst vor allem über bildende Kunst. August Scholtis hebt in seinem Erinnerungsbuch „Ein Herr aus Bolatitz“ dankbar hervor, daß Landsberger zusammen mit dem Leiter der Schlesischen Funkstunde, Fritz Walter Bischoff, einen Novellenpreis begründete, den als erster August Scholtis gewann, „ein bisher ganz unbekannter Mann, der eine etwas bizarre, aber sehr ursprüngliche Novelle geschrieben hatte“ (Landsberger).

Die bedeutendsten Veröffentlichungen, noch in Deutschland, sind: In der Reihe „Junge Kunst“ das Bändchen „Impressionismus und Expressionismus“, 1919, mit sechs Auflagen in drei Jahren, „Die Kunst der Goethezeit“, 1932, und der Beitrag über „Altschlesische Malerei“ in „Die Kunst in Schlesien“, 1927. Landsberger, angefeindet und seines Professorenamtes enthoben, ging 1933 nach Berlin, wo er im Jüdischen Kulturbund Vorträge hielt und versuchte, sich als freier Schriftsteller über Wasser zu halten. Von 1933 bis 1935 war er Direktor des Jüdischen Museums in Berlin.

1938 wurde er ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, 1939 emigrierte er nach England, dann nach Cincinnati (Ohio). Dort wurde er Mitglied der Fakultät des Hebrew Union College und war zehn Jahre, bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1957, Kurator des Jewish Museum. In den USA erschienen die beiden Bücher „A History of Jewish Art“ und „Rembrandt, the Jews and the Bible“.

Franz Landsberger schloß seinen Erinnerungsbeitrag: „Um nicht als lebender Leichnam‘ durch die Straßen Breslaus zu wandern, verließ ich die Stadt und zog nach Berlin. Und als auch dort immer neue und immer schwerere Verfolgungen ausbrachen, ging ich nach England und endlich nach Amerika. Als ich im Herbst 1933 Breslau verließ, schwor ich mir, diese Stadt ein für allemal zu vergessen. Aber dann hörte ich von dem furchtbaren Schicksal, das Breslau am Ende des Zweiten Weltkrieges betroffen hat. Die Dom- und die Sandinsel zerstört, die herrliche Kreuzkirche schwer beschädigt, die Gemäldegalerie verbrannt, das Kunstgewerbemuseum dem Erdboden gleichgemacht, der ganze Süden der Stadt ein Trümmerhaufen. Nicht einmal der Name Breslau wurde beibehalten; heute heißt es Wroclaw und steht unter polnischerHerrrschaft. Da stiegen in mir, von Jahr zu Jahr lebhafter werdend, die Bilder auf, die mir einst Breslau so lieb gemacht hatten."